Full text: Der internationale Herold (1. Jahrg. 1922)

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Der Internationale Herold. 
wesenen, jetzt aber völlig unzureichenden Wirtschaftssystemes 
bald hie, bald da völlig eingestellt, überall eingeschränkt werden, 
um die allzu schnell hervorquellenden Produkte den besitzenden 
Klassen sichern, den besitzlosen Klassen vorenthalten zu können. 
Ein System stirbt nur langsam, auch wenn es sich längst über 
lebt hat, aber endlich muß der Tag doch kommen, da Gewohn 
heit, Interessenwirtschaft, verknöcherter Egoismus und jene Furcht 
vor der befreienden Tat, der größte auf der Menschheit lastende 
Fluch, nicht mehr ausreichen, Unzweckmäßigkeit und Unverstand 
noch länger über den Verstand und das Gemeinwohl siegen zu 
lassen. Das System, das auf dem Kampfe um den Besitz der 
Produktionsmittel beruht, und das gesamte wirtschaftliche Leben, 
die politischen Verhältnisse und den Staat nach dem Prinzipe 
des Willens zur Macht gestaltet, dadurch die Menschheit in 
zwei feindliche Lager teilt und ungezählte Opfer, unsagbares 
Elend, unerhörte Mühen und Lasten verursacht, dieses System 
muß verworfen werden und ersetzt werden durch ein anderes, 
das den Willen zur gegenseitigen Hilfe auch im wirtschaftlichen 
Leben zum höchsten Gebote macht. Die Geschichte lehrt den, 
der ihre Sprache versteht, daß die in der Umgebung tätigen 
Kräfte lange und kräftig wirken müssen, ehe sie und ihre Rich 
tung erkannt werden und ein neues Ideal als Leitstern am 
Himmel der gesenkten Hauptes einherschleichenden Menschheit 
aufleuchten lassen können. Äuch dann starrt der Mensch zu 
nächst noch lange ungläubig auf diese neue Erscheinung, und 
erst allmählich kommen die Massen in Fluß, sondern sich die 
Parteien, und erst dann beginnt der Kampf für und gegen die 
neue Lehre; die Entscheidung fällt meistens erst, wenn das Licht 
des neuen Sternes auch die dunkelsten und umnachtetsten Geister 
blendet, und die Macht der neuen Talsachen die letzten Proteste 
der absichtlich Blinden erdrückt. Es mehrt sich die Zahl derer, 
die den jungen Stern des Sozialismus gesehen haben, schon 
sondern sich die Heerlager zum kommenden Kampfe
	        
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