lieber Geschichtsauffassung.
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Juden und des Islams hat sie nur im Vereine mit den Idealen
der Selbsterhaltung und der Herrschaft das wirtschaftliche und
gesellschaftliche Leben bestimmen können; wenn der Tanz um
das goldene Kalb unter einem Moses eine sündige Ausnahme
war, wurde er unter weniger hervorragenden Führern zur Ge
wohnheit. Dann und wann haben große und mächtige Religions
gemeinden mit wirtschaftlich-politischen Staaten bittere zähe
Kämpfe um die Oberherrschaft geführt, aber dann haben sie
ausnahmslos über das eigentliche Gebiet der Religion hinaus
gegriffen und den Gegner mit dessen eigenen Waffen bekämpft.
Alles das soll später zusammenhängend in einem besonderen
Aufsätze behandelt werden. Das Ideal der Kunst hat zwar überall
zur Gründung von Künstlergememden und Kunstschulen geführt,
aber diese haben aus eigener Kraft nie bestimmend in den Bau
der Gesellschaft oder das Leben der Völker eingegriffen und
dürfen daher unberücksichtigt bleiben.
Der wirtschaftliche Kampf um das Dasein hat die Struktur
der Gesellschaft bestimmt, er hat teils trennend und zergliedernd,
teils einigend und verbindend unter den einzelnen Gliedern der
Gemeinde gewirkt. Mit diesen Vorgängen, ihrem Wesen, den
ihnen zugrundeliegenden Prinzipien und den ihnen entwachsenden
Idealen und Rückwirkungen auf das Volksleben wollen wir uns
eingehender beschäftigen.
Als der von den Früchten seiner Erfahrung zehrende Mensch
sein Verhältnis zu seiner Umgebung und diese selbst in ihrem
Naturzustände kennen lernte und sie als seinen Bedürfnissen
nicht mehr genügend erkannte, verurteilte er sich und seine
Nachkommen zur Arbeit. Die drei Elemente der Arbeit machten
sich bald geltend; denn wer die geeignetsten körperlichen und
geistigen Fähigkeiten besaß und sie mit der größten Ausdauer
verwenden konnte, erwarb sich dadurch die meisten oder besten
Arbeitsprodukte und damit Vorteile, die wir bei der Betrachtung
der Arbeitsprodukte als Produktionsmittel bereits kennen gelernt