Full text: Geschichte des Kurfürstentums Hessen

Das Ende. 
Der Krieg von 1866 ist nicht aus Not 
wehr gegen die Bedrohung der eigenen Exi 
stenz entsprungen, auch nicht hervorgerufen 
durch die öffentliche Meinung und die Stimme 
des Volkes; es war ein im Kabinett als not 
wendig erkannter, längst beabsichtigter und 
ruhig vorbereiteter Kampf. (Moltke.) 
i Anfang des schicksalsschweren Jahres 1866 war es eine weit 
verbreitete, insbesondere auch von dem preußischen Kronprinzen 
vertretene Ansicht, daß Bismarck, um der inneren Schwierigkeiten 
Herr zu werden, die Absicht habe, „eine große Verwirrung, eine euro 
päische Umwälzung herbeizuführen, weil er sich nicht anders helfen 
könnte". Wenn auch gewiß damals die innere Lage Preußens den Leiter 
seiner Politik zum Losschlagen nach außen drängte, so waren doch seine 
Pläne viel älteren Datums. Schon 1862 hatte Bismarck in London bei 
einem guten Diner dem englischen Parteiführer Disraeli angesichts der 
ihm bevorstehenden Mission, an die Spitze der preußischen Regierung 
zu treten, sein Programm kurz und deutlich entwickelt, und das lautete: 
„Reorganisation der Armee, dann Kriegserklärung an Österreich unter 
dem erstbesten Vorwände, Auflösung des deutschen Bundestag», Über 
wältigung der Mittel- und Kleinstaaten und als Schlußeffekt: nationale 
Einheit Deutschlands unter Führung Preußens". Der erste Punkt dieses 
Programms war bereits erledigt, die Waffe zum Bruderkrieg war ge 
schliffen. In der diplomatischen Vorbereitung für die übrigen Punkte 
gab die seit der Assistenz Preußens beim Niederwerfen des polnischen 
Aufstandes neu gefestigte Freundschaft mit Rußland den ersten sicheren 
Stützpunkt, während durch Napoleons ausdrückliche Gutheißung der 
preußischen Kriegs- und Eroberungspläne das Unternehmen die zweite 
starke Rückendeckung erhielt. Bismarck hatte seinem Biarritzer Freunde 
den Mund nach dem linken Rheinufer, speziell nach der Pfalz, wässerig
	        
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