Full text: Geschichte des Kurfürstentums Hessen

Der Kurfürst im Exil 
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als angeblicher Verfasser des oben (S. 433) erwähnten Flugblattes an 
die Kurhessen zugleich mit dem Verleger Plaut verhaftet. Beide er 
hielten zwar nach einigen Wochen die Freiheit wieder, Trabert zog es 
aber dann vor, den heißen Boden Cassels zu verlassen und von Öster 
reich aus sein Blatt weiter zu redigieren. Hier traf er mit dem Kur 
fürsten zusammen, der wider sein Erwarten in dem ehemaligen Maje 
stätsverbrecher und Festungsgefangenen von Spangenberg einen seiner 
treusten Bundesgenossen finden sollte. 
Kurfürst Friedrich Wilhelm war nicht lange in Hanau ge 
blieben, wo er nach seiner Freilassung seine erste Unterkunft gefunden 
hatte. Sein Verweilen innerhalb des Machtbereichs seines Verdrängers 
mußte naturgemäß etwas Unnatürliches und für ihn Demütigendes haben. 
So verließ er am 14. Juli 1867 seinen Geburtsort und das Land seiner 
Väter für immer, um im ehemaligen Windischgrätzschem Palais in der 
Waldsteingasse zu Prag seine Residenz aufzuschlagen. Es war weniger 
die Nähe der fürstlich hanauischen Herrschaft Horschowitz, auf der er von 
nun an die Sommermonate zu verbringen pflegte, als die Erinnerung 
an seinen Großvater, die ihn zur Wahl dieses Asyls bestimmt hatte. 
„Mein Großvater war in der gleichen Lage, an demselben Orte, ebenso 
alt wie ich", schrieb er einmal von Prag aus an seine Getreuen in Hessen, 
„und ich will die mir dargebrachten Wünsche mit einem Wort von ihm 
erwidern, das er damals, wo seine Pläne gescheitert waren, und alle 
Hoffnung für immer begraben schien, nach dem Feldzug von 1809 an 
meinen Vater geschrieben hat: Verliere nur nicht den Mut, es wird schon 
besser werden!" Wie Kurfürst Wilhelm I. hoffte er mit unerschütter 
licher Sicherheit auf seine Wiedereinsetzung, beobachtete mit gespannter 
Aufmerksamkeit die Dinge in Hessen, sah mit Ingrimm, wie viele von 
ihm abgefallen waren und nahm mit um so größerer Dankbarkeit die 
zahlreichen von dort kommenden Kundgebungen der Treue und An 
hänglichkeit entgegen, die seine Hoffnung immer wieder neu belebten. 
Als hessische Frauen und Jungfrauen ihm Weihnachten 1867 einen 
selbstgestickten Teppich zum Geschenk machten, gab er in seinem Dank 
schreiben der festen Zuversicht Ausdruck, „daß die gewaltsame Trennung 
von meiner Heimat und meinem Volke nicht von langer Dauer sein, die 
Zeit der Prüfung bald ein Ende gewinnen und Hessens Schild und 
Wappen wieder werde aufgerichtet werden". Die Veröffentlichung dieses 
Dankes durch die Zeitungen gab der preußischen Regierung Veranlassung, 
den Kurfürsten zu verwarnen, derartige Kundgebungen von sich zu geben, 
widrigenfalls man sonst die Hand auf sein in Preußen befindliches Ver-
	        
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