Sozialismus.
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Vor etwa fünfhundert Jahren begab sich Europa auf die
Bahn, auf der es in stetig zunehmendem Maße die übrige Welt
weniger mit sich geführt als vorwärts getrieben hat; seine
Handlungen, seine Entwicklungen beschränkten sich nicht auf seine
eigenen, dicht bevölkerten Gebiete, sic wurden auch maßgebend
für die unermeßlichen Gefilde, die unzähligen Millionen der
anderen Erdteile, für die über die ganze Erde verbreitete Mensch
heit. Ueberall trat es auf in der Rolle des lichtbringenden Er
lösers, verkündete es das Evangelium seiner Kultur und Zivili
sation ; ungezählte Kulturen hat es vernichtet, ganze Rassen
sind an seinem Evangelium zugrunde gegangen, alte Kultur
völker Asiens und Afrikas neben wilden Horden Afrikas, Ame
rikas und Australiens entweder von dem Erdboden vertilgt oder
in sklavenmäßige Abhängigkeit und Unterwerfung gezwungen
worden. Die Zwietracht, der Neid und Haß der Völker Europas,
d. h. der herrschenden Rasse, hat die Rassen, Völker und
Stämme der übrigen Menschheit in ihre tod- und verderben
bringende Feindschaft hineingezwungen; gelbe, schwarze, braune
und rote Menschen haben einander wütend zerrissen zur Ehre
und Verherrlichung der weißen Herrscher. Auf den Schlacht
feldern Europas haben sie staunend gelernt, wie kindlich harm
los ihre eigene Kriegsführung, ihre Vernichtungswaffen seien,
sind sie im Gebrauche der modernsten Massenmordwerkzeuge
unterrichtet, in die Geheimnisse militärischer Organisation ein
geweiht worden, haben sie gelernt, sich dem Weißen ebenbürtig,
womöglich überlegen zu fühlen. Europa hat eine Saat gestreut,
an deren Früchten es verenden wird, wenn es sich nicht noch
in letzter Stunde besinnt, seiner Verantwortung bewußt wird,
seiner bisherigen Verblendung, seiner Rolle als Eroberer, als
tyrannischer Herrscher, als Erzieher zu Haß und Krieg und
Massenvernichtung endlich doch noch schämt.
Es ist der Geist der Herrschaft durch Gewalt und Macht,
der all dieses Elend, diese Verwüstungen, diesen Stillstand und