Full text: Der internationale Herold (1. Jahrg. 1922)

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Der Internationale Herold. 
schaftlichem Gebiete in der Fähigkeit der Herrscher, sich die 
Ärbeitsprodukte der anderen anzueignen und in erster Linie zum 
eigenen Vorteile zu verwenden. Dieser Kamp! um den Besitz 
der Ärbeitsprodukte hat zu verschiedenen Zeiten die verschieden 
sten Formen angenommen, von der Sklaverei zu modernen 
Handelsverträgen; er findet seine Berechtigung in den Ursachen 
seiner Entstehung. Solange die Ärbeitsprodukte nicht hinreichen, 
allen ein dem allgemeinen Kulturzustande und ihren eigenen Be 
dürfnissen entsprechendes Dasein zu ermöglichen, mußte und 
muß der Kampf entscheiden und hat der Besitz der Ärbeits 
produkte den Charakter der Siegesbeute. Zahllose religiöse, 
ethische und politische Ideale und Gedankengänge haben diesen 
Vorgang und Zustand als naturgemäß, unabänderlich und nütz 
lich zu rechtfertigen und zu erklären versucht und bei den 
jeweiligen Siegern begreiflichen Änklang gefunden, aber die 
Masse der Unterdrückten hat weder den Kampf noch die Hoff 
nung auf bessere Zustände jemals aufgegeben und sich bei ihren 
Niederlagen immer nur unwillig darein gefunden, daß die vor 
handenen Mittel nicht ausreichten, allen ein Herrenleben zu 
ermöglichen. So war das Ziel dieses endlosen Kampfes immer 
nur der Wunsch nach der eigenen Emanzipation und Herrschaft 
über andere. Damit wurde ihm jeder ethische Wert genommen, 
denn wenn es stets Herrscher und Beherrschte geben muß, so 
ist ein Rechtsanspruch einzelner auf Erhebung über die anderen 
nicht zu begründen und muß man sich mit dem Gedanken trösten, 
daß im Großen und Ganzen die Geeignetsten und Tüchtigsten sich 
durchsetzen werden. Ebenso verkehrt wäre es aber, den von 
den Siegern zur Wahrung und Befestigung ihrer Herrschaft 
ersonnenen und den anderen aufgezwungenen Maßnahmen einen 
tieferen ethischen Wert beizumessen; wie sich ihr Äufstieg auf 
Macht gründet, muß auch ihre Herrschaft letzten Endes auf 
dieser Grundlage ruhen, wennschon der Kampf zeitweise einge 
stellt wird und es dann den Änschein hat, als beruhe der je
	        
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