Full text: 60 Jahre Melsunger medizinische Mitteilungen

keiten bei der Sterilisation ein, sodass die Quellstifte in den letzten 
Jahren immer weniger angewendet wurden. 
In dem Schrifttum 1 ) findet man Angaben, dass die Quellstifte aus 
den Stielen von Laminaria, dem Holze von Nyssa und der Wurzel von 
Gentiana hergestellt seien. Auch gewöhnlicher Bade- oder Feuerschwamm, 
zu festen Massen zusammengepresst, hätten zur Anfertigung von Quell 
stiften gedient. 
Badeschwamm wird z, B. besonders in England auf kegelförmige, 
schwach mit Karbolsäure behandelte Körper verarbeitet, welche in vier 
Längen von 4-7 cm in den Handel kommen; Die Kegel besitzen am 
dicken Ende einen Durchmesser von 7,5 bis 11,6 mm, am dünnen Ende 
alle etwa 5,5 mm. Durch das dicke Ende ist ausserdem ein Loch 
gebohrt, durch welches eine Schlinge von rotem Zwirn gezogen ist. 
Legt man die Kegel in Wasser, so quellen sie in etwa 10 Minuten zu 
einer Masse ohne bestimmte Form und Gestalt auf, welche den bisherigen 
Umfang kaum noch erkennen lässt. Es liegt eben nur ein längliches, 
vollgesaugtes Stückchen Badeschwamm vor. Irgendwelchen Druck ver 
mögen diese Kegel nicht auszuüben. 
Die Herstellung solcher Kegel aus Bade- oder Feuerschwamm kann 
nur unter Benutzung eines leicht löslichen Klebstoffes vor sich gehen. 
Ein medizinischer Wert ist an diesen Präparaten nicht zu erkennen. Man 
muss sie vielmehr den antikonzeptionellen Mitteln (Pariser Schwämmchen) 
zuzählen. 
Die sogenannten „Wiener Quellstifte” waren aus Laminariastielen 
gedrechselt, wurden dann mit öl behandelt, um später ganz nach Tischler 
art lackiert und poliert zu werden. Diese Art der Herstellung lieferte 
ein Präparat, welches zwar ein sehr schönes, wohlgefälliges, holzähnliches 
Aussehen besass, den klinischen Anforderungen aber durchaus nicht ent 
sprach. Die Stifte wurden nicht keimfrei geliefert, waren auch durch 
Einlegen in Alkohol nicht keimfrei zu machen. Sie hatten an ihrer 
Quellfähigkeit starke Einbusse erlitten, weil das von dem Gewebe fest 
gehaltene öl und die angewendeten Poliermittel (Schellack, Dammar oder 
andere ITarze) die Feuchtigkeit fast vollständig von dem Gewebe abhielten. 
Die Aufnahmefähigkeit für Wasser war mehr oder weniger, bei dünnen 
*) Fischer und Hart wich. Hägers Handbuch der pharmazeutischen Praxis 
1903. Band 2, Seite 273. 
Pabst und Köhlers. Medizinalpflanzen. Band 1, Seite 149. 
Möller und Thoms. Realenzyklopädie der gesamten Pharmazie 1917. 
Band 8, Seite 78. 
Eulenburg. Realenzyklopädie der gesamten Heilkunde, 4. Auflage. Band 8, 
Seite 140. 
Karsten. Pharmazeutisch-medizinische Botanik. Berlin 1886, Seite 16.
	        
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