Full text: 60 Jahre Melsunger medizinische Mitteilungen

des Blutes Gewicht gelegt werden. In diefen Fällen find kleine nach 
kurzen Abhanden wiederholte Mengen Blut ausreichend und auch vor 
zuziehen. Betrachten wir nun die Unterfchiede zwifchen diefen beiden 
Kategorien; 
1. Bei ganz großen Blutungen tut äußerße Eile not, um eine 
Blutmenge, welche der verlorenen gleichkommt, fchnellftens zu injizieren; 
was nützen z. B. 100 oder 200 g Blut, falls der wirkliche Blutverluft 
mehr als zwei Liter beträgt? 
Um eine folche Transfufion in großen Mengen vorzunehmen, muß 
man auf mehrere Spender zurückgreifen, muji ferner allen Schwierigkeiten 
eines möglichen Arterien- oder Venen-Kollapfes begegnen und fich eines 
Spezialinßrumentes zur Bluttransfußon bedienen (Apparate nach Jube 
oder Tzanck). Es iß dann auch möglich, bei folchen Mengen ohne anti- 
koagulierende Mittel zu arbeiten, da diefe bei folch großen Blutmengen 
felbft gefährlich werden könnten. 
Die Methode von Beth-Vincent, um die Blutgruppe der verfchiedenen 
Spender genau feßzußellen, ifi abfolut genügend und in einigen Augen 
blicken ausführbar. 
Diefe Bluttransfufion in großen Mengen, welche meifiens fehr fdmell 
angewandt werden muß, bedingt natürlich eine forgfältige Vorbereitung. 
Ihre Refultate find dann auch ßets fehr gut; ße rettet;Menfchenleben; 
kein anderes Heilverfahren gibt es, um fie zu erfetzen. 
2. Bei den anderen oben genannten Indikationen (Blutarmut ufw.) 
find die gegebenen Bedingungen ganz andere. Die Transfuflonsdofen 
find kleiner als 200 g, und außerdem ifi auch eine große Eile nicht 
nötig. Der Zugang zu den Venen ifi immer möglich. Falls man nun 
einen Spezialbluttransfufionsapparat nicht zur Hand hat, kann man irgend 
eine andere beliebige Methode anwenden, dadurch, daß man das Blut 
vermittels antikoagulierender Zufätze haltbar macht (Zitratbluttransfufion 
oder Zufatz von Novarfenobenzol), Die Methode nach Bet-Vincent zur 
Fefifiellung anormaler Hämolyßne gibt nicht mehr die unbedingt not 
wendigen Garantien; es ifi dann vielmehr vorzuziehen, eine direkte 
Fefifiellung zu machen und zwar, indem man das Serum des Empfängers 
mit den Blutkörperchen des Spenders in Verbindung bringt. Unter folchen 
Bedingungen ßnd die Refultate der Transfufion nicht immer gleichmäßig 
und man erfetzt oder ergänzt deshalb fehr oft diefe Behandlungsart 
durch Anwendung anderer therapeutifcher Mittel (Kalbsleber, Kalzium 
chlorat., Hypophyfe). 
Im ganzen genommen ßnd dies die unter fich ganz verfchiedenen 
Indikationen der Bluttransfußon, die beßimmend find für die Wahl der 
Bluttransfußon in großen Mengen oder der Transfußon in kleineren 
Dofen, welch letzterer man den Namen »Homohämotherapie« gegeben hat.
	        
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