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III. Den Conditionalis (die bedingende Form), als die Form 132
für einen Gedanken, der nicht der Wirklichkeit entspricht, sondern
wo die Wirklichkeit nur angenommen (bedingt) ist.
Gäbe er mir auch seinen Thron, ich thäte es doch nicht.
Er wäre verloren gewesen, wenn er den Stamm nicht ergriffen hätte.
Sie würde fleißiger sein, wenn sie mehr Ueberlegung hätte.
IV. den Imperativ, als die Form für eine von dem Spre- *33
chenden ausgesprochene Bitte, Ermahnung, einen Befehl oder ein
Geheiß.
Geh' und rufe den Bruder. Gib ihm das Buch. Erlaube mir auszu
gehen. Seid fleißiger. Lassen sie uns ausgehen. Treten sie näher.
Von den Mittelwörtern.
Hierzu gehören:
Der Infinitiv und das Participium. Der Infinitiv hat zu- 134
gleich die Begriffsform eines Substantivs und das Partizipium
die eines Adjectivs, so daß sie theils die Natur der Verben, theils
des Substantivs oder Adjectivs annehmend, zwischen diesen Wort
arten gleichkam in der Mitte stehen, und deßhalb „Mittelwörter"
genannt werden.
Die Infinitive, welche das reine unveränderte Verb darstellen, 135
endigen sich sämmtlich auf „en": hören, lesen, geben, fingen.
Supinum nennt man den Infinitiv, wenn ihm die Präpo- 136
sition „zu" vorhergeht:
Er glaubte zu träumen. Er wünschte zu essen. Er befahl anzuspannen.
Er gedachte abzureisen.
Das Supin hat im Satze stets die Bedeutung eines Objects
oder eines Attributes.
Der substantivisch gebrauchte Infinitiv unterscheidet sich von 137
anderen Substantiven, welche abstrakte Begriffe der Thätigkeit
ausdrücken, dadurch, daß er diese Begriffe auf die unbestimmteste
Weise ausdrückt.
Das Laufen erhitzt. Ich bin des Tanzens müde. Er liebt das Reiten.
Die Participien sind dreierlei Art:
a. das Participium des Präsens, mit activer Bedeutung und
sich stets auf „end" endigend: hörend, sehend, wünschend, gebend-
Der hoffende Landmann; die liebende Mutter.