Über Geschichtsauffassung
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als ein Produkt seiner Umgebung, das in allem denselben Ge=
setzen unterworfen ift mie affe ©egcnftänbe feiner Umgebung.
Sie Vid)tung, bie bcn Geist als Lenker unb ©eftalter, vielleicht
fogar als Schöpfer ber Materie gelten läijt, mirb als ^bealiS*
mus, bie onberc, bie ben ©eift lediglich als einen mcfenSgleichen
£eil ber Materie betrachtet, als Materialismus bezeichnet,
^mifdjen diesen gibt es gabllofe Variationen, bie mehr bem
einen ober bem anberen Extreme zuneigen ober einen $ompromif}
3mifd)en beiben berfteffen möchten.
Will man sich selbst eine solche Auffassung bilden ober eine
bestehende zu eigen machen, fie aber verstandesmäßig erfoffen,
und will man babei Vermutungen ober lediglich durch bie
Autorität anberer gestütze Annahmen vermeiden, miff man alfo
rein verstandesmäßig dabei zu Werke geben, fo fällt es fdjmer,
audj nur erft einen geeigneten 5luSgangSpunft für bie $orfthungen
unb Unterfmbungen zu finben.
Jeder kann an sich selbst beobachten, daß sich sein Leben
aus einzelnen Vorgängen zusammensetzt, bei heuen Körper und ;
©eift ftänbig zusammen arbeiten. Vöeitere Veobacbtung mirb' 1
ergeben, bab der Körper die von ber Umgebung empfangenen
Eindrücke als sogenannte Sinneswahrnehmungen an den Geist
übermittelt oder weitergibt, der fie aisbann oerarbeitet; endlich
werben bie ©rgebniffe biefer ©eiftcSarbeit abermals bimb Vcr»
mitttung beS Körpers an bie Umgebung ober Vufjenmelt 3itrüd=
gegeben in ©eftalt oon ^onblungen, zu benen audj baS ge*
fprotbene ober gefdjriebene 2öort zu rechnen ift. ©elbft menn
man fid) bcn $aff büchte, bab smei s Dtenfd)cn il)r ganseS Sebcu
binbnrch in berfelben Umgebung gufammen ucrbrächten unb oon
ihr biefelben ©inbrüde mittels ihrer ©inne auf ben ©eift über
lieferten, mürben fid) bie beiben ffffenfehen bod) nidjt in affen
©tüden gleich, brauchten fie in ihrem ©eifteSlebeu nidjt einmal
ähnlich 3u fein, beim fomol)l bie 9lrt ber Überlieferung als be*
fonbcrS bie Verarbeitung ber überlieferten ©inbrüde brauchten