in Fulda hier eingerichtet war, nach Braun, kom
mener und Hülsmann Kuratus Josef Erb aus
Schleid, der vorher als Kaplan in Großkrotzenburg
war, wo er später als kath. Pfarrer starb, hier
tätig. Zu seiner Zeit diente die provisorisch in der
unteren Steingasse eingerichtete Kapelle mit zuge
hörigem Pfarrhaus in der Brückenstraße 48 den
Zwecken des kath. Gottesdienstes. Damals wurde
die Erbauung einer kath. Kapelle mit Pfarrhaus
eifrig betrieben, und da Höhenlage mit weiter
Sicht gewünscht wurde, kam z. B. auch der Schloth
in Frage, schließlich wurde jedoch ein seither meinem
Vater gehöriges und von ihm für 33 Pfg. das Me
ter verkauftes 20 Ar großes Grundstück an der
neuen Franz Gleimstraße in landschaftlich beherr
schender Lage unter dem Lindenberg und der neu
erbauten Lindenlust als Bauplatz gewählt, der Plan
von Gebrüder Langenberg-Kassel entworfen und nach
feierlicher Grundsteinlegung, bei der Beigeordneter
Kfm. Gustav Keck mich vertrat, da ich verreist war,
der Bau, wie er jetzt steht, ausgeführt. Inzwischen
wurden innere Veränderungen und Verschönerun
gen vorgenommen, zwei zuerst fehlende kleinere
Glocken angeschafft, wovon eine in den Weltkrieg
geliefert und später als Spende durch Erb's Nach
folger. Curatus Dehler (nachher in Apolda, Orb
und Fulda), erneuert wurde und am Treppenvor
bau des Pfarrhauses eine Holzveranda massiv er
neuert.
Das Kgl. Landratsamt im alten Landgrafenschloß
aus 1555 hatte damals Landrat Friedrich von
Aschoff. Generalssohn, geb. 3. 8. 1864 in Rastatt
aus westfäl. Stamm, seit 1902 inne (jetzt als O.-R.-
Rat i. R. in Wernigerode am Harz), seine Ge
mahlin war in Paramaribo Surinam (Holländisch-
Guyana, evangel. Mission) in Südamerika geboren
und überaus eifrig für die werktätige Fürsorge des
Roten Kreuzes, die Krankenpflege, bedacht. 5 Töch
ter zierten das Haus, von denen die älteste einen
hohen Regierungsbeamten v. Reinersdorfs in Er
furt. die 2. einen höheren adligen Offizier Oberst
v. Dornstedt, die 4. auch einen Reichswehr-Offizier,
Sohn des General-Superintendenten Stoltz, die 5.
einen Pfarrer in Tailfingen (Württemberg) hei
ratete, und die 3. Landwirtschaft studierte, den
Doktorgrad erwarb und ein hinterpommersches Rit
tergut verwaltet. Erwähnenswert ist, daß seit 1893
bis 1904 in der ebenfalls im Landgrafenschloß als
Nachfolger von Forstmeister Grosch und vorher Dö-
rinkel wohnenden 1893 aus Heringen (Werra) hier
hergekommenen Kgl. Forstmeisterfamilie Sprengel
(* zu St. Wolfgang) aus althessischem Forststamme
(er studierte einst auf der kurhefsischen Forststu
dienanstalt hier und ch hier 1904), die Gemahlin
gleichfalls aus Amerika gebürtig war und zwar aus
Louisville im Staate Kentucky inNordamerika, obgleich
ihr Bater Mergel! an den Eisenbahnbauten (Via
dukt) 1845/48 hier mitwirkte und auswanderte, und
auch 5 Kinder vorhanden waren, wovon der ältere
Sohn Oberförster in Altenau und Goslar am Harz,
der jüngere Jurist und Finanz-Regierungsrat in
Nienburg und Frankfurt a. M. wurde, die ältere
Tochter nach Voorburg den Haag in Holland (Arch.
van der Cloot Meybürg). die jüngere nach Frank
furt a. M. (Fr. Jäger) auch heiratete, die mittlere
höhere Lehrerin wurde. Hier wirkte 1906, feit 1904,
als Kgl. Oberförster Forstmeister Friedrichs (tzptm.
d. Res. Feld.-Art. 75 Halle/S.) aus Kassel, später
Forstrat an der Regierung in Kassel, dann Forst
meister Euler aus Kaufungen, der aus Naumburg
in Hessen kam. Am Kgl. Amtsgericht hier war
damals 1906 Amtsgerichtsrat Haseloff aus Berlin,
ein tüchtiger Jurist, der große Reisen in die deutsch
besiedelten Gebiete Europas, wie Siebenbürgen,
andere Teile Oesterreich-Ungarns, aber auch in die
europäischen Mittelmeerländer und nach Afrika,
Marokko und Algier machte, außerdem aber auch
ein bedeutender Wanderer in den deutschen Ge
birgen und fanatischer Alldeutscher war, dessen frü
her Tod (49jährig) 1916 wohl nur verhinderte, daß
er als hervorragender Richter an ein Oberlandes
gericht kam. Außer ihm waren ständig noch Asses
soren vorhanden, wie zuerst von Baumbach, später
auch Siemens, dessen Gemahlin eine Tochter von
Rechnungsrat Köhler-Fulda war. ferner Assessor
Stall aus Kassel, später Hochfürstlich-gräflich
Psenburgischer Kammerdirektor in Meerholz dann
Domänen-Regierunqsrat in Kassel, ferner Assessor
Ludwig Israel (Oesterheld) aus Hersfeld, woher
auch seine Gemahlin geb. Dur stammte, später
Amtsgerichtsrat in Gröningen bei Halberstadt und
Landgerichtsrat in Goslar; ein Bruder von ihm war
Stabsarzt in Meiningen, ein anderer Studiendirek
tor in Oberursel und Freienwalde a. d. Oder; seine
Schwester Frau Hauptmann Kochinki wohnt hier.
Laut Pfarrer Biel hier wurde von Pfarrer Sauer-
Mörshausen dort im Kirchenbuch der Ursprung des
alten hessischen Familiennamens Israel entdeckt.
Ein Vorfahr im Pfarramt namens Amelung bat
Gott um Abwendung der Pest, und als dies ge
schah, nannte er sich von da ab Israel (der mit
Gott ringende,. Nachdem aus Steinau (Krs. Schlüch
tern) noch Amtsgerichtsrat Vilmar aus Kassel, ein
vielseitiger Wissenschaftler, da er vor Iura auch
Untere Reihe: 1. Tambour Tuchmacher Christian Rode; 2. Lohgerber Friedrich Stückrath: 3. Metz
ger Konrad Schreckhase: 4. Kfm. Karl Gunkel: 5. Schreiner Friedrich Andreas: 6. Schuhmacher Chri
stoph Kruhm: 7. Ziegeleibesitzer Heinrich Gockell (mit Vollbart): 8. Lohgerber Philipp's, hinter der
Schirne; 9. Schneider Wilhelm Hewig: 10. Schuhmacher Caspar Hofmeister; 11. Schlosser Louis Heer;
12. Metzger Wilh. Gluthe; 13. Webmeister Konrad Kothe; 14. Mühlenbesitzer Friedr. Müller (Wittichs-
mühle); 15. Mühlenbesitzer Konrad Zilch (E. K. II 1870, Bachmühle): 16. Ziegeleibes. Kfm. Gg. Krafft;
17. Färbereimstr. Heinrich Mardorf I; 18. Hptm. Ziegeleibes. Aug. Gockell (E. K. II 1870); 19. Weiß
binder Philipp Sauerwein (Kasinokellner): 20. Schmied Konr. Marth (Monarch): 21. Gastwirt Konr.
Siemon; 22. Buchdrucker Fritz Rös; 23. Schreiner Wilh. Jakob; 24. Schlachter Hefekiel Stern: 25.
Schlosser Heinrich Schmidtkuvz: 26. Schlosser Engelhard Siemon; 27. Tuchmacher Kellerwirt Gg. Bau-
pel; 28. Tuchmacher Konr. Weinreich, Oberalbshausen: 29. Schneidermeister Karl Prack: 30. Buchbin
der Hornist Salomon Goldschmidt.
Die Feuerwehrmänner mit Helm und Nackenleder waren Steiger, die Feuerwehrmänner mit Helm
ohne Nackenleder waren Retter, die Feuerwehrmänner mit Mütze waren Spritzenmänner. — Die Handwer
ker waren meist selbständig.