Full text: Das Leben Philipps des Großmüthigen, Landgrafen von Hessen

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Wesen zu bringen." Zu Parma ward den Gesandten 
endlich die Heimkehr erlaubt, Michael Kaden aber, der 
vom Landgrafen noch besonders ein Religions-Büchlein 
für den Kaiser erhalten hatte, sollte bei Todesstrafe blei 
ben und schätzte sich glücklich, in einer eiligen Flucht sein 
Leben zu retten. 
So endete die Gesandtschaft, worin die Protestanten 
zum erstenmal als politische Gegenmacht, als getrennte 
Partei im Reich auftraten und sich von ihren Gegnern 
lossagten, wenn sie auch die Hoffnung auf Vereinigung 
noch nicht aufgaben. Der Landgraf, als er Kadens 
Schicksal hörte, bekannte sich in einem ehrerbietigen 
Schreiben an den Kaiser zu dem Büchlein, welches, seines 
Wissens gerechten, guten und ernstlichen Inhalts, nur 
von Unverständigen over Widerwärtigen getadelt werden 
könne, und bat, diese Handlung Kaden, der ein armer 
Diener sei und viele kleine Kinder habe, nicht entgelten 
zu lassen. An den Kurfürsten schrieb er: es sei eine 
Gnade von Gott, daß der Kaiser sein Gemüth so offen 
gezeigt; viel besser, als wenn er einen halben gnädigen 
Bescheid gegeben, und Böseres im Sinne hätte. 
Es war natürlich, daß die Protestanten, nachdem 
sie einmal den entscheidenden Schritt gethan, an eine 
engere Verbrüderung unter einander und an Berathung 
gemeinsamer Maaßregeln denken mußten. Deshalb war 
auf Betrieb des Landgrafen und der Städte Straßburg, 
Ulm und Nürnberg gleich nach dem Speierschen Reichs 
tage zu Rotach, im Gebiet von Koburg, eine Versamm 
lung gehalten worden, worin man über die Bedingungen 
eines Bündnisses berathen hatte, welches alle protesti- 
rende Stände gegen Jedermann, mit Ausnahme des 
Kaisers und des Reichs, der sie der Lehre oder des 
Speierschen Abschiedes wegen angreifen würde, vereinigen
	        
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