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und einfachere chirurgische Methoden nicht zum Ziele füh
ren. Die Gefahren, die eine schwere chronische Tuber
kulose mit Höhlenbildung in sich schließt, sind jedenfalls
sehr viel größer als das Risiko der Operation.
Bei Höhlenbildung, die räumlich in Spitze oder Ober
lappen gut abgegrenzt ist, genügt der teilweise Kollaps
der Lunge, soweit sie krank ist, durch Lungenplom-
b i e r u n g. Man schafft sich in örtlicher Betäubung zu
dem Bezirk der Lunge Zugang, in dem die Höhle liegt,
löst das Rippenfell von der Brustkorbwand ab, füllt
den entstehenden Hohlraum mit Plombenmaterial aus
und schließt darüber die Weichteile durch Nähte. Zur Zeit
wird die Lungenplombierung durch die Ablösung der
Lungenspitze mit anschließender Gas- oder Oelnachfüllung
(extrapleuraler Pneumo- bzw. Oleothorax) ersetzt.
Sammelstatistiken ergeben, daß durch die genannten chirur
gischen Behandlungsmethoden bei schwerer offener Lungen
tuberkulose mit und ohne Höhlenbildung im Durchschnitt
40 bis 50 v. H. Erfolge zu erzielen sind, die nach zehn
jähriger Beobachtung noch anhalten. Es bedeutet einen
großen Fortschritt, wenn von den tuberkulösen Lungen
kranken, die ohne Operation zu einem dauernden Siech
tum verurteilt sind und als Ansteckungsquelle für ihre
Mitmenschen eine große Gefahr bilden, fast die Hälfte
durch chirurgische Methoden wieder gesund wird. Diese
Erfolge lassen sich noch verbessern, wenn die chirurgische
Behandlung im F r ü h st a d i u m der offenen Lungen
tuberkulose zur Regel wird.
- Der methodischen Anwendung aller Heil-
0 s en ~ maßnahmen dient die L u n g e n h e i l -
Beyan ung statte. Kaum jemand hat eine richtige
Vorstellung, was in ihr an ärztlicher und erziehlicher
Kleinarbeit geleistet wird — für die Kranken und die