Full text: Geschichte des Kurfürstentums Hessen

Pyrmonter Konvention 1797. 
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in die Heimat zurückkehren. Das alte Band mit England lockerte sich, 
dafür wurde das mit Preußen um so fester geknüpft. Dem Drängen 
König Friedrich Wilhelms II. nachgebend H, warb der Landgraf in 
Berlin um die Hand der preußischen Prinzessin Auguste für seinen 
Sohn, den Erbprinzen, und so kam im Februar 1797 diese Verbindrmg 
zustande, die allen Beteiligten wenig Glück, dem Hessenlande viel Unglück 
bringen sollte. Die gleichzeitige Ernennung zum preußischen General 
feldmarschall schmeichelte dem soldatischen Empfinden Wilhelms IX., der 
stolz darauf war, einst unter den Augen Friedrichs des Großen in den 
Reihen der preußischen Armee sich die ersten Sporen verdient zu haben, 
brachte ihit aber zugleich in weitere Abhängigkeit von Berlin. Bei einer 
Zusammenkunft in Pyrmont, im Juni desselben Jahres, wurde die 
Frage der Entschädigungen für die linksrheinischen, an die Franzosen 
verloreneit Landesteile erörtert, und in einer förmlichen Konvention ver 
sprach die preußische Regierung alle ihre Kräfte aufzuwenden, um im 
Reichssrieden bei den zu erwartenden Säkularisationen dem Hause 
Hessen-Cassel die Bistümer Paderborn und Fulda, die Abtei Corvey, 
Volkmarsen und die in Hessen liegenden Mainzischen Ämter nebst der 
Kurwürde zu verschaffen. Das waren im wesentlichen Gebiete, die das 
Haus Hessen schon früher im Dreißigjährigen Kriege besessen hatte. Daß 
man aber bei diesem Abkommen ausdrücklich auf die tätige Unterstützung 
der ftanzösischen Republik rechnete und damit der französischen Ein 
wirkung auf innerdeutsche Angelegenheiten Tür und Tor öffnete, war 
im höchsten Grade beklagenswert und bewies, wie sehr nun auch die 
hessische Politik, trotz des inneren Widerstrebens des Landgrafen, von 
dem rechtsbrüchigen revolutionären Zeitgeist angegriffen war. Nur mit 
Widerwillen empfing der Landgraf die Gesandten der ftanzösischen und 
batavischen Republik an seinem Hofe und entsandte ebenfalls einen 
Gesandten nach Paris, der nach der damaligen allgemeinen Mode mit 
Schmiergeldern nicht sparen durfte, um die maßgebenden Persönlichkeiten 
zu gewinnen. Das Geld war ebenso verloren, wie die Pyrmonter 
Konvention sich alsbald als ein wertloser Fetzen Papier auswies, indem 
der Nachfolger Friedrich Wilhelms II. es vorzog, die fettesten Brocken 
Paderborn und Fulda für sich selbst und seine Familie einzustecken. 
Der ganze traurige Handel endete mit einer großen Enttäuschung für 
den Landgrafen, der nach dem Reichssrieden von Luneville bei der end- 
') „II lallut entrer dans cette aifaire, comme notre politique ctait trop 
•däpendantc de cellc de la Prusse pour pouvoir choquer Sa Majestö”, schreibt 
der Landgraf selbst in seinen Memoiren.
	        
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