Full text: Der internationale Herold (1. Jahrg. 1922)

Pazifismus und Pädagogik. 
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Jahre so erbittert geführte Streit über die Staatsform, ob 
Monarchie oder Republik, zu einer Zeit nämlich, wo noch der 
Staat in allen Fugen krachte. Und ebenso ist es der Streit 
darüber, wann wir einen neuen Krieg mit Frankreich zu be 
ginnen imstande seien. Einer der politischen Führer und Uni- 
versitätsprofessoren suchte vor kurzem in einer Versammlung 
die Studenten damit zu beruhigen, daß er ihnen ein neues 1813 
in baldige Aussicht stellte. Dann sagte mir ein Bekannter, er 
wisse es genau, daß Krupp in Essen in einem Vierteljahre so 
viel Kanonen schaffen könne, wie wir zu einem neuen Kriege 
brauchen. Wo wir das Vierteljahr hernehmen wollen, darüber 
wußte er nichts zu berichten. 
Wenn wir also im Hinblick auf die weltbürgerliche Er 
ziehung dahin wirken müssen, auf Grund des Gegebenen, auf 
Grund der Tatsachen das Wahre und Richtige genau festzu 
stellen — denn wir brauchen die Wahrheit zur Selbsterkenntnis 
und zur Wiedergewinnung allgemeinen Vertrauens — so wenden 
wir uns ebenso gegen die engbeschränkten Kirchtumspolitiker 
wie gegen die ideologischen Phantasien auch einzelner Pazifisten, 
daß wir die Ordnung, den Schutz und die Stärke der Nation 
nicht preisgeben wollen, daß wir nicht ohne weiteres sagen, 
wie die Frauen auf dem internationalen Kongreß: Kinder sollen 
nur als Weltbürger für die Internationale erzogen werden. 
Art. 148 enthält eine ganz brauchbare Formel für das Er 
ziehungsziel: die sittliche und staatsbürgerliche Bildung ist auf 
Grundlage des deutschen Volkstums im Geiste der Völkerver 
söhnung zu erstreben. Die internationalen Organisationen haben 
im Kriege versagt. Weder die goldene, noch die schwarze, noch 
die rote Internationale hat den Frieden gefördert. Die Genossen 
der goldenen dienen dem Mammon; es sind zumeist elende 
Kosmopoliten. Zunächst suchen sie ihren Raub in Sicherheit 
zu bringen. Der Krieg ist für sie ein Geschäft. Um neue Ge 
winne einzuheimsen, sind sie skrupellos genug, andere für sich
	        
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