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Feldzug der Kurhessen 1814
von frischem Grün oder künstlichen Blumen aufgehängt und außerdem
wurden die Namen aller Kriegsteilnehmer aus der Gemeinde auf be
sonderen Ehrentafeln aufgezeichnet. Am 18. März stiftete der Kurfürst
in Anlehnung an das preußische Eiserne Kreuz den Orden vom Eisernen
Helm für besondere Auszeichnung vor dem Feinde.
Drei weitere Kolonnen folgten im Laufe des März und April den
vorangegangenen, die den Weg über Koblenz durch das Moseltal ein
geschlagen hatten. Trotz allen entfalteten Eifers war es nicht möglich
gewesen, die Ausrüstung des ganzen Korps in der kurzen Zeit in allen
Stücken zu bewerkstelligen. So befanden sich namentlich die Truppen
der ersten Marschkolonne beim Abmarsch in einem Zustande, wie ihn
wohl noch niemals eine Feldarmee gezeigt hat. Ohne Waffen, ohne
Uniformen und otjne Mäntel marschierten die oberhessischen und wetterau-
ischen Bauernburschen der Regimenter Kurfürst und Kurprinz gegen die
Franzosen in ihren langen weißen Leinenkitteln, den Zwerchsack über
die Schultern, in dem außer einem bißchen Mundvorrat meist nur noch
Bibel und Gesangbuch Platz hatten. In schlechtem Wetter und strenger
Kälte zogen sie so zum Rhein, aber lustig, als ob es nur zur Ausnahme
ginge, erklang in ihren Reihen das Lied von dem kreuzbraven Kurfürsten
von Hessen, der seine Soldaten kleidet, so gut als er kann. Es war
einfach unmöglich gewesen, so schnell Waffen und Uniformen zu be
schaffen. Das auf dem Eichsfeld bestellte Tuch hatten die Preußen
für sich zurückbehalten, und die im Frankfurter Vertrag versprochenen
Waffenlieferungen trafen nur langsam nach und nach ein. Die ersten
Gewehre, mit denen man während des Marsches wenigstens einen Teil
der Mannschaften ausrüsten konnte, waren gänzlich verrostete Schieß
eisen, die auf dem Schlachtfeld von Hanau aufgelesen, z. T. aus der
Kinzig herausgefischt waren. Erst mit der Zeit besserten sich diese Ver
hältnisse, die zunächst eine Verwendung der hessischen Truppen in der
vorderen Kampffront unmöglich machten. Ihre Aufgabe war dement
sprechend eine verhältnismäßig bescheidene in dem großen Vernichtungs
kampf, den die Alliierten gegen Napoleon führten. Sie hatten die im
Rücken der Verbündeten noch von den Franzosen besetzten Moselfestungen
Luxemburg, Diedenhofen, Metz und Saarlouis zu blockieren, sowie über
haupt die ganze Gegend im Rücken der schlesischen Armee, wo man
Aufstände befürchtete, im Zaum zu halten. Diese Aufgabe war um so
schwieriger, als die Truppenzahl, namentlich im Anfang, auch nicht im
entferntesten hinreichte, um eine wirksaine Blockade der Festungen durch
zuführen, um so mehr als es den Hessen vor allem an der dazu nötigen