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wahrscheinlich in absehbarer Zeit für medizinische Zwecke zur Verfügung
stehen.
Zum Schluß sei noch ein Wort zu der Gewebsverträglichkeit der Kunst
stoffe gesagt:
Oppenheimer und Druckrey wiesen in ihren Arbeiten nach, daß nach
Versenkung fast aller Arten von Kunststoff-Filmen in die Bauchhöhle von
Ratten und Mäusen es nach mehreren Monaten zur Bildung sarkomartigen
Gewebes kam. Während Druckrey auf Grund dieser Beobachtung den Schluß
zieht, daß die im Rattenversuch als cangerogen gefundenen Kunststoffe
für humane Zwecke nicht verwendet werden sollen, schreibt Oppenheimer
wörtlich;
„Es muß nochmals betont werden, daß bis jetzt kein Fall berichtet
wurde, in dem die Versenkung eines Plastikfilms im menschlichen
Körper zu einem bösartigen Tumor führte.“
Hierzu ist zu bemerken, daß in Amerika seit ca. 15 Jahren im größeren
Maßstab Nylonfäden, Polyäthylen-Folien und auch PVC-Schläuche in der
Ghirurgie zur Anwendung kommen. Da es sich in Amerika bei fast jedem
vierten Operierten um einen Krebskranken handelt, müßten bei cangerogener
Wirkung des Nylons doch mindestens schon Fälle von Metastasen-Bildung
um den versenkten Fremdkörper im menschlichen Gewebe bei Patienten
beobachtet worden sein, die an einem Carcinom operiert wurden.
Wie ich mich jedoch persönlich bei amerikanischen Firmen, die Nylon
fäden hersteilen, und bei amerikanischen Chirurgen, die diese Fäden ver
wenden, erkundigen konnte, kann ich die oben erwähnten Angaben von
Oppenheimer nur bestätigen und die auch von vielen deutschen Wissen
schaftlern vertretene Ansicht anführen, daß die im Ratten- und Mäusever
such mit cangerogenen Stoffen gemachten Erfahrungen nicht ohne weiteres
auf den Menschen übertragen werden können, da es besonders von Ratten
bekannt ist, daß sie außerordentlich leicht auf Reize der verschiedensten
Art mit der Bildung sarkomartigen Gewebes reagieren.
Soweit mir bekannt ist, hat die Kunststoff erzeugende und liefernde
Industrie in ihren Laboratorien und in neutralen Universitäts-Instituten in
ganz großem Maßstab Versuche angelegt zur Klärung der Frage, ob über
haupt und gegebenenfalls welche Art von Veränderungen nach der Implan
tation von Kunststoffen im tierischen Körper entstehen. Vor Beendigung
solcher kritischer Versuche ist eine Diskussion über die Gewebsreaktion auf
Kunststoffe gar nicht möglich.
Welche Erfahrungen und Beobachtungen über das Verhalten des mensch
lichen Gewebes gegenüber Nylonnetzgeweben vorliegen, berichtet Vonout in
seiner Arbeit in Nr. 40 des Zentralblattes für Chirurgie, Jahrgang 78, auf
die auch Speier anschließend näher eingeht. Auch diese Ausführungen be
stätigen die Mitteilung Oppenheimers, daß es im menschlichen Körper zu
keiner pathologischen Gewebsreaktion kommt.