Erstes Budget Klassensteuer Landtagsabschied 1833
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übernahm die Entschädigung der Standesherrn und Reichsritter, die
bisher noch im Hanauischen und Fuldischen aus dem Judenschutzgeld
eine kleine Einnahme erzielt und deswegen anfangs Schwierigkeiten ge
macht hatten. Auch die schwierige Aufgabe der ersten vollständigen
Budgetaufstellung fand unter gegenseitigem Einverständnis in dem Fi
nanzgesetz eine befriedigende Lösung, ergab allerdings ein Defizit von
über 1600000 Talern, das sich durch Gehaltsaufbesserungen, Bauten
und überhaupt durch die veränderten Verhältnisse erklärte. Eine Anleihe
war nötig, ebenso wie eine zum ersten Male auf das Einkommen ge
legte Klassensteuer. Die progressive Steigerung dieser Steuer bei höherem
Einkommen wurde merkwürdigerweise als Verstoß gegen das durch die
Verfassung garantierte Prinzip der Gleichheit von verschiedenen Seiten
hartnäckig bekämpft, wie überhaupt die ganze Steuer bei denen, die
bisher nichts zu den Staatslasten beitrugen und doch durch Erhöhung
ihres Gehaltes Mitveranlassung waren, daß neue Einnahmequellen er
öffnet werden mußten, ivenig Beifall fand.
Am 31. Oktober 1833, um Mitternacht, wenige Minuten vor Ab
lauf der verfassungsmäßigen dreijährigen Landtagsperiode wurde der
Landtag in Gegenwart sämtlicher Minister geschlossen. Daß er nicht
umsonst gearbeitet hatte, bewies die stattliche Zahl von 43 erledigten
Gesetzen, die der Landtagsabschied aufführte. Allerdings war auch die
Zahl der unerledigten oder gescheiterten Vorlagen nicht unbedeutend.
Kurz darauf trat der neue Landtag für die Periode 1833/36
zusammen. Bei den Wahlen zeigte sich ein unverkennbares Abflauen
des politischen Interesses, doch war die Zusammensetzung der Kammer
nicht wesentlich anders geworden. Schomburg übernahm wieder das
Präsidium. Die Begrüßungsadresse der Stände enthielt ein kaum ver
schleiertes Mißtrauensvotum gegen den niit so vielen Anklagen behafteten
Hassenpflug: aber der Kurprinz erklärte in seiner Antwort, daß kein
Gegensatz zwischen ihm und seinem Ministerium bestehe noch bestehen
werde. Dies Ministerium erfuhr insofern eine Veränderung, als Hassen
pflug im Februar 1834 das Departement der Justiz an Motz abtrat und
nur das Innere behielt. Der Landtagskommissar Meist erlin übernahm
zu gleicher Zeit an Stelle Motzens die Finanzen. Die Stände hatten bisher
im Believueschloß getagt. Das alte landständische Haus am Friedrichs-
piatz, seit 1814 von Wilhelm ll. bewohnt, war 1830 in dessen Besitz über
gegangen, wofür die Stände das ehemalige Koppsche Haus und Grundstück *)
l ) Wo jetzt das hessische Landesmuseum und die Mmhardbibliothek stehen.
Losch, Geschichte de» Kurfürstentum» Hessen. 13