Full text: Geschichte des Kurfürstentums Hessen

94 
Rückkehr der geraubten Kunstschätze 
Der Anteil Hessens an der 700 Millionen Franken betragenden 
Kriegsentschädigung, die das besiegte Frankreich zahlen mußte, betrug 
5103559 Franken, eine lächerlich kleine Summe gegenüber den un 
geheuren Verlusten, die das Land seit dem frechen Raubzug Mortiers 
erlitten hatte. Die während der Fremdherrschaft aus den Cast'eler 
Sammlungen geraubten Bilder und anderen Kunstschätze, wurden 
wenigstens teilweise zurückerstattet. Schon im Fahre 1814 hatte der 
Galerieinspektor Robert einige Bronzen und die geschnittenen Steine 
des Museums, sowie mehrere Kisten init Gemälden und Teile der von 
den Franzosen geraubten Wilhelmshöher Bibliothek aus Frankreich ge 
holt. 1815 bemühte sich außer einer unter der Führung von Buderus 
nach Paris gesandten Kommission namentlich Fakob Grimm, der 
gleichfalls nach „dem verwünschten Ort" geschickt war, um die Wieder 
erlangung der übrigen Kunstschütze, die z. T. in die Provinzen und 
bis nach Brüssel zerstreut, schwer wiederzufinden und noch schwerer 
wiederzuerlangen waren. Es war ein neuer Zubeltag für Cassel, als am 
1. November die ersten Wagen mit den geretteten Gegenständen an 
langten, und tausende von Menschen die mit Blumen geschmückten 
Schätze zum Museum und zur Bildergalerie geleiteten. 14 Tage später 
kam ein zweiter Transport mit dem Rest der Kunstschätze an, die zu 
sammen auf 14 Wagen von dem Leutnant Beit vom Regiment Kurprinz 
unter mancherlei Fährlichkeiten und Beschwerden von Paris aus nach 
Cassel eskortiert waren. Leider fehlten außer manchen anderen Kost 
barkeiten besonders von den Bildern zahlreiche wertvolle Stücke, 
die der russische Kaiser Napoleons erster Frau Iosephine für ein 
billiges abgekauft hatte. Alle späteren Bemühungen, sie aus der 
Petersburger Eremitage wiederzuerlangen, waren vergeblich, da der 
Kurfürst die Zumutung, „das Eigentum seines Hauses zweimal zu er 
kaufen", ablehnte. 
Die Zulassung der Bauern zu dem am 1. Mürz 1815 eröffneten 
Landtag hatte den Kurfürsten eine Zeit lang volkstümlich gemacht 
und ihm sogar das Lob E. M. Arndts eingetragen. Aber die da 
mit verknüpften Hoffnungen wurden nicht erfüllt, und der Verlauf 
des Landtags enttäuschte sowohl den Kurfürsten wie die Stände. 
Nur Althessen samt Katzenellnbogen war in diesem Landtage ver 
treten, für die Grafschaft Hanau und die mainzischen Ämter fehlte 
eine ständische Verfassung, während die Grafschaft Schaumburg ihren 
eigenen Landtag hatte, der ebenfalls mit Zuziehung des Bauernstandes 
in Rinteln tagte. Landtagskommissare waren der Minister v. Schmer-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.