Full text: Handbuch des Kreises Melsungen (Jahrgang 16.1935)

Reden gehalten wurden und Bürgermeister Dr. 
Schmidt hervorhob, daß das erste Reitturnier in 
Melsungen zur Tradition werden möchte. Kreis 
leiter Dr. Reinhardt sprach von der Disziplin und 
Einigkeit, die notwendig sei, um das 
Dritte Reich aufzubauen. Nach den Vor 
prüfungen am Sonntag vormittag be 
wegte sich mittags ein stattlicher Reiter 
zug durch die Stadt, von SA. und der 
NS.-Arbeitsdienstabteilung begleitet. Vor 
dem Rathaus nahm der Führer der SA.- 
Brigade, Oberführer Dörnemann, den 
Vorbeimarsch ab. Nach dem Einreiten 
aus dem Sportplatz wurden die einzel 
nen Reiterscharen vorgestellt. Dann sah 
man das Jagdspringen für Anfänger, 
bei dem es schon gute Reiter, aber auch 
viele Pechvögel gab. Ganz reizend war 
die Schaunummer der Jungvolk-Reiter 
aus Homberg mit ihren kleinen Wild 
pferden, die viel Beifall fand. Das 
Jagdspringen für Fortgeschrittene zeigte 
vielfach recht gute Leistungen. Eine 
hübsche Abwechselung, die an frühere 
Zeiten erinnerte, war das Trabrennen, 
zu dem zehn Reiter in zwei Abteilungen 
von je fünf starteten. Es war keine ganz 
leichte Aufgabe, die vorgeschriebene lange Strecke 
nur im Trabe zurückzulegen. Feder Galoppsprung 
hatte sofortiges Ausscheiden zur Folge. Das Vor 
fahren von Kutschwagen in Ein-, Zwei- und Vierer- 
zug gab Gelegenheit, gute alte Fahrkunst zu zeigen, 
die im Zeitalter des Motors nicht mehr allzu häufig 
ist. Die schwerste Aufgabe des Tages war das 
Jagdspringen der Klasse M. Nicht weniger als 
17 Hindernisse mußten genommen werden. Atem 
lose Spannung herrschte, als die berühmte Stute 
„Elsa" des Oberleutnants Schaeffer un 
ter Obergefreiten Lohoff über die schwe 
ren Hindernisse ging. Fn 78,2 Sekun 
den wars geschafft, leider mit einem 
Pech am letzten Hindernis! Nicht ganz 
so guten, aber schneidigen Ritt machte 
Unterwachtmeister Becker auf Graf Luck- 
ners wackerer kleiner „Heidi". Abends 
fand im Kasino die Verteilung der sehr 
wertvollen Preise statt. 
Zur Erinnerung daran, daß die 
Walkemühle auf ein Fahr segens 
reicher Schulungsarbeit an den politischen 
Kämpfern Adolf Hitlers zurückblicken 
konnte, fand am Sonntag, den 1. Fuli 
1934, in der Gauführerschule ein Appell 
sämtlicher politischer Leiter des Gaues 
statt. Aus allen Teilen Kurhessens wa 
ren die Kreisleiter mit ihren Stäben, 
die Ortsgruppen- und Stützpunktleiter 
und sämtliche bisherigen Lehrgangsteilnehmer er 
schienen, um Richtlinien zu erhalten für ihre weitere 
Arbeit. Eingeleitet wurde das Treffen vormittags 
9 Uhr mit einem Platzkonzert. Um 11 Uhr fand 
ein Appell auf der Wiese bei der Walkemühle statt. 
In einem großen Viereck hatten die Amisleiter Auf 
stellung genommen. Unter den Ehrengästen sah man 
Gauarbeitsführer Neuerburg und den Regierungs 
präsidenten von Monbart. Fn seiner Ansprache wies 
Standartenführer Wagner darauf hin, daß, nachdem 
früher in der Walkemühle kommunistisches Gedan 
kengut gelehrt wurde, sich jetzt ein Fahr hindurch 
hier Männer aus allen Ständen zusammengefunden 
hätten, um in nationalsozialistischer Weltanschauung 
geschult zu werden. Der Wert dieser Schulung habe 
sich bereits gezeigt. Gauwirtschaftsberater und Han 
delskammerpräsident Dr. R. Braun-Melsungen er 
griff dann das Wort, um darauf hinzuweisen, daß 
alle politischen Leiter Kämpfer bleiben müssen zur 
Vollendung des Werkes Adolf Hitlers. Nach der 
Mittagspause nahmen alle Lehrgangsteilnehmer des 
ersten Fahres wieder Aufstellung. Der Vertreter der 
Reichsleitung, der Leiter der Reichsschule Bernau, 
Wippermann, schritt die Front ab und hielt eine 
längere Ansprache, die durchglüht war von einer 
großen Liebe zum Führer. Unter den Zelten ent 
wickelte sich das fröhliche Treiben eines echten 
Volksfestes. Konzert mehrerer Kapellen, Preis 
schießen, Blumenverlosung usw. boten Unterhaltung 
in der schönen freien Natur, bis abends 8.30 Uhr 
das Fest in der Aufführung des Freilichtspiels 
„Wilhelm Teil" durch die Hitlerjugend seinen 
Höhepunkt erreichte. Es waren erhebende Szenen 
volksverbundenen und opferwilligen Geistes, die 
hier von mehr als 100 Mitwirkenden vorgeführt 
wurden. Ein riesiges Feuerwerk hoch oben am Wal 
desrand erhellte das ganze Tal und schloß eindrucks 
voll den Tag. 
Reitturnier in Melsungen am 26. August 1934. 
Die Spitze des Reiter-Sturm l mit den Standarten der früheren Reitervereine 
Melsungen und Fritzlar. 
Reitturnier in Melsungen am 26. August 1934. 
Der Reitertrupp Melsungen auf dem Wege zum Turnierplatz.
	        
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