Full text: Geschichte des Kurfürstentums Hessen

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Wirtschaftliche Verhältnisse Eisenbahnpläne Schulreform 
miert, und die von ihm veranlaßten regelmäßigen Ausstellungen trugen 
zur Belebung der heimischen Industrie bei. Die Fabriktätigkeit nahm 
einen lebhaften Aufschwung, und nachdem die Geburtswehen des leider 
auf Kleindeutschland beschränkten Zollvereins überwunden waren, hob 
sich Handel und Wandel mehr unb mehr. Hassenpflug besuchte nicht 
nur die industriellen Anlagen des Landes, er reiste auch ins Ausland, 
um namentlich in Belgien die Fortschritte der Industrie, besonders der 
Dampfmaschinen, zu studieren. Cassel besaß in der Maschinenfabrik von 
Henschel & Sohn ein aufblühendes Etablissement, dessen Leiter, der 
Oberbergrat Carl Anton Henschel, schon 1803 die Idee der Benutzung 
der Dampfkraft zur Bewegung von Fuhrwerken ausgesprochen hatte. 
Nachdem sich 1832 in Cassel ein Eisenbahnverein gebildet hatte, wirkten 
Henschel und der Oberberginspektor Sch äffer vom Meißner durch 
Wort und Schrift für die Anlage des neuen Verkehrsmittels der Zu 
kunft. Bei den Landständen vermochte Schäffer damals für sein groß 
angelegtes Projekt, wonach Cassel zum Knotenpunkt der deutschen 
Eisenbahnen werden sollte, nur erst ein schwaches Interesse zu erwecken. 
Aber Hassenpflug erkannte sofort die Wichtigkeit der Eisenbahnen, 
und seine letzten Bemühungen vor seinem Weggang galten der Vor 
bereitung ihres Baues, für die er ein Enteignungsgesetz bei den Ständen 
durchsetzte. 
Mit berechtigter Genugtuung konnte Hassenpflug in der letzten 
Thronrede den Kurprinzen auf die Förderung der öffentlichen Wohl 
fahrt, den befriedigenden Zustand des Landes und besonders auch auf 
die Erfolge in der Iugendbildung hinweisen lassen. Die ersten Anfänge 
der Schulreform lagen freilich schon vor seiner Ministerzeit. Seit 
dem Tode Wilhelms I. war nichts Nennenswertes zur Verbesserung des 
hessischen Volksschulwesens geschehen, und es war kein erfreuliches 
Bild, das der Kultusausschuß des Landtags von 1831 durch den De 
putierten Vilmar namentlich von der kümmerlichen Lage der Schul 
lehrer entwerfen mußte. Die Berichte und Anträge Vilmars lind seiner 
Kollegen Müller und Schomburg lieferten das Material zu Hassen 
pflugs großzügigem Schulgesetzentwurf von 1834, der leider in dem 
politischen Hader dieser Tage unterging und nur zum Teil und allmäh 
lich der Volksschule zugute kam. Für bessere Vorbildung der Lehrer, 
deren Lage und Stellung sich wesentlich hob, sorgte das von Cassel 
in die Räume des (nach Fulda übergesiedelten) adeligen Damenstifts 
Wallenstein verlegte Homberger Seminar. Die Kandidaten der südlichen 
und westlichen Landesteile empfingen ihre Ausbildung zu Schlüchtern,
	        
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