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Wesen zu bringen." Zu Parma ward den Gesandten
endlich die Heimkehr erlaubt, Michael Kaden aber, der
vom Landgrafen noch besonders ein Religions-Büchlein
für den Kaiser erhalten hatte, sollte bei Todesstrafe blei
ben und schätzte sich glücklich, in einer eiligen Flucht sein
Leben zu retten.
So endete die Gesandtschaft, worin die Protestanten
zum erstenmal als politische Gegenmacht, als getrennte
Partei im Reich auftraten und sich von ihren Gegnern
lossagten, wenn sie auch die Hoffnung auf Vereinigung
noch nicht aufgaben. Der Landgraf, als er Kadens
Schicksal hörte, bekannte sich in einem ehrerbietigen
Schreiben an den Kaiser zu dem Büchlein, welches, seines
Wissens gerechten, guten und ernstlichen Inhalts, nur
von Unverständigen over Widerwärtigen getadelt werden
könne, und bat, diese Handlung Kaden, der ein armer
Diener sei und viele kleine Kinder habe, nicht entgelten
zu lassen. An den Kurfürsten schrieb er: es sei eine
Gnade von Gott, daß der Kaiser sein Gemüth so offen
gezeigt; viel besser, als wenn er einen halben gnädigen
Bescheid gegeben, und Böseres im Sinne hätte.
Es war natürlich, daß die Protestanten, nachdem
sie einmal den entscheidenden Schritt gethan, an eine
engere Verbrüderung unter einander und an Berathung
gemeinsamer Maaßregeln denken mußten. Deshalb war
auf Betrieb des Landgrafen und der Städte Straßburg,
Ulm und Nürnberg gleich nach dem Speierschen Reichs
tage zu Rotach, im Gebiet von Koburg, eine Versamm
lung gehalten worden, worin man über die Bedingungen
eines Bündnisses berathen hatte, welches alle protesti-
rende Stände gegen Jedermann, mit Ausnahme des
Kaisers und des Reichs, der sie der Lehre oder des
Speierschen Abschiedes wegen angreifen würde, vereinigen