Full text: Geschichte des Kurfürstentums Hessen

Ende btt Drutschrn Bunde» Die Annexionsbotschaft 
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meldete. Ohne daß der Deutsche Bund sich formell auflöste, war er 
doch damit zu Ende, und der nun auf einmal zum Ausländer gewordene 
deutsche Dichter Grillparzer konnte ihm die Grabschrift widmen: 
Der Deutsche Bund war nicht schlecht von Haus, 
Gab auch Schutz in jeder Iährlichkeit. 
Doch setzte er etwas Altmodisches voraus: 
Die Treue und die Ehrlichkeit. 
Mit den österreichischen Bundesländern ging dainals Luxemburg, 
Limburg und Liechtenstein Deutschland verloren. Uber den Rest entschied 
der Sieger. Da Bismarck von den süddeutschen Staaten nichts haben 
wollte, so wurden diese „Kalabresen" von ihm glimpflich behandelt und 
kamen in den Friedensschlüssen mit mäßigen Geldzahlungen und un 
bedeutenden Grenzregulierungen davon. Außerdein mußten sie Schutz- 
und Trutzbündnisse mit Preußen, Darmstadt außerdent eine Militär 
konvention mit dem Sieger schließen. Von einem Frieden mit den 
vergewaltigten Ländern nördlich des Mains war nicht die Rede. Die 
dargebotene Hand des Königs von Hannover wurde zurückgewiesen, 
und der hessische Kurfürst blieb gefangen. Statt dessen verlas, nachdem 
die Einwilligung des Auslandes gesichert war, Graf Bismarck am 
17. August im preußischen Landtag eine königliche Botschaft, welche 
die Annexion von Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt an 
kündigte. „Nicht im Verlangen nach Ländererwerb, sondern in der 
Pflicht, unsere ererbten Staaten vor wiederkehrenden Gefahren zu 
schützen und der nationalen Neugestaltung Deutschlands eine breitere 
und festere Grundlage zu geben." Er verschmähte es nicht mehr, „unsere 
egoistische preußische Politik mit dem räudigen Hermelin des deutschen 
Patrioüsmus aufzuputzen", wovor er selber einst so dringend gewarnt 
hatte. (Brief an Gerlach vom 19. Dezember 1853.) 
Die Debatte über die Annexionen ging also los. Die nächstbeteiligten 
Volksgenossen hatten dabei nichts mitzureden. Die Kurhessen hätten aber 
ganz gut mitsprechen können; denn war auch das Land und fein Fürst 
in der Gewalt des Feindes, so stand doch noch die gesamte Armee un 
besiegt und unbezwungen unter den Waffen. Und das war, wenn auch 
kein bedeutender, so doch ein iminerhin nicht ganz zu unterschätzender 
Faktor. 
Der General v. Loßberg hatte sich, wie wir uns erinnern, mit 
Berufung auf den unschlagfertigen Zustand seiner Truppen geweigert, 
an dem beabsichtigten Vormarsch des achten Bundeskorps zur Befreiung 
Kurhessens teilzunehmen, und war statt dessen Ende Juni in die Bundes
	        
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