Full text: Handbuch des Kreises Melsungen (Jahrgang 18.1937)

eidelberger gegründet wurde, zumal sie für uns 
essen lange die am günstigsten liegende und am 
meisten besuchte war. Das ist Erfurt, dessen Uni 
versität von 1392 bis 1816 bestand. Es braucht 
nicht daran erinnert zu werden, daß Martin Luther 
1501 dorthin kam, um auf Wunsch seines Vaters 
Jurist zu werden. 1527 wird die erste protestantische 
Universität gegründet und zwar von Philipp dem 
Großmütigen unsere hessische Landesuniversität Mar 
burg. Kein Wunder, daß von 1527 kaum noch ein 
Hessensohn zum Studium nach Thüringen geht. 
Jeder bringt den größten Teil seiner Studienzeit an 
der Heimatuniversität zu. 
Wer die Namen der Erfurter Studenten aus 
dem Kreise Melsungen ansieht, dem fällt auf den 
ersten Blick der Einfluß der lateinischen Sprache 
aus. Lateinisch ist die damalige Gelehrtensprache, 
lateinisch werden auch die Verzeichnisse (Matri 
keln- geführt, in welche die Studenten eingetragen 
sind. So kommt es, daß nicht nur ein Name 
wie Schwarz zu „Niger" wird und der Schneider 
als „Sartor" und der Schmied als „Faber" er 
scheint, sondern auch gute alte deutsche Namen eine 
lateinische Endung bekommen und dann als Kon- 
radus, Hermannus, Wernherus auftreten. 
Ueber die Namen selbst ließe sich noch mancherlei 
sagen. Doch soll hier nur auf einiges aufmerksam 
gemacht werden. Als Familiennamen erscheinen die 
Ortsnamen Slutyngistorff (Slutwinsdorf 1278, 1402 
als Wüstung im Amt Spangenberg angeführt), 
Elfershausen bei Malsfeld, Wüstefeld (Gutshof bei 
Rotenburg oder Dorf im Kreis Hersfeld), Lauden 
bach bei Großalmerode. Wallenrod (vielleicht 
Wüstung Walmerode bei Niederaula 1331), Meck 
bach bei Hersfeld, Utershausen (Kreis Fritzlar). 
Steinbach (1540 Wüstung im Gericht Morschen). 
Alle diese Orte liegen entweder im Kreise Melsungen 
oder sind nicht allzuweit von diesem entfernt. Hier 
aus geht hervor, daß Leute, die in alter Zeit aus 
ihrem Heimatdorf auszogen, im allgemeinen in der 
Nachbarschaft blieben. Ein lehrreiches Beispiel mag 
noch folgen. Bei Eubach im Amt Spangenberg lag 
einmal ein Ort „Lümerode". 2m 16. Fahrhundert 
war er verlassen. Die Bewohner wurden in ihrer 
neuen Heimat „Limmeroth" genannt, und als solche 
leben noch heute die Nachkommen in Bergheim, 
Landefeld. Obergude und Baumbach. Da nun alle 
diese Leute, die in ihrer engeren Heimat geblieben 
sind, ihre Frauen natürlich nicht in der Fremde 
geholt haben, müßte sich mit Hilfe zahlreicher sol 
cher Beispiele noch heute feststellen lassen, aus wel 
chen rassischen Bestandteilen sich die Urbevölkerung 
von Hessen zusammensetzt. Aber ganz abgesehen 
hiervon, bleiben die Ortsnamen eine wichtige Quelle 
der Familienforschung, vorausgesetzt, daß man vor 
sichtig zu Werke geht. Bei der Häufigkeit mancher 
Ortsnamen ist es natürlich verfehlt, gleich den 
ersten besten Ort als die Heimat seiner Ahnen an 
zusprechen. Zunächst muß doch den Vorfahren ein 
mal gründlich in den Kirchenbüchern. Archiven usw. 
nachgespürt werden, ehe man endlich sagen darf: 
Von hier stammen meine Vorfahren. Dabei dürfen 
auch die im Mittelalter ausgegangenen Orte 
nicht vergessen werden. 
Wer die Vornamen des Verzeichnisses betrachtet, 
sieht nicht nur, daß der Name Johannes in großer 
Anzahl auftritt, wie wir das für die früheren Jahr 
hunderte gewöhnt sind — hier liegen ohne Zweifel 
noch Nachwirkungen der Heiligenverehrung vor —, son 
dern stellt auch fest, daß gleich nach dem Johannes der 
Konrad kommt. Und das wundert uns, da wir doch 
die „Henner" gewöhnt sind. 2m Hersfeldischen und 
Fuldischen ist in den Urkunden derselben Zeit der 
Heinrich dem Konrad zahlenmäßig überlegen. 2st 
das Zufall, oder ergibt sich hieraus, daß schon in 
alter Zeit die Namen der Mode unterworfen wa 
ren? Auch wenn es Zufall sein sollte, so unter 
liegt es doch keinem Zweifel, daß die Namenmode 
keine Errungenschaft der Neuzeit ist. 
a) Aus Melsungen: 
1392 Conradus Bodonis 
1398 Wernherus Slutyngistorff 
1408 Henricus Sungil 
1416 Conradus Milsungen 
1443 2oh. Schoyche 
144-» Hermannus Elfershusin 
1453 Nicolaus Stoer 
Conradus Stoer (Brüder) 
1454 Ernestus Store 
Nicolaus Strucz 
1455 2oh. Koler 
1456 2oh. Koler 
1457 Conradus Cleberch 
2oh. Schaler 
Conradus Crafft 
1458 2oh. Weber 
1465 Heinri.us Rofinblatt 
Foh. Klupphel 
1477 Zacobus Ferber 
1478 Lodewicus Frebel 
Conradus Winter 
1497 Reinhard Wustefelt 
Ludevicus Platz, 1520 Rektor der Universität*) 
1498 Nie. Platz 
1504 2oh. Werner 
1506 Martinus Koler 
1512 2oh. Rosenblatt 
2oh. Eckardi 
1515 2oh. Walter 
1516 Gervicus Deinardi 
1518 2oh. Seuttel 
1541 2oh. Vluth 
1549 2oh. Faberus 
1570 2oh. 2osquinus 
b) Aus Spange nberg: 
1392 Conradus Schabedreyz 
1400 Theodoricus Fabri 
1402 2oh. Schemer 
2oh. Scherrenberg 
1403 Conradus Sartoris 
1404 2oh. Salicis 
1407 2oh. Walten 
1409 2oh. von Spangenberg 
1419 2oh. Weyffyrman 
1437 Hermannus Niger 
1441 Heinricus Ludenpach 
1453 Conradus de Spangenberg 
1455 Henricus Fabri 
1456 Andreas Aschenborner 
Hermannus Gerharts 
1458 äacob Sartoris 
1467 2oh. Wallenrod 
2oh. 2eger 
*) Vorgänger von 2oh. Crotus Rubianus, dem 
berühmten Humanisten und Freund Luthers und 
Huttens.
	        
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