tuberkulöse Erkrankung in der Lunge vor, die dringend und ohne
Verzug der Behandlung bedarf. Geschieht dies nicht, so dringen die
Tuberkelbazillen in die noch gesunden Lungenabschnitte vor; sie werden
weiter die Blutgefäße anfressen und das Gewebe der Lunge zerstören;
sie werden weitere noch stärkere Blutungen, reichlicheren, eitrigen Auswurf,
Nachtschweiß und Fieber hervorrufen, bis schließlich aus der ursprünglich
leichten und beschränkten Erkrankung der Lungenspitze eine schwere und
ausgedehnte Erkrankung der ganzen Lunge geworden ist. Um letztere dann
als Lungenschwindsucht zu erkennen, braucht man nicht mehr Arzt zu sein.
Jeder sieht es den bis zum Skelett abgemagerten Gestalten mit den fieber-
haft geröteten Backen und dem kurzen hörbaren Atmen an, daß sie „aus-
gezehrt" und „schwindsüchtig" sind.
Vor der Entdeckung des Tuberkelbazillus kannte man allgemein nur
das ausgesprochene Krankheitsbild der Lungenschwindsucht, der Volksmund
als Auszehrung. Gegen sie war damals ebenso wie heute noch kein Kräut
lein gewachsen und alle ärztliche Kunst vergeblich. Heute wissen wir Aerzte
aber, daß die Krankheit, die schließlich als Schwindsucht zum Tode führen
muß, in ihrem Anfange heilbar ist. Und dieses beginnende, heilbare
Stadium nennen wir gewöhnlich einen Lungenspitzenkatarrh,
richtiger eine Lungenspitzentuberkulose! Sie zu erkennen und von
nichttuberkulösen Veränderungen zu unterscheiden, ist nicht immer leicht.
Aber soviel ist wohl sicher, daß bei Benutzung aller Untersuchungsmethoden
einschließlich Röntgenstrahlen und Tuberkulinproben heute keine Lungen-
tuberkulose im allerersten Stadium unerkannt zu bleiben braucht.
Kehlkopf-
tuberkulose.
Von der Lunge aus gelangen die Tuberkelbazillen direkt mit
dem Lungenauswurf oder auch indirekt auf dem Lymphwege in
den Kehlkopf und können im Kehlkopfinnern Entzündungen,
Geschwüre und Wucherungen hervorrufen. Auch die in der Atmungsluft
enthaltenen Tuberkelbazillen können sich an den Stimmlippen und an den vor
springenden Knorpeln des Kehlkopfs ab- und festsetzen. Solche Ansteckungen treten
indes an Häufigkeit zurück gegenüber den von der tuberkulösen Lunge aus.
Die Kehlkopftuberkulose macht sich durch stärkeren Hustenreiz, Schmerzen
beim Sprechen und Schlucken und durch eine leicht ermüdbare, belegte oder
heisere Stimme bemerkbar. Es sollte schon eine der genannten Beschwerden
zum Arzte führen. Denn ganz ähnlich den Verhältnissen bei der Lunge
gibt es eine heilbare Kehlkopftuberkulose und eine unheilbare
Kehlkopfschwindsucht. Mit dem Kehlkopfspiegel läßt sich in jedem
Falle der Kehlkopf übersehen und feststellen, ob er gesund, leicht oder
schwerer tuberkulös erkrankt ist. Sorgt darum in der Zeit für Hilfe,
solange noch Aussicht auf Heilung vorhanden ist!
Darm-
tuberkulose
Der Darm des Menschen erkrankt am häufigsten dadurch, daß
bei bestehender Lungentuberkulose der bazillenhaltige Auswurf
verschluckt wird. Durch die Verdauungssäfte werden die schleimigen
und eitrigen Bestandteile des Auswurfs aufgelöst; die Bazillen werden frei