Der Kurfürst im Exil
435
28*
als angeblicher Verfasser des oben (S. 433) erwähnten Flugblattes an
die Kurhessen zugleich mit dem Verleger Plaut verhaftet. Beide er
hielten zwar nach einigen Wochen die Freiheit wieder, Trabert zog es
aber dann vor, den heißen Boden Cassels zu verlassen und von Öster
reich aus sein Blatt weiter zu redigieren. Hier traf er mit dem Kur
fürsten zusammen, der wider sein Erwarten in dem ehemaligen Maje
stätsverbrecher und Festungsgefangenen von Spangenberg einen seiner
treusten Bundesgenossen finden sollte.
Kurfürst Friedrich Wilhelm war nicht lange in Hanau ge
blieben, wo er nach seiner Freilassung seine erste Unterkunft gefunden
hatte. Sein Verweilen innerhalb des Machtbereichs seines Verdrängers
mußte naturgemäß etwas Unnatürliches und für ihn Demütigendes haben.
So verließ er am 14. Juli 1867 seinen Geburtsort und das Land seiner
Väter für immer, um im ehemaligen Windischgrätzschem Palais in der
Waldsteingasse zu Prag seine Residenz aufzuschlagen. Es war weniger
die Nähe der fürstlich hanauischen Herrschaft Horschowitz, auf der er von
nun an die Sommermonate zu verbringen pflegte, als die Erinnerung
an seinen Großvater, die ihn zur Wahl dieses Asyls bestimmt hatte.
„Mein Großvater war in der gleichen Lage, an demselben Orte, ebenso
alt wie ich", schrieb er einmal von Prag aus an seine Getreuen in Hessen,
„und ich will die mir dargebrachten Wünsche mit einem Wort von ihm
erwidern, das er damals, wo seine Pläne gescheitert waren, und alle
Hoffnung für immer begraben schien, nach dem Feldzug von 1809 an
meinen Vater geschrieben hat: Verliere nur nicht den Mut, es wird schon
besser werden!" Wie Kurfürst Wilhelm I. hoffte er mit unerschütter
licher Sicherheit auf seine Wiedereinsetzung, beobachtete mit gespannter
Aufmerksamkeit die Dinge in Hessen, sah mit Ingrimm, wie viele von
ihm abgefallen waren und nahm mit um so größerer Dankbarkeit die
zahlreichen von dort kommenden Kundgebungen der Treue und An
hänglichkeit entgegen, die seine Hoffnung immer wieder neu belebten.
Als hessische Frauen und Jungfrauen ihm Weihnachten 1867 einen
selbstgestickten Teppich zum Geschenk machten, gab er in seinem Dank
schreiben der festen Zuversicht Ausdruck, „daß die gewaltsame Trennung
von meiner Heimat und meinem Volke nicht von langer Dauer sein, die
Zeit der Prüfung bald ein Ende gewinnen und Hessens Schild und
Wappen wieder werde aufgerichtet werden". Die Veröffentlichung dieses
Dankes durch die Zeitungen gab der preußischen Regierung Veranlassung,
den Kurfürsten zu verwarnen, derartige Kundgebungen von sich zu geben,
widrigenfalls man sonst die Hand auf sein in Preußen befindliches Ver-