Stadttor mit rotem Ziegeldach und Umschrift) wie
zur Beglaubigung darunter. Dann setzten wir un
sere Wanderung fort, die jede Orientierung aus
schloß. Der Sprühregen und der Nebel waren so
dicht, daß man seinen Vordermann in mehr als
Armeslänge nicht mehr sah. Wir mußten daher
im Gänsemarsch, die Hand auf die Schulter des
Vordermanns gelegt, langsam vorrücken und vorn
den kundigsten Pfadfinder haben, der nach den im
kurzen Gras auf freiliegenden Felsstücken aufge
malten rotblauen Wegzeichen einen langsamen Ab
stieg nach Gersfeld ermöglichte. Oft mußte plötzlich
Halt gemacht werden, da bei der geringsten Ab
weichung vom Wegzeichen, weil auch der unglaub
lich dichte Nebel den Schall dämpfte, Verirrung
zur Abfahrt nach Fulda, wo wir noch im Central
hotel beim Kaiser Friedrich-Denkmal verweilten,
nach Bebra zurückfuhren, wo noch Aufenthalt war,
an dem der damalige Ortsbürgermeister teilnahm
und einen ängstlich auf seinen Titel haltenden Teil
nehmer ohne seinen Stand zu wissen wiederholt als
M. anredete, aber keinerlei Antwort erhielt, bis
er sich erkundigte und dann mit Titel fragte, wo
rauf prompt Antwort erfolgte. Die Kundigen wuß
ten Bescheid und lachten. Um Mitternacht langten
wir von dieser zwar anstrengenden aber höchst hu
moristisch verlaufenen Wanderfahrt wieder hier an.
Die beiden Teilnehmer Referendar Volckmar, der
auch Iägerhorn blies und Laute spielte, und Reg.-
Baumeister Ernst Seckel machten mit Ass. v. Baum-
Bild der aktiven 9. Kompagnie Infanterie-Regiment von Liitzow (1. Rheinisches Nr. 25)
am Tage der Regimentsbesichtigung 1907 durch den Kommandierenden General des XIV. Armeekorps
General der Infanterie von Bock und Polach (vorher Kom. Gen. des Gardekorps) auf dem Truppen
übungsplatz des XIV. A. K. in Oberhofen bei Hagenau im Elsaß (vor der Lagerküche). Komp.-Führer
zu Pferde Oblt. d. R. Otto Gleim. Leutnant Krüger (rechts). Leutnant d. R. Ennig (links), Feld
webel Emil Schmidt (Mitte mit Doppeltresse), Vizefeldwebel Pülcher (links), Vizefeldwebel d. R. Beck
(ganz links).
und Verwirrung möglich war. Wir standen noch
hinter einem 4teiligen Windschirm am Berghange,
und da die Mäntel so naß wie die Kleider waren,
und weiter als bis auf die Haut der Regen nicht
mehr kam, so nahmen die Gerichts-Referendare
Volckmar und Frhr. v. Wangenheim den Mar-
kuse genannten Wettermantel Regierungsbaumeister
Ernst Seckels durch die Aermel auf ihre Bergstöcke
und trugen ihn als die „Pachulkenfahne" der Wan
dergruppe mit viel Humor voraus. So gelangten
wir schließlich nach Gersfeld ins Hotel Schußler,
wo allgemeine Trocknung versucht wurde; ich wagte
jedoch nicht, obgleich ich von der Wirtin selbstge
strickte vorzügliche Rhönschafwollstrümpfe erwarb,
diese zu verwenden, da zu befürchten war, nicht
wieder in die Stiefel zu kommen. Bei dieser Klei
dertrocknung, bis auf die Unaussprechlichen rund
um den warmen Ofen, ergaben sich die humorvoll
sten Bilder, woran sich dann eine allgemeine Auf
frischung, Verpflegung und Aufwärmung schloß bis
dach auch eine Rhönfahrt, wobei sie auch nach Roth
in Bayern kamen, vor dessen Brauereigasthof ein
Gruppenbild mit Sack und Pack aufgenommen
wurde, welches die 3 Teilnehmer und die Wirtin
zeigt, wovon ich einen Abzug besitze. Diese Wan
derungen in die Rhön, nach dem Occhsen und auf
dem Rennsteig des Thüringerwaldkammes waren
sehr beliebt.
Auch auf der 1. 7. 1903 eröffneten Lindenlust
und im Kasino, das 1837 erbaut, kürzlich nach fast
100 Fahren als Feierabendhaus auf die Deutsche
Arbeitsfront überging für die aufstehenden Lasten
von rund 23 000 RM., gegenüber dem Brandkas-
senwert von 46 000 RM. und großem Garten dazu,
was einer Spende der Abendgesellschaft von un
gefähr 30 000 RM. entspricht, waren wir oft zu
sammen mit Kantor Christoph Heerich und Bau
rat Siefers, wie vielen anderen Mitgliedern. Als
aber Frhr. v. Wangenheim nach seinem Wegzug
kaum 1 Jahr später mal wieder her kam, hatte