Jordans Verhaftung 1839
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in der gleichbetitelten Schrift, die diesen Gegnern den Rat erteilte, auf
Grund ihrer neuen Bekenntnisse eine besondere Religionsgemeinschaft
zu bilden, die festen Grundlagen der Kirche aber unangetastet zu lassen.
Ein Resultat hatte der Symbolstreit nicht. Er war schon im Abebben,
als Henkel am 14. August 1839 die Freunde der Vernunft zu einer
„Ersten protestantischen Versammlung wider die Feinde des Lichts" zu
Cassel zusammenberief. Wenige Tage später wurden die Gemüter durch
die plötzliche Verhaftung eines der Hauptgegner der mystischen Partei
in neue Aufregung versetzt.
Die Bundeszentralbehörde glaubte endlich den eigentlichen Anstiftern
und Leitern des Frankfurter Attentats und der übrigen gegen den
Deutschen Bund gerichteten Aufwiegelungen und Unternehmungen auf
die Spur gekommen zu sein und einen der Haupträdelsführer in —
Sylvester Jordan gefunden zuhaben. Das war so gekommen. Ein
ehemaliger Hauswirt, Duzfreund und Gesinnungsgenosse Jordans, der
Schwanapotheker Döring zu Marburg, war 1834, als ihm der Boden
unter den Füßen zu heiß wurde, nach Laasphe gezogen und hatte dort
aus Eifersucht einen Bauernburschen totgeschlagen. Um sich in seinem
Prozeß Erleichterung und Straflosigkeit zu verschaffen, die ihm durch
eine preußische Kabinettsorder zugesichert wurde, fing dieser charakterlose
Patron auf einmal an zu beichten, was er aus seinen Marburger Tagen
von den revolutionären Plänen der damaligen Zeit wußte. Durch seine
Aussagen wurden Jordan, der Bürgermeister Scheffer von Kirchhain,
der Universitäts-Zeichenlehrer Hach nebst einer ganzen Anzahl Marburger
und oberhessischer Bürger auf das schwerste belastet, und auf Anzeige
der preußischen Gerichte ließ der Minister v. Hanstein, Hassenpflugs
Nachfolger, sämtliche Verdächtigen am 28. August 1839 verhaften. Die
Bundeszentralbehörde sorgte dafür, daß nun ein wahrer Monstreprozeß
wegen versuchten Hochverrats in Gang kam und ungewöhnlich viel
Staub aufwirbelte. Durch die Menge der Indizien und Zeugenaussagen
zog sich die Untersuchung ungebührlich lange hin, und viele Jahre mußte
der einst so gefeierte Volkstribun auf dem Marburger Schlosse sitzen und
konnte beiin Anblick der Stadt zu seinen Füßen, die ihn wie einen König
gefeiert hatte, über die Vergänglichkeit alles irdischen Glückes nachdenken.
Da seine Gesundheit unter der Haft schwer gelitten hatte, erlaubte man
ihm zeitweise, unter strenger Bewachung in seiner Stadtwohnung zu leben,
bis die Untersuchung zum Abschluß kam. Sie förderte merkwürdige
Dinge zutage. Döring behauptete u. a., daß Jordan in den großen
Verschwörerplan eingeweiht gewesen sei, der mit Hilfe Lafayettes und