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Luther: Gott sei's geklagt! Und seid ein Ritter! Was soll
man da vom armen und gemeinen Volke sagen, wenn Ihr
den Psalter nicht kennt! Und wo anders findet man
feinere Worte von Freuden, denn die Lobpsalmen oder
Dankpsalmen haben? Da seht Ihr allen Heiligen ins Herz,
wie in schöne lustige Gärten, ja wie in den Himmel, wie
feine, herzliche, lustige Blumen darinnen aufgehen, von
allerlei schönen, fröhlichen Gedanken gegen Gott um seine
Wohltat. Wiederum wo findet Ihr tiefere, kläglichere,
jämmerlichere Worte von Traurigkeit, denn die Klagepsal
men haben? Da seht Ihr abermals allen Heiligen ins
Herz, wie in den Tod, ja wie in die Hölle. Wie finster
und dunkel ist's da, von allerlei betrübtem Anblick des
Zornes Gottes! Kein Maler könnte Euch die Furcht oder
Hoffnung also abmalen, wie es der Psalter tut.
Eberhard: Wie Ihr das sagt, Herr, greift es mir ans Herz
wie Gottes Hände.
Luther: Ja, laßt Euch nur von Gottes Hand ergreifen. Denn
Besseres mag nicht auf Erden sein, als in des Herrn
Geleit zu gehn.
Eberhard (schaut ihm forschend ins Gesicht): Wer seid Ihr,
Herr? Ihr seid nicht, was Ihr scheint.
Luther: Glaub's wohl — was schein' ich Euch denn, Ritter?
Eberhard (im Zweifel): Ein Landsknecht oder Edelherr?! —
und kann Euch keins recht glauben.
Luther: Ein Landsknecht? Ja! Doch Gottes Landsknecht bin
ich. Ich streit' für ihn und habe mein Gewaffen aus
seiner Hand.
Eberhard." Ihr seid ein Theolog.
Luther: Das sagt Ihr recht. Ich steh für Gottes Reich und
fechte mit dem lauteren Wort der Schrift.
Eberhard: Ihr sangt ein fein deutsch Liedlein, Herr. Wer
hat Euch das gelehrt?
Luther: Mein Herr und Gott.
Eberhard: Versteh Euch nit. Sagt wie!