daf) die (lerile Gelatine für die Verwendung zu Injektionen am Menfdien,
vom gefunden Schlachttier frifch und (teril gewonnen und auf einwand
freiem Wege in die Klinik geleitet werden müfite.
Auf feine Veranlaffung griff die chemifche Fabrik Merck in Darm-
fladt die Fabrikation der Gelatina (ierilifata auf und lieferte nach Kuhns
Vorfchriften diefelbe frifch aus dem Schlachthaus zu Darmfladt in die Klinik.
In weiteren klinifchen Arbeiten (Kuhn: Gelatina (Ierilifata, Thera-
peutifche Monatshefte 1907, April; Kuhn und Röfiler: Tetanus und
Katgut, Deutfdie klin.-therapeut. Wochenhefte Nr. 46 und 47, 1906) lieferte
K. dann noch weitere Beiträge zu diefer Frage.
Diefe Gelatina (Ierilifata wurde die Mutter des modernen Steril-
Katgut. Diefes war bei feiner fonftigen tierifchen, chemifchen, phyfikalifchen
und kolloidchemifchen Verwandtfchaft gleidifam die logifche Konfequenz
der Gelatine. Um dies ganz zu verflehen, (ei mit einem Wort an die
Herftellung des Katguts erinnert,
Unfer chirurgifches Katgut ifl in letzter Linie nichts anderes wie
eine Violinfaite.
Diefe Violinfaite ifl ein ziemlich kompliziertes Gebilde. Sie wird
als Produkt einer Kleininduflrie, häufig fogar einer Hausinduflrie, die von
früheren Zeiten her (Ich ähnlich wie die Weberei, in ärmere Gebirgs
gegenden geflüchtet hat (wie hier z. B. in das fächfifche Erzgebirge), von
kleinen Leuten erzeugt. Ihr Ausgangsmaterial ifl der Dünndarm von
Schafen und Ziegen, derfelbe Darm, der unferer Wurflfabrikation (Hefter
würfle, Knoblinchen, Frankfurter Würfle) als Umhüllung dient. Ein folcher
Darm wird nach gewiffen Vorbereitungen (einer ganzen Länge nach in
zwei Hälften fpalten. Diefe zwei Hälften, von denen man eine rechte
und eine linke unterfcheidet, heilen »Saitlinge«, Diefe Saitlinge nun
(das find alfo Darmflreifen von eins, zwei bis drei Querfingerbreite),
dienen als Aufbaumaterial für die Violinfaiten, wie auch für unfer Katgut.
Ein oder zwei oder mehr Saitlinge gedreht oder zufammengedreht, geben
die vermiedenen Nummern der Saiten und des Nahtmaterials.
Es kann nicht überrafchen, daf) K. nach den oben gefchilderten
Beobachtungen, die er an der Gelatine gemacht hatte, feine lebhafte
Aufmerkfamkeit nach diefer Richtung auch dem Katgut-Faden zuwandte.
Es war nach feinen Beobachtungen doch (ehr wahrscheinlich, daf) ebenfo
wie bei der Gelatine, auch beim Katgut (chwer abtötbare Keime in dem
Rohfaden blieben und trotz angeblicher Bearbeitung in die Wunde kamen.
Am meiflen beffärkte ihn in diefer Auffaffung gerade auch die
Beobachtung über Tetanus nach Operationen, zu denen ein Fall in Bologna,
(vergl.; Kuhn: Steril-Rohkatgut, Münchener Medizinifche Wochenfchrift
Nr. 50, Jahrgang 1907) und ein Fall aus der Frauenklinik in Erlangen,
(vergl.; Kuhn; Die pofloperativen Tetanusfälle von Zacharias - Fälle von