selbstverständlich sehr schnell. Die Zufuhr aus dem feindlichen
Auslande hörte gänzlich auf, und man war zunächst nur auf den
Anfall der Inlandsdärme angewiesen. Schon damals hatte man es
sich angelegen sein lassen, den Kuhn sehen Gedanken der Darm
reinigung auch weiter zu nehmen und auf den gewöhnlichen Darm
des Handels auszudehnen.
Es dürfte den meisten Aerzten und Apothekern nicht bekannt
sein, dass der Darm einen sehr wichtigen Handelsartikel abgibt.
Nicht nur der Darm vom Rind und Pferd wird der Technik zuge
führt, sondern auch der Hammeldarm besitzt eine grosse wirtschaft
liche Bedeutung. Erwähnt sei nur, dass der Schweine- und Rinder
darm zur Wurstfabrikation verwendet wurde. Der Dünndarm des
Hammels diente zur Herstellung der bekannten Frankfurter und
Halberstädter Würstchen und ähnlicher Wurstarten. Vom Rinder
darm werden die Goldschlägerhäutchen gewonnen, welche bei der
Herstellung von Schaumgold und Schaumsilber ausgedehnte Ver
wendung finden und in der Ballonindustrie während des Krieges
von ganz hervorragender Bedeutung waren. Weiter sei darauf auf
merksam gemacht, dass alle anderen Sorten Därme zur Herstellung
von technischen Schnüren und Treibriemen verwendet werden.
Zunächst muss man sich doch sagen, dass eine Anstalt, in
welcher derartige technische Erzeugnisse hergestellt werden, wohl
nicht der richtige Ort ist, um gerade chirurgische d. h. keim- und
schmutzfrei, also aseptische Präparate zu gewinnen. Hierzu sei aber
ausdrücklich bemerkt, dass die Herstellung von Katgut unbedingt
mit der Herstellung von Musiksaiten Hand in Hand gehen muss.
Würde eine Anstalt sich nur mit der Herstellung von Katgut
abgeben und auf die Weiterverarbeitung des für Katgut untauglichen
Materials verzichten, so wäre der Preis des Steril-Katgut-Kuhn schon
während des Friedens um das zwei- oder dreifache höher gewesen.
Bei der Herstellung von Kuhnschem Katgut ist diese Frage in der
Weise gelöst worden, dass die Herstellung von Saiten und Katgut
sowie die Keimfreimachung der fertigen Nähfäden von drei, räumlich
von einander getrennten Stellen und von anderen Arbeitskräften
ausgeführt wird. Die Arbeitsräume für Katgut sind mit abwasch
baren Wänden (weissen Kacheln) versehen, Arbeiter und Arbeiterinnen
gehen in weissen Mänteln, bedeckten Kopfhaaren einher und die
meisten Arbeiten werden handfrei, nur mit der Pinzette ausgeführt.
Die Grundregeln der Asepsis sind bei der Sterilisation des Katgut-
Kuhn vollständig durchgeführt. Dazu die ständige Kontrolle der
Arbeiten durch einen Arzt und die Prüfung des Darmes und der
halbfertigen und fertigen Fäden im chemisch - bakteriologischen
Laboratorium.