Umschau (Europa in Genua),
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Deutschland tatsächlich sich au! Kosten der Entente bereichert,
wenn man cs so nennen will, aber diese dar! sich nichts merken
lassen und kann nur über die deutsche Treulosigkeit wettern.
Nun, man wird das russische Geschält doch machen, auch ohne
die Aussicht au! den etwaigen deutschen Anteil, und man wird
schon zu holen wissen, wenn es in Deutschland etwas zu holen
geben sollte, auch trotz des deutsch-russischen Vertrages. Man
sieht, der Geschäftsimpcrialismus ist schlecht, nur der milita
ristische Imperialismus ist noch schlechter.
Es war zu erwarten, daß die Kleine Entente nebst Polen
und den Randstaaten eine große Rolle in Genua spielen würden.
Glücklicherweise scheinen sie sich der Iranzösischen Politik
doch noch nicht ganz und !est verschrieben zu haben. Wäre
das der Fall, dann hätte Frankreich sicher weit weniger Scheu
oder Angst vor der Isolierung von dem übrigen Europa, aber
ohne einen zuverlässigen Ring um die Mittelmächte kann es
an einen Bruch mit England und dessen Gelolgschaft nicht
denken. Man braucht sich also nicht über die Geschäftigkeit
des unermüdlichen Herrn Benesch zu wundern; solange er ver
mitteln kann, kann er mit beiden Händen verdienen, die Ent
scheidung macht dem Geschäfte ein Ende und läßt ihn im
Werte fallen.
Nicht nur betrüblich, sondern geradezu beunruhigend ist
die Statistcnrolle der Neutralen. Sie können nur reguläre Ge
schäfte machen, haben Reparationen weder zu zahlen noch zu
erwarten und sehnen sich offenbar ehrlich nach Frieden und
Ruhe; das steht sehr niedrig im Kurse. Ob sie nicht doch
etwas „maßgebender“ sein können, wenn sic gemeinsam und
nicht allzu bescheiden auftreten? Auch sie nehmen jenseits des
Kanals Stellung und Frankreich haben sie wenig zu bieten,
immerhin, ihre gemeinsame Freundschaft — oder das Gegenteil —
kann ihm nicht ganz einerlei sein, noch weniger Belgien,,
das ein gutes Vorzimmer zu Paris ist. Die Belgier müssen