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Nebenreaktionen
Unmittelbare Sofortreaktionen sind Temperaturerhöhung, Schüttelfrost,
Erbrechen, Übelkeit, Dyspnoe, Urticaria, Rückensdimerzen, Symptome, die
man jedoch von Infusionen colloidaler Lösungen, z. B. auch von Blutüber
tragungen kennt. Die Erhöhung der Temperatur ist die am häufigsten
beobachtete Nebenreaktion, die auch am intensivsten untersucht wurde, ohne
daß jedoch eine befriedigende Lösung gefunden werden konnte.
Beispielsweise besteht keinerlei Beziehung hinsichtlich der verwendeten Sub
stanzen. Die Vermutungen von Shafiroff und Mulholland (32), daß die je
weilige Temperaturerhöhung einer übermäßigen Oxydation nach der Fettver
abfolgung entspricht, treffen nicht zu, da die gleichzeitige Gabe von Heparin
keine erhöhte Fieberreaktion bewirkt, obgleich diese Substanz als „Clearing
factor“ wirkt und Fett beschleunigt aus dem Blutstrom entfernt (Becker 9).
Eine Bekämpfung dieser Temperaturerhöhung mit Antihistaroinica blieb
ebenfalls erfolglos (Wdddell 33). Eine Beschleunigung der Infusionsgeschwin
digkeit, sowie eine zu hohe Fettkonzentration lassen die Rate der Neben
reaktionen schnell ansteigen. Außerdem ist es interessant zu beobachten, daß
Emulsionen, die keine Phospholipide als Stabilisatoren enthalten, öfter Col-
loidreaktionen hervorrufen.
Die bisherigen Erfahrungen mit LIPOFUNDIN zeigen eine gute Verträg
lichkeit des Präparates. Die beobachteten leichten Nebenreaktionen schränken
seine Anwendung nicht ein, da diese Reaktionen in ähnlicher Form auch nach
Bluttransfusionen beobachtet werden.
Lediglich bei schwerer Cyanose und Dyspnoe sollte die Infusion unter
brochen werden und mit verlangsamter Infusionsgeschwindigkeit wieder fort
gesetzt werden. Schwere Nebenreaktionen mit Blutdruckabfall oder Schock
zuständen sind bisher in 1 °/o der Fälle bei nicht ganz sorgsamer Abgrenzung
der Kontraindikationen beobachtet worden. Die leichteren Nebenreaktionen
bedürfen keiner besonderen Behandlung; sollte es jedoch wider Erwarten zu
einem schweren Zwischenfall kommen, so ist die intravenöse Gabe von Pred
nison oder Prednisolon bzw. von 5—10 000 Einheiten Heparin zu empfehlen
In diesen Fällen ist für das Auftreten von leichteren Nebenreaktionen eine
anfänglich zu hohe Infusionsgeschwindigkeit verantwortlich. Eine genaue Be
achtung des Dosierungs-Schemas ist deshalb notwendig.
Klinik und Laboratorium
Bei Verabreichung von bis zu 7000 ml LIPOFUNDIN wurden keinerlei
generelle Veränderungen der hämatologischen und chemischen Blutbefunde
beobachtet. Es trat keine Abnahme des Hämoglobins und keine Brom-Sulfalein-
Retention ein. Ein leichter Anstieg der Labdlitätsproben und des Serum-