Full text: Das Leben Philipps des Großmüthigen, Landgrafen von Hessen

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Wilhelms des Mittleren aus. Wegen des ersten hatte 
er mehrere Verhandlungen mit dem Gesandten des 
Pabstes Aleranders VI., dem Kardinal Raymund Pcge- 
randi, schon 1502 zu Erfurt, wodurch den Aebten von 
Fulda, Korvei, Breidelar, ArnSburg und Haina, dem 
Prior von Hirtzenhain, dem Dechanten zu Kassel und 
andern Prälaten aufgegeben wurde, alle Klöster in Hessen 
zu untersuchen und ihrem eigentlichen Zwecke näher zu 
führen, und als der Legat im folgenden Jahre zu Kassel 
selbst erschien und auf seiner Rückreise Frankenberg be 
rührte: so wurden ihm zum letztenmal vor der großen 
Kirchenverbesserung alle als Stellvertreter des Pabstes 
gebührende Ehren erwiesen. Die Bürger, nachdem sie 
ihre Häuser mit Tüchern geschmückt, die Priester in den 
festlichen Meßgewändern mit dem Sakrament, die Schü 
ler in Procession, alle mit Kerzen und Fahnen gingen 
ihm bis zur Edder entgegen und empfingen Segen und 
Ablaß. Was das zweite betrifft, so forderte Wilhelm 
von allen seinen Städten über ihre Gewohnheiten und 
alten Gebräuche einen versiegelten Bericht, allein die 
Arbeit selbst kam nicht zu Stande, entweder wegen der 
vielen Schwierigkeiten oder wegen des bösen Willens 
mancher Doctoren des römischen Rechts selbst. Doch 
ordnete der Landgraf neben der von ihm selbst geleiteten 
Kanzlei noch ein Hofgericht über seine Lande in der 
Stadt Marburg an, welches sich jährlich viermal ver 
sammeln und sowohl nach gemeinen kaiserlichen, beschrie 
benen Rechten, als auch nach des Fürstenthums und der 
Landschaft Ordnungen und Gewohnheiten zu erkennen 
und seine Entscheidungen durch die Amtmänner, Schult 
heißen und Landvoigte auszuführen hatte. Auch empfahl 
er das Hofgericht noch in seinem letzten Willen als ein 
Asyl für Arme und ein Kleinod seines Landes und ver-
	        
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