ihn sofort in Bewegung zu setzen, das Gewünschte
herbeizuschaffen und in kürzester Frist vorzulegen.
Wir verstanden uns vorzüglich: er war unübertreff
lich sicher in der Aktenverwahrung und mir stand,
Gott sei Dank, ein gesundes Gedächtnis zur Ver
fügung, um oft auch weit zurückliegende Dinge
inhaltlich rasch gegenwärtig zu haben. Daher war
vorkommendenfalls eine schnelle Uebersicht und
schlanke Abwicklung des Geschäftsverkehrs und
Schriftwechsels möglich. Beide bewährten Kräfte
werde ich als treue Mitarbeiter und brave Menschen
in ehrender Erinnerung behalten, nachdem sie im
Herbst 1934, ein eigenartiges Walten der Vorsehung,
beide am selben Tage und beide infolge eines
Schlaganfalls in die Ewigkeit eingegangen sind.
Koch hat mit mir längere Zeit dem Presbyterium
angehört und auch Jäger war in seiner ev. Reli
gionsgemeinschaft eine führende Persönlichkeit.
AIs weitere Hilfskraft faß damals im Stadt-
büro und einstweilen als technischer Bürogehilfe der
spätere Stadtbautechniker Karl Grebe aus Fritz
lar, geb. 8. 12. 1869. Er war als Straßenmeisters
sohn nach dem Bauschulbesuch 8 Jahre auf der yie-
sigen Kgl. Kreisbau-Fnspektion (später Hochbau-
amt- tätig und wurde unter Bürgermeister Kart
haus auf das Stadtbüro übernommen, da durch
die neue Hochquellwasferleitung und Wegebau eine
weitere Hilfskraft notwendig erschien. Ihm lag die
büromäßige Bearbeitung der stöbt. Bausachen. Bau-
anträge und in Verbindung mit Stadtbauwart Aug.
Gockell auch die äußere Beaufsichtigung in bau
polizeilichen Sachen ob, und nachdem durch Regie
rungsbaumeister Ernst Seckel die Bauabnahmen II
und III auch der Stadt überlassen waren, wurden
auch diese stadtseitig ausgeübt. Grebe verrichtete
aber auch noch andere Stadtbüroarbeiten und Ent
gegennahme von Anträgen in den zahllosen' Dingen
der gewerblichen, berufsgenossenschaftlichen, und dann
auch elektrischen Fragen und Bersicherungsange-
legenheiten wie auch Wald-, Feld-, Obstbau-,
Quellen-, Brunnen-, Schlachthofangelegenheiten mit
Wegebau; daneben war er Rechnungsführer für
die ev. Kirchenrechnung. Auch er hat sich in 3
Jahrzehnten in zuverlässiger Arbeit gut bewährt uno
meine dankbare Anerkennung gefunden und nach
dem er sich am Kolberg beim Forstgarten vor fast
30 Fahren mit seinen Schwestern ein Haus erbaut
hatte, dicht gruppiert mit seinen 2 Mitarbeitern
Wilhelm Koch fund Frau Elise geb. Rosenstock)
und Otto Jäger (und Frau Dina geb. Hoffmann),
die sich ihrer Neubauten nur noch ganz kurz er
freuen konnten, hat auch er sich vor 2 Fahren hier
oben in meiner Nachbarschaft an der Franz Gleim
straße ein Einfamilienhaus mit seiner Frau Ernstine
geb. Hilgenberg errichtet und hier einen Ruhesitz
gesunden.
3m Stadtbüro waren außerdem 1906 noch die
Bürolehrlinge Wilhelm Weinreich aus Kirchhof,
der im Weltkrieg auch nach Kiew kam und jetzt
in Essen (Ruhr) lebt und Christoph Schumann von
hier, der Feldwebel beim F.-R. 69 in Trier wurde
und im Weltkrieg blieb. Später war noch Gehilfe
Heinrich Beisheim aus Mörshausen im Stadtbüro
(jetzt Wiesbaden), und Deist, der im Weltkrieg
fiel. Diese jungen Leute traten gewöhnlich spä
ter beim Militär in Truppenteile oder bei Be
zirkskommandos ein, um zu kapitulieren, auf Be
förderung weiterzudienen und nach 12 Fahren den
Zivilversorgungsschein zu erlangen.
Der Polizeidienst in der Stadt wurde 1906 wahr
genommen von den Polizeisergeanten Andreas und
Bachmann, letzterer folgte noch im selben Fahre
meinem Amtsvorgänger nach Weilburg, dem er sich
verpflichtet hatte, später aber nach Beförderung
doch gern geblieben wäre. Außerdem war Stadt
diener Bässe auf Militäranstellungsschein gleichsam
3. uniformierter und bewaffneter Polizist. Ich fand
sie alle drei schon vor und kam für Bachmann der
aus Insterburg stammende P. S. Mattulat aus
Konstanz am Bodensee von der badischen Polizei
hierher: er fiel als Art.-Wachtmeister im Welt
krieg. Aus Militäranstellungsschein vom Garde-
Füsilier-Regt. wurde August Schreckhase von hier
Pol.-Sergeant. Sädtischer Nachtwächter war Kriegs
veteran von 1870 Heinrich Dörr (alter Tuchmacher).
Baumwärter, in der Landesobstbauanstalt ausge
bildet, war Heinrich Deist von hier (früher Schnei
der), der die Obstpflanzungen und die Baumschule
unter Aufsicht von Magistratsschöffe Heinrich Mar
dorf I (Apfelbürgermeister wie früher Tuchfabrikant
Wilhelm Gleim l, genannt) versah. Die städtischen,
außer dem Kesselberg, in der Feldmarkverkoppe
lung vorgenommenen und in meiner Zeit aus
Neutze's Baumschulen, Kleinenglis, noch erweiterten
Obstbaumpflanzungen, meist Aepfel, aber auch Bir
nen und Kirschen, bestand aus 5000—6000 Bäumen
verschiedenen Alters und wurde ein Ertrag von
7000 Mark (jährlich) wie etwa mehrfach erzielt, in
die Rechnung eingestellt, es gab aber auch ungün
stige Fahre mit 'etwa der Hälfte und gute mit
dem beinahe Doppelten des Ertrags. Feldhüter
waren Heinrich Braun (ch) und August Bechmann
früher Tuchweber), später nach B.'s Ableben
Martin Friedrich (ch) (früher Tuchwalker), der
alte Flurschütze Heinrich Riemann lebt noch als
tzospitalit, geb. 7. 3. 57 in Quentel), und Chri
stian Kothe als Landwirt. Wasserwärter war Blech
schmiedemeister Georg Schanze, der auch die Quel
len im Ohegrund zu beobachten hatte, was später
Aug. Bechmann auch besorgte, dazu gehörte auch
bei Feuersgefahr das Reduzierventil an der Vieh
trifft, das sonst den Wasserleitungsdruck auf 3Vz
Atmosphären beschränkte, aufzureißen, um den vol
len Druck von 7 Atmosphären auf die Hydranten
wirken zu lassen.
Während dieser ersten Zeit in 1906 schritt die
Erbauung des neuen Stüdt. Elektrizitätswerks im
Schleusengebüude weiter fort, um innerhalb Jah
resfrist in Betrieb gesetzt zu werden. Natürlich war
die Bürgerschaft, soweit sie sich anschloß, sehr ge
spannt und konnte die Fertigstellung kaum er
warten. Als daher vor einer Abendunterhaltung
der Frl. Direktorin Elisabeth Lindner'schen (Gene-
ralarztstochter) Mädchenschule die Lehrerinnen Anny
Diederich und Auguste Barthell zu mir kamen mit
der Bitte, ihnen nach einem bestimmten Rhythmus
eine Reihe von Gedichtvortragsstrophen zu verfas
sen, da tat ich dies gern und machte ich mich ab
sichtlich dabei über mich selbst lustig in der Er
wartung, daß dies bestimmt wirken'würde, zumal
ich die in der trockenen Jahreszeit manchmal ge
störte Wasserleitung auch einbezog. Zwei der Stro
phen lauteten:
Elektrisch strahlt die ganze Stadt,
sobald das Werk man fertig hat.
Ob wir das Licht noch leuchten sehn,
Es ist um auf dem Kopf zu steh'n.