Höhere Schulen Katholische Kirche
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wohin das von Wilhelm I. in Marburg begründete Seminar 1836 über
siedelte. Das Lehrerseminar zu Fulda diente den katholischen Kandidaten
aller Landesteile.
Schontburgs Anregung verdankte man die Begründung der H ö h e r n
Gewerbeschule zu Cassel, die 1832 ins Leben trat und unter zum
Teil ausgezeichneten Lehrern, wie den Chemikern Wühler und Bunsen,
dem Sozialphilosophen Winkelblech, dem Architekten Ungewitter ii. a.
eine weit über die Landesgrenzen hinausreichende Wirksamkeit entfaltete.
Eine völlige Umbildung erfuhr unter Hassenpflug das hessische
Gymnasialwesen. Keine der alten Gelehrtenschulen des Landes
genügte mehr den Forderungen der Zeit, wie die aus dem Rinteler
Direktor Wyß, dem Hersfelder Gymnasiallehrer Vilmar und dem
Semiuardirektor Vogt bestehende Gymnasialkommission festgestellt hatte.
Die Anstalten in Rinteln, Hersseld und Hanau wurden 1833 völlig
reorganisiert, und das alte Marburger Pädagogium, eine Schöpfung
Philipps des Großmütigen, von der Universität losgelöst und zu einer
Musteranstalt erhoben unter der Leitung Vilmars, der als Schulreferent
im Ministerium des Innern in hervorragendem Maße an der ganzen
Schulreform beteiligt war. Die Gründung eines neuen Gymnasiums
in Cassel 1835 neben dem alten städtischen Lyceum Fridericianum
ging nicht ohne Kämpfe mit den Ständen und nicht ohne Prozesse mit
den städtischen Behörden vor sich, bis die Übernahme des mit dem
Gymnasiuin vereinigten Lyzeums durch den Staat (1840) einen Aus
gleich schuf. Auch in Fulda wurden Gymnasium und Lyzeum mit
einander verschmolzen, und unter dem leider zu früh verstorbenen
Nassauer Nikolaus Bach erlebte die alte Schule des Hrabanus Maurus
eine neue Blütezeit.
Nach dem Tode des ersten Bischofs der neuen Diözese Fulda
Adam Rieger (30. Juli 1831) wählte das Domkapitel den Hünfelder
Leonhard Pfaff zu seinem Nachfolger. Die Wahl wurde von dem
Kurprinzen bestätigt, obwohl ihre kanonische Rechtmäßigkeit von dem
Marburger Professor Mutter heftig bestritten wurde. Multer und der
Darmstädter Sengler (ein ehemaliger Schuhmacher) waren die einzigen
Professoren der kurzlebigen katholisch-theologischen Fakultät zu Mar
burg, die, 1831 begründet, nicht lange Bestand hatte, da keine Eini
gung mit der nassauischen Regierung und den Bischöfen von Limburg
und Fulda zu erzielen war. Nach ihrer Auflösung trat Multer in die
juristische, sein Kollege in die philosophische Fakultät über. Die katho
lischen Theologen studierten am bischöflichen Seminar zu Fulda.