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Durchmeffer Stärkebezeichnung Zugfeßigkeit
0 1,5 kg
I 4,2 kg
Carnoßl 0,40 mm
Steril-Katgut-Kuhn 0,40 mm
Carnofil 0,65 mm
Steril-Katgut-Kuhn 0,65 mm
Carnofil 0,85 mm
Steril-Katgut-Kuhn 0,85 mm
3 3,0 kg
5 9,6-11,0 kg
5 6.25 kg
7 mehr als 13 kg
Wenn nun in der Zufammenfaffung der Arbeit noch gefchrieben wird,
daf) das Carnofil „kräftig und regelmäßig ßark“ iß, da „ein Faden von
2,5 m Länge der Stärke 5 erß bei einer Beladung von 12'/j Pfund reißt",
fo bedeutet dies, daß der Bearbeiter diefer Fragen die Forderungen
iiberfieht, die heute an ein vollwertiges Katgut geßellt werden.
Die hier feßgeßellte geringe Zugfeßigkeit der Carnofilfäden wird audt
feitens der Herfieller-Firma indirekt zugegeben, fonf! hätte fie ßch nicht zu
der Mitteilung verpflichtet gefühlt, die als Fußnote der Arbeit beigegeben
ift, daß „inzwifchen weitere große Fortfehritte bezüglich der Zugfefiigkeit
gemacht" wurden.
Die Angaben über die Nachprüfung der Sterilität des Carnofils
laffen erkennen, daß die Unterfudiungen nicht fo vorgenommen fein
dürften, wie es nach dem heutigen Stande der Wiffenfchaft hätte ge-
fchehen müffen, um ein einwandfreies Urteil abgeben zu können. Nach
Angaben in der Arbeit von Collier wird das Carnofil mit weit ftärkeren
Jodlöfungen behandelt als das Katgut. Demzufolge wird es auch vielmehr
Jod als das Katgut abforbieren. 1(1 bei einer fachgemäßen Nachprüfung
der Sterilität des Katguts unbedingt notwendig, daß vor der Bebrütung
des Katguts das Jod und andere in dem Nahtmaterial enthaltene Des
infektionsmittel reßlos entfernt werden, fo muß dies felbßverßändlich
auch bei dem ßark jodhaltigen Carnofil gefchehen. Es iß dies eine an
ßch felfaßverßändliche Forderung, aber die Praxis lehrt, daß jene doch des
öfteren nicht erfüllt wird, ln der Arbeit felbß iß auffallenderweife nidit
angegeben, ob und auf welche Weife die Entgiftung des Materials vor
genommen worden iß. Wenn bei der Nachprüfung der Sterilität des
Carnofils die KontroIIröhrchen kein Bakterienwachstum aufwiefen, fo
braucht daraus nicht gefchloffen zu werden, daß das Carnoßl an ßch
keimfrei gewefen iß. Ein Bakterienwachstum könnte deshalb nicht aufge
treten fein, weil das im Carnofil enthaltene Jod ein folches verhindert.
In der Arbeit von Schmidt-Lange iß auch die Frage der Anaphy-
laxiegefahr geßreift worden. Es wurde feßgeßellt, daß durch das Carnoßl
bei Meerfchweindien ein anaphylaktifcher Zußand erzeugt werden kann.
Alfo dürfte - im Gegenfatz zu der in der Zufammenfaffung der Arbeit
vertretenen Meinung - doch eine Gefahr für den Menfchen beßehen.