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schweig, Albrecht von Mecklenburg, den Gesandten von
Trier, Cöln und Pfalz, und beschieden die Protestirenden
zu einem gütlichen Vergleich auf Sonntag den 9. August
in das Capitelhaus des Domstiftes. Nach vielem Drängen
in den Schooß der Kirche wieder zurückzukehren, indem
man sich billig darüber sollte ein Gewissen machen, daß
man sich wider Ordnung der heiligen christlichen Kirche
und wider das Recht von der christlichen Religion son
dern, und die Prediger eigne Schrift und Gesetz machten,
daß man von Gemeiner Versammlung abtrete und denen
zufalle, die wider die heilige Schrift lehrten re., ver
einigte man sich endlich dahin, einen neuen Ausschuß
von beiden Theilen in gleicher, doch geringerer, Anzahl
zu erwählen, und besonders zu Friede und Einigkeit
geneigte Personen dazu nehmen, um von den streitigen
Artikeln sich in Liebe zu unterreden. Während man sich
dadurch unbedeutend näherte, hatte Landgraf Philipp
unvermuthet und heimlich den Reichstag verlassen, er
sparte sich dadurch drei Monate eines kostspieligen
Aufenthaltes „in der Hölle", wie Luther die seinem ge
duldigen Herrn zu Augsburg widerfahrene Behandlung
nannte, und setzte sich in den Stand, jene Maßregeln
zu bereiten, die nachher seine Partei so furchtbar machten.
Der Kaiser hatte nämlich gleich Anfangs erkannt,
wie der Landgraf, der unerschrocken bei einer öffentlichen
Versammlung zu den Bischöfen sagte: „Ihr Herren,
macht Friede, wir begehren's; thut ihr's nicht und ich
muß hinunter, so will ich gewiß einen oder zwei von
den Eurigen mitnehmen!" der mächtigste und gefürch-
teteste Gegner sei. Durch geheime Freunde erfuhr Philipp,
daß der Kaiser ihn beschicken werde, um ihn wegen
früherer Unbilden zur Rechtfertigung zu ziehen. Eilig
stieg er zu Pferd und meldete sich selbst. Auf das Vcr-