Pazifismus und Pädagogik.
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Jahre so erbittert geführte Streit über die Staatsform, ob
Monarchie oder Republik, zu einer Zeit nämlich, wo noch der
Staat in allen Fugen krachte. Und ebenso ist es der Streit
darüber, wann wir einen neuen Krieg mit Frankreich zu be
ginnen imstande seien. Einer der politischen Führer und Uni-
versitätsprofessoren suchte vor kurzem in einer Versammlung
die Studenten damit zu beruhigen, daß er ihnen ein neues 1813
in baldige Aussicht stellte. Dann sagte mir ein Bekannter, er
wisse es genau, daß Krupp in Essen in einem Vierteljahre so
viel Kanonen schaffen könne, wie wir zu einem neuen Kriege
brauchen. Wo wir das Vierteljahr hernehmen wollen, darüber
wußte er nichts zu berichten.
Wenn wir also im Hinblick auf die weltbürgerliche Er
ziehung dahin wirken müssen, auf Grund des Gegebenen, auf
Grund der Tatsachen das Wahre und Richtige genau festzu
stellen — denn wir brauchen die Wahrheit zur Selbsterkenntnis
und zur Wiedergewinnung allgemeinen Vertrauens — so wenden
wir uns ebenso gegen die engbeschränkten Kirchtumspolitiker
wie gegen die ideologischen Phantasien auch einzelner Pazifisten,
daß wir die Ordnung, den Schutz und die Stärke der Nation
nicht preisgeben wollen, daß wir nicht ohne weiteres sagen,
wie die Frauen auf dem internationalen Kongreß: Kinder sollen
nur als Weltbürger für die Internationale erzogen werden.
Art. 148 enthält eine ganz brauchbare Formel für das Er
ziehungsziel: die sittliche und staatsbürgerliche Bildung ist auf
Grundlage des deutschen Volkstums im Geiste der Völkerver
söhnung zu erstreben. Die internationalen Organisationen haben
im Kriege versagt. Weder die goldene, noch die schwarze, noch
die rote Internationale hat den Frieden gefördert. Die Genossen
der goldenen dienen dem Mammon; es sind zumeist elende
Kosmopoliten. Zunächst suchen sie ihren Raub in Sicherheit
zu bringen. Der Krieg ist für sie ein Geschäft. Um neue Ge
winne einzuheimsen, sind sie skrupellos genug, andere für sich