Reden gehalten wurden und Bürgermeister Dr.
Schmidt hervorhob, daß das erste Reitturnier in
Melsungen zur Tradition werden möchte. Kreis
leiter Dr. Reinhardt sprach von der Disziplin und
Einigkeit, die notwendig sei, um das
Dritte Reich aufzubauen. Nach den Vor
prüfungen am Sonntag vormittag be
wegte sich mittags ein stattlicher Reiter
zug durch die Stadt, von SA. und der
NS.-Arbeitsdienstabteilung begleitet. Vor
dem Rathaus nahm der Führer der SA.-
Brigade, Oberführer Dörnemann, den
Vorbeimarsch ab. Nach dem Einreiten
aus dem Sportplatz wurden die einzel
nen Reiterscharen vorgestellt. Dann sah
man das Jagdspringen für Anfänger,
bei dem es schon gute Reiter, aber auch
viele Pechvögel gab. Ganz reizend war
die Schaunummer der Jungvolk-Reiter
aus Homberg mit ihren kleinen Wild
pferden, die viel Beifall fand. Das
Jagdspringen für Fortgeschrittene zeigte
vielfach recht gute Leistungen. Eine
hübsche Abwechselung, die an frühere
Zeiten erinnerte, war das Trabrennen,
zu dem zehn Reiter in zwei Abteilungen
von je fünf starteten. Es war keine ganz
leichte Aufgabe, die vorgeschriebene lange Strecke
nur im Trabe zurückzulegen. Feder Galoppsprung
hatte sofortiges Ausscheiden zur Folge. Das Vor
fahren von Kutschwagen in Ein-, Zwei- und Vierer-
zug gab Gelegenheit, gute alte Fahrkunst zu zeigen,
die im Zeitalter des Motors nicht mehr allzu häufig
ist. Die schwerste Aufgabe des Tages war das
Jagdspringen der Klasse M. Nicht weniger als
17 Hindernisse mußten genommen werden. Atem
lose Spannung herrschte, als die berühmte Stute
„Elsa" des Oberleutnants Schaeffer un
ter Obergefreiten Lohoff über die schwe
ren Hindernisse ging. Fn 78,2 Sekun
den wars geschafft, leider mit einem
Pech am letzten Hindernis! Nicht ganz
so guten, aber schneidigen Ritt machte
Unterwachtmeister Becker auf Graf Luck-
ners wackerer kleiner „Heidi". Abends
fand im Kasino die Verteilung der sehr
wertvollen Preise statt.
Zur Erinnerung daran, daß die
Walkemühle auf ein Fahr segens
reicher Schulungsarbeit an den politischen
Kämpfern Adolf Hitlers zurückblicken
konnte, fand am Sonntag, den 1. Fuli
1934, in der Gauführerschule ein Appell
sämtlicher politischer Leiter des Gaues
statt. Aus allen Teilen Kurhessens wa
ren die Kreisleiter mit ihren Stäben,
die Ortsgruppen- und Stützpunktleiter
und sämtliche bisherigen Lehrgangsteilnehmer er
schienen, um Richtlinien zu erhalten für ihre weitere
Arbeit. Eingeleitet wurde das Treffen vormittags
9 Uhr mit einem Platzkonzert. Um 11 Uhr fand
ein Appell auf der Wiese bei der Walkemühle statt.
In einem großen Viereck hatten die Amisleiter Auf
stellung genommen. Unter den Ehrengästen sah man
Gauarbeitsführer Neuerburg und den Regierungs
präsidenten von Monbart. Fn seiner Ansprache wies
Standartenführer Wagner darauf hin, daß, nachdem
früher in der Walkemühle kommunistisches Gedan
kengut gelehrt wurde, sich jetzt ein Fahr hindurch
hier Männer aus allen Ständen zusammengefunden
hätten, um in nationalsozialistischer Weltanschauung
geschult zu werden. Der Wert dieser Schulung habe
sich bereits gezeigt. Gauwirtschaftsberater und Han
delskammerpräsident Dr. R. Braun-Melsungen er
griff dann das Wort, um darauf hinzuweisen, daß
alle politischen Leiter Kämpfer bleiben müssen zur
Vollendung des Werkes Adolf Hitlers. Nach der
Mittagspause nahmen alle Lehrgangsteilnehmer des
ersten Fahres wieder Aufstellung. Der Vertreter der
Reichsleitung, der Leiter der Reichsschule Bernau,
Wippermann, schritt die Front ab und hielt eine
längere Ansprache, die durchglüht war von einer
großen Liebe zum Führer. Unter den Zelten ent
wickelte sich das fröhliche Treiben eines echten
Volksfestes. Konzert mehrerer Kapellen, Preis
schießen, Blumenverlosung usw. boten Unterhaltung
in der schönen freien Natur, bis abends 8.30 Uhr
das Fest in der Aufführung des Freilichtspiels
„Wilhelm Teil" durch die Hitlerjugend seinen
Höhepunkt erreichte. Es waren erhebende Szenen
volksverbundenen und opferwilligen Geistes, die
hier von mehr als 100 Mitwirkenden vorgeführt
wurden. Ein riesiges Feuerwerk hoch oben am Wal
desrand erhellte das ganze Tal und schloß eindrucks
voll den Tag.
Reitturnier in Melsungen am 26. August 1934.
Die Spitze des Reiter-Sturm l mit den Standarten der früheren Reitervereine
Melsungen und Fritzlar.
Reitturnier in Melsungen am 26. August 1934.
Der Reitertrupp Melsungen auf dem Wege zum Turnierplatz.