burgerstraße, geb. 26. 2. 1846, gest. 19. 5. 1921
hier, der als U.-Off. 1870 im Elsaß das Feuer er
öffnete, überlieferten volkstümlichen Ausdruck, der
um 1850 in der Stadt umging, indem die Bürger
sagten: „Der Baumann war ein Schreiber und
Der Schreiber es ’n Baumann." Das sollte be
deuten, Baumann sei als Rechtskundiger ein Mann
der Feder (wie er ja auch tatsächlich ein sachkundiger
angesehener Mann war, der bei der Regierung viel
galt, und noch als. Amtsvogt der Freiherren Riedesel
zu Eisenbach wirkte), während Schreiber (der Pate
meines Paters, ein praktischer, geschäftskundiger
Mann in jenen unruhigen Zeiten (nachdem Bau
mann niederlegte), allerlei Arbeiten veranstaltete
und so auch z. B. den Kesselbergsmeg in Stand
Stadlförster Philipp Stahl,
der den Lindenberg um 1850 anpflanzte.
setzte und mit Apfelbäumen, die in meiner Fugend
stets reichlich trugen, bepflanzte. Oberer Abschluß die
Linde „bei der Hütte" (Hainbuchen). Diese Arbeit be
sah er noch, kränkelte schon, legte Ende Dezember
1851 das Amt nieder, starb 1854. 1852 kehrte
Baumann, laut Gemeindeordnung von 1834 Berufs
bürgermeister, wieder, ging aber nur zur Stadt
ratssitzung zum Rathaus, wo (außer der von Kfm.
Mart. Hilgenberg einst verwalteten Stadtsparkasse)
(seit 1838) der Stadtschrciber (Broll) arbeitete (Sohn
von Maurermeister Broll, der 1826 unter dem regie
renden Bürgermeister Lotz l die Stadtschule beim
Schloß baute). Stadtkämmerer Samuel Siemon
hatte die Stadtkasse in seiner Wohnung im Schul
haus, Mühlenstraße (jetzt G. Hoffmann's). Broll's
Nachfolger wurde Becker, dem Wilhelm Koch
folgte.
Die Holzverkäufe wurden von mir unter Mit
wirkung des Stadtförsters und der Stadtkämmerei
persönlich abgehalten, bei meinem Amtsantritt noch
durch die Ortsfchelle bekannt gemacht; ich führte
Zeitungsausschreiben ein. Die Kaufgelder waren
vor Abfuhr bis 1. 10. an die Stadtkasse, die da
mals schon aus dem Rathaus war, abzuführen. Dort
amtierte Stadtkämmerer Siemon und als Gehilfe
Martin Finger (seit 1895), später auch Lehrling
Zilch-Körle (jetzt Kreiskrankenkasse), und wurde
da auch die Stadtkrankenkasse verwaltet, die Kas-
senfllhrung war mustergültig. Fn früherer Zeit hatte
der Stadtkämmerer statt Gehalt 2 o/o von Einnahme
und Ausgabe, dies wurde jedoch von Bürgermeister
Gg. Lotz auf 3000 Mark Festgehalt geändert, da
durch Steigerung der Fahresrechnung das Bllrger-
meistergehalt weit übertroffen wurde. Der städtische
Voranschlag in meinem 1. Amtsjahr belief sich auf
rund 162 000 Mark Einnahme und 159 000 Mark
Ausgabe und wurden 140 «/o Einkommensteuer aus
Grund staatlicher Veranlagung erhoben, wovon 100 °/o
die Stadt und 40 % der Kreis erhielt. Die Kreis
kommunalkasse wurde einst von Stadtschreiber
Becker nebenamtlich verwaltet, die er, wie mir sein
Nachfolger Will). Koch, der früher auf dem Kreis
büro wirkte, humoristisch mitteilte, in der Hosen
tasche in einem Beutel trug, da einst das Landrats-
nmt mehr Aufsichtsbehörde der Landgemeinden und
hauptsächlich Staatsbehörde war, während die kom
munalen Aufgaben mehr bei den Gemeinden lagen.
Die Städte wurden vom Kgl. Regierungspräsidenten
beaufsichtigt.
Die Einnahmen aus dem städtischen Grund
vermögen, Pachtgelder. Holzkaufgelder usw. flös
sen natürlich in die Stadtkämmerei wie die Steuern.
Die Städtische Sparkasse war sowohl für die Stadt
wie die Bewohner der Stadt und Umgegend eine
ivichtige Einrichtung. Spareinlagen wurden mit
3Vv 0/0 verzinst und nur erststellige Hypotheken ge
gen 4o/o Zinsen und 1 »/o Abtrag ausgeliehen, Bllrg-
fchaftsdarlehen bis zu 3000 Mark gab es zu 41/2 ° o
auf kürzere Zeit bzw. mit größerem oder beschleu
nigtem Abtrag. Rendant der Städtischen Sparkasse
hier war schon damals 1906, nachdem früher Kfm.
Gg. Krafft (ch hier), in dieser Stelle wirkte, Kfm.
August Kruhm hier von hier, der am 16. 7. 1936
sein 85. Lebensjahr in jugendlicher Frische und
Gesundheit hier feierte und noch in den letzten Fah
ren eine Fahrt nach der Zugspitze in den Bayrischen
Alpen und eine Norwegen-Seefahrt mitmachte. Kon
trolleur war der verst. Ludwig Wickmann von hier,
beide Beamte mit vorbildlicher Sorgfalt, Klarheit
in Schrift und Zahlendeutlichkeit und peinlichster
Genauigkeit in der Geschäftsführung. Nur so Wal
es möglich spätere schwerste Zeiten soweit mensch
liche Kraft es vermochte zu überwinden und einen
Neuaufbau zu ermöglichen. Rendant August Kruhm
war außerdem Geschäftsführer der Ortskrankenkasse
für den Kreis Melsungen (während die für die
Stadt in der Stadtkasse war), die er ebenfalls
hervorragend bis zu seiner Versetzung in den Ruhe
stand verwaltete. Es war ihm stadtseitig gestattet
worden, im Sparkassenraum auch die Kranken-
kassengeschäfte abzuwickeln und war deshalb ein
junger Mann als Gehilfe tätig, der gleichzeitig
Kreiskrankenkassen- und Stadtsparkassenarbeiten
ausführte, in 1906 war dies der von hier stam
mende, spätere Stadtkämmerer und jetzige Stadt
bürgermeister und Obermärker für den Markwald
Zimmermann im nahen Felsberg: später waren als
Gehilfen der jetzige hiesige Kreisbeamte Wenzel aus
Körle und Schneider aus Röhrenfurth beschäftigt.
Kontrolleur Wickmann war außerdem Rcchnungs-
führer des Hospitals St. Georg, dessen Geschäfte er