Teufel vom Lotterberg nach Breitenau werfen wollte.
Zwei Schanzen flankieren im N. des Berges
Karthause und Mittelhof: ihre Urzelle war viel
leicht auch ein vorgeschichtliches Erdwerk in Verbin
dung mit einem das Tal abriegelnden Schlag- und
Wehrgraben. An Stelle der Karthause bestand
1223—1438 das K l o st e r Eppenberg, von
Ahnaberger Nonnen aus Kassel besiedelt. Sein Ver
fall veranlaßte Landgraf Ludwig, die Stätte nach
Vertreibung der Nonnen 1440 den Karthäusern zu
übergeben, die es St. Johannis weihten. Aus der
nahen Dorfstelle W i m m e n h a u s e n, später drei
Höfen Weymenhausen am bereits erwähnten Bal-
häusergraben, erstand der M i t t e l h o f. Der Bel
wurde als chattische Höhenstätte bereits erwähnt. Ein
Helweg
ging von der B e r g t a n z st ä t t e, dem Baals, aus,
die südöstlich der Kuppe des Heiligenberges heute
noch Bergfesten dient und der Tanzplatz heißt. Es
gibt ein Projekt, ihn als „Thingplatz" auszubauen.
Am Helweg liegen wieder Hügelgräber. Die Höhe
303 (Schnittpunkt Helweg mit heutiger Straße Heß
lar—Beuern) scheint ein alter Kreuzweg zu sein
und ursprünglich den heute auf den angrenzenden
Forstort verlagerten Namen Kissecke (wohl:Kiß-
Egge, im Volksmund „Küß-Ecke", Distr. 45/44)
zu tragen; sie liegt genau östlich vom Bel. Der Hel-
bzw. Renweg fällt in seiner über den Heiligenberg
führenden Teilstrecke mit dem alten Sälzerweg
zusammen, der von den Sooden kommt und über
den Tanzplatz und den R e n t r i e s ch zur Edder-
furt bei Gensungen, dann über Felsberg und durch
die Katzenbach (Kaltenbach) nach Fritzlar führt.
Die Forstorte Kissecke und Finstere Buchen
(Distr. 38), sowie Schergersloch (Distr. 42/41)
leiten über zum
Markwald,
dessen Namensbenennung und Kultur im allgemei
nen eine erheblich spätere ist, wie auch die des
Sundhofes bei Beuern. Silva Marciana heißt
Grenzwald, das Wort „Gränze" selbst kommt erst
im 16. Jahrhundert auf. Als Sturmius 744—747,
nach Norden vordringend, im Fulder Land begann,
die Volksmarken aufzuteilen für Kloster und
König (Kirche und Staat), sank germanische Frei
heit in den Staub. Bon Berg zu Berg, von Fluß
zu Fluß, versteinten seine Boten den neuen „Besitz":
die Feuerstätten auf den Höhen wurden zerstört, die
Heiligen Haine verwüstet. Um diese Zeit, vielleicht
schon um 680, mögen Sendboten Kilians
in diesen Wäldern und auf dem Heiligen Berge der
Chatten die neue Lehre verkündet und eine Holz-
Kapelle errichtet haben ...! In den Markwald
eingebettet lag damals wie heute noch die
Gotteskammer,
deren Kultur wiederum eine wesentlich ältere, wohl
steinzeitliche ist. Gehört der Markwald mit der
Gotteskammer h'eute noch der M a r k w a l d - G e -
nossenschaft Felsberg, so haben wir in
ihnen zugleich aus weite Strecken das Urbild
hessischen Waldes vor uns: verständnisvoll
gepflegten Mischbestand mit reichlichem Unterholz
unter Zurückdrängung der landfremden Fichte bzw.
des sichtenartigen Stangenholzes, dessen vorzugs
weise Aufforstung unser Landschaftsbild entstellt, den
heimatlichen Boden und seine Wasserwirtschaft, sowie
die bodenständige Flora schwer schädigt und un
seren herrlichen deutschen Wald zur H o l z f a b r i k
erniedrigt! Alte Leute sagen, der Wald heiße Got
teskammer, weil Gott dort alles Holz wachsen ließe.
Wir aber wissen heute, was noch vor einem Jahr
Vermutung war, daß wir es mit einem Holle-
Heiligtum unserer Vorfahren, mit einer Frau
Gode-Kammer, zu tun haben. Die Alten wissen noch
von der Weißen Frau zu erzählen, die man sehen
kann, wenn sie die Flachsknoten ordnet; es geht
die Mär um von dem Schimmelreiter ohne Kopf!
Eine Höhle (Kammer) ist unbekannt, nur ein ver
lassenes „Bergwerk". Eine Quelle am S ch e n n o l s-
graben (auch: Schennotsgraben und scherzhaft:
Schwerenotsgraben) — in welchem offenbar ent
stellten Namen das hohl oder holle stecken könnte
und dessen erste Silbe vielleicht dem Stammwort
von Gensungen entspricht, da ich auch die Aussprache
Jennolsgraben hörte — bei Kilometer 63,00 der
Autobahnlinie und eine weitere am Langen Weg
zum Falkenkopf (mythologische Deutung!) sind be
kannt. Bei Kilometer 63,2 4- 50 liegt östlich der
Fahrbahn in ungefähr 30 Meter Entfernung ein
kleines Hügelgrab, dahinter noch mehrere, auch west
lich 63,2 -j- 30 und zwischen Kilometer 63,60 und
63,70 drei größere Hügelgräber, teilweise mit 15
Meter Durchmesser: eines durchschnitten, die anderen
wohl unberührt. Sie liegen direkt an der Auto-
bayn, dahinter noch mehr als 10 weitere. Auch hier
dürste es sich um ein größeres Gräberfeld
handeln. Zwischen Distrikten 25 24. über der Höhe
328,4, liegt das erste auffällige Achsenkreuz in einer
Forstflur Bllhr, in der natürlich wie in Beuern wie
der das uralte bur steckt. Bllhr scheint d i e
ältere Wohnsiedlung der Holle-Leute zu sein,
das heutige Beuern die jüngere, aber auch
schon vor 800 gegründete. Sowohl dieser Forstort
gehört zur Gotteskammer, wie auch ein zweites
derartiges Achsenkreuz über Distrikten 14/20 und
dem Schennolsgraben, bei Kilometer 63,00 der Auto
bahn. Die Stätte ist besonders beachtlich, weil hier
die Hügelgräber liegen, die alt-heilige Quelle bzw.
das Holle-Heiligtum (und eine Höhle?) nicht fern
sein werden. Beuerholz und Hilgershäuser Wald
gehören zum Markwald und von der alten Mal
stätte Melsungen aus führen drei alte Wege zu
den erwähnten Stätten der Gotteskammer, nach
Beuern und Hilgershausen. Der nördliche heißt Beu-
rischer Weg, der mittlere über Hünenstein und
Brand aber Beursgrund bzw. Hilgershäuser
Höhle (!), der südliche schließlich durch die Oberste
Pfingstgemeinde und Bühr der Hilgershäuser Weg.
Unsere Freunde wissen diese Namen zu deuten; sie
künden Bände unserer Urgeschichte! Immer wieder
verweise ich auf die auffallende Parallele mit den
gleichnamigen Stätten der Hollekultur bei dem an
deren Hilgershausen und Kammerbach am W e i ß -
n e r. Der Gottesborn auf dem Meißner ist ein
Godenborn, wie die Gotteskammer eine Goden-Kam-
mer, eine zweite „Hilgershäuser Höhle" barg! Eine
ganze Reihe Gräben und Wälle in ihr sind noch
ungedeutet; der Waldbezirk und insbesondere Forst
ort Bühr bedürfen eingehender Durchforschung. Wer
darüber hinaus deutschen Wald in alter und
unberührter Schönheit kennen lernen will, ummobeu
von deutscher Sage und angefüllt mit zahlreichen
Ueberlieferungen ältester Väterkultur, der besuche
dieGotteskammer!