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Ferner können beim Trinken Tuberkelbazillen, die vorher in den
Mund gelangt waren, in den Darm hinuntergespült werden und hier
oder in den Drüsen des Gekröses den ersten tuberkulösen Herd hervorrufen.
Die äußere Haut bietet mit ihren vielfachen, meist unbeachteten
oberflächlichen Verletzungen dem Eintritt des Tuberkuloseerregers in den
menschlichen Körper gar keine Schwierigkeiten, ebensowenig die Schleimhaut
der Nase, des Mundes, Rachens, Kehlkopfs, die sogar bei völliger Unver-
sehrtheit für den Tuberkelbazillus durchgängig ist.
Uebertragung
durch Berührung.
Die Übertragung der Tuberkelbazillen von außen
auf den gesunden Menschen erfolgt in verschiedener Weise.
Am selbstverständlichsten klingt die Uebertragung durch
Kontakt, d. h. durch die Berührung und zwar entweder direkt von
Person zu Person oder indirekt durch Gegenstände, denen die Krankheits-
keime anhaften. Ersteres ist z. B. der Fall, wenn Schwindsüchtige ihre
gesunden Angehörigen auf den Mund küssen oder ihnen direkt ins Gesicht
husten, wenn schwindsüchtige Mütter ihre kleinen Lieblinge aus unmittelbarer
Nähe anhusten oder im neckischen Spiel anblasen und dadurch die Tuberkel-
bazillen übertragen.
Die andere Uebertragungsmöglichkeit ist z. B. gegeben durch Eß- und
Trinkgeschirre, Handtücher u. dergl., die von einem Schwindsüchtigen benutzt
und danach nicht gründlich genug gereinigt sind; es können solchen Geräten
von dem Kranken her Bazillen angetrocknet sein oder anhaften, die beim
gemeinsamen Gebrauch auf den Gesunden übergehen. So kann auch eine
tuberkulöse Mutter ansteckend wirken, die das für das Kind bereitete Essen
mit dem Löffel abschmeckt und dann mit demselben Lössel ihr Kind sättigt.
Ebenso können die besten Nahrungsmittel, wenn sie durch die mit Bazillen
verunreinigten Hände von Geschäftsleuten oder Dienstboten gehen, Krank-
heitskeime in den Darm verschleppen.
Besondere Gefahren bietet die Ansteckung durch Berührung für die
Kinder, zumal in den ersten Lebensjahren. Kinder stecken alles Erreichbare,
auch das mit Auswurfstoffen Verunreinigte, in den Mund; sie bringen sich
mit den beschmutzten Fingernägeln häufig Kratzwunden bei, sie kriechen mit
nackten Körperteilen auf dem schmutzigen Erdboden herum und impfen sich
so vorhandene Tnberkelbazillen in die kleinsten Haut- und Schleimhautwunden
ein. All die genannten Möglichkeiten werden zu Wahrscheinlichkeiten, wenn
in der Familie ein einziger Tuberkulöser ist, der von seiner Krankheit nichts
wissen will, der an seinem Körper und seinen Kleidern unsauber ist und
achtlos um sich herumhustet und herumspuckt.
Uebertragung durch
verstäubten Auswurf.
Wir haben bereits an anderer Stelle erwähnt, daß
die Lungentuberkulose die häufigste Tuberkuloseform
ist. Demnächst ist auch die Aufnahme der Tuberkel-
bazillus mit der Atmungsluft die wichtigste und am meisten zu fürch-
tende Ansteckungsform. Wie gehen nun die Tuberkelbazillen unter natür-