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Frankfurter Akzessionsvertrag 2. Dezember 1813
der Kurfürst noch die Spuren der furchtbaren Schlacht vom 29. bis
31. Oktober, durch die Fürst Wrede mit seinen Bayern am Lamboy-
wald dem geschlagenen Franzosenkaiser vergeblich den Weg zuin Rhein
zu verlegen gesucht hatte, wobei ganze Stadtteile in Flammen auf
gegangen waren. Es war für Wilhelm eine große Freude und
Genugtuung, daß er atich hier in seiner ersten Residenz mit der gleichen
Liebe und dem selben stürmischen Jubel empfangen wurde wie in
Althessen. Vierundzwanzig Bürgersöhne zogen seinen Wagen bis zum
Schlosse, an dessen Eiitgang ein Triumphbogen stand mit der Inschrift:
„Willkommen, Vater des Vaterlandes! weile noch lange unter deinen
Kindern!" Angesichts der Zeichen dieser treuen Anhänglichkeit wagte
man nun in Frankfurt nicht mehr, das Hanauer Land feinem recht
mäßigen Herrn zu entziehen. Kurfürst Wilhelm fand eine freundliche
Ausnahme bei den in der alten Krönungsstadt versammelten Monarchen,
aber die Bedingungen, unter denen er sich den Beitritt zu der Allianz
und die Wiederherstellung Hessens erkaufte, waren sehr schwer. In dem
Vertrag, der am 2. Dezember mit dem Kaiser Franz im Namen der
verbündeten Fürsten abgeschlossen wurde, mußte sich der Kurfürst ver
pflichten, 2 500000 Gulden wiederum zur gemeinsamen Kriegskasse zu
zahlen und an dem neuen Feldzug gegen Napoleon mit einem Heere
von 24000 Mann teilzunehmen, das zur Hälfte aus Linientruppen, zur
Hälfte aus Landwehr bestehen sollte. Dafür wurden die bisher mit dem
Königreich Westfalen und dem Großherzogtum Frankfurt vereinigten
Lande nebst Katzenellnbogen und Nauheim als rechtmäßiger Besitz des
Kurfürsten anerkannt. Die Stellung eines so großen Korps, das noch
dazu sobald wie möglich mobil sein sollte, erschien unter den obliegenden
Verhältnissen fast unmöglich. Trotzdem nmßte der Kurfürst den Vertrag
schweren Herzens unterschreiben, um endlich dem unerträglichen Zwischen
zustand ein Ende zu machen. Am 6. Dezember kehrte er nach Cassel
zurück und erreichte nun auch die Abberufung des russischen Komman
danten, der Hessen nicht wie ein befreites, sondern wie ein erobertes
Land behandelt und bis zur Erschöpfung ausgesaugt hatte. Nun erst
konnte Wilhelm wieder als freier Regent zu seinen Hessen sprechen.
Am 12. Dezember erschien seine Proklamation, die mit den Worten
anhebt: „Zerbrochen sind — mit Gottes sichtbarer Hilfe — durch die
siegreichen Waffen der gegen Frankreich verbündeten Mächte die Fesseln,
welche seit sieben Jahren auch Euch, meine geliebten Untertanen, drückten.
Der Besitz meiner gewaltsam entrissenen Staaten ist mir wieder einge
räumt und durch feierliche Traktate gesichert. Daß Ihr gerne unter meine