Full text: Der internationale Herold (1. Jahrg. 1922)

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Der Internationale Herold. 
lismus bezeichnen kann, und deren Gegenüberstellung Gelegen 
heit zu interessanten Betrachtungen und Vergleichen bietet. 
Wir wollen uns indessen darauf beschränken, sie als konse 
quente Entwicklungsphasen des alten Gegensatzes zwischen diesen 
beiden Mächten zu bezeichnen. In dem zweiten hundertjährigen 
Kriege zwischen ihnen, — der die Frage ihrer Vormachtstellung 
als Kolonialstaaten entschied, ebenso wie der erste ihre Macht 
begrenzung in Europa geregelt hatte, und besonders in den 
spanischen Erbfolgekrieg, den österreichischen Erbfolgekricg und 
den Siebenjährigen Krieg hineinspielte, — in diesem zweiten 
großen Ringen zwischen ihnen prägte sich der charakteristische 
Gegensatz in ihrer Entwicklung deutlich aus. In Frankreich war 
der Staat die treibende Kraft, die den Ausdehnungsbestrebungen 
ihren vorwiegend politischen Charakter aufprägte und den Handel 
und die Entdeckungs- und Abenteuerlust als Mittel gebrauchte; 
in England entwickelte sich aus den mehr oder weniger pri 
vaten Unternehmungen des Handels, der Spekulation und der 
Abenteuerlust allmählich ein Kolonialreich, mit dem die Politik 
sich wohl oder übel befassen mußte. In Frankreich trieb die 
Sucht nach Ruhm und Macht den Staat zu enormen Ausgaben, 
in England beteiligte sich der Staat an den einträglichen Ge 
schäften der Privatunternehmer und unterstützte diese erst dann 
kräftig, als er die errungenen Vorteile gegen andere Staaten 
verteidigen mußte, falls er sie nicht verlieren wollte. Dieser 
Gegensatz wurde verdeckt, als Frankreich nach den napoleoni- 
schen Kriegen aus dem Rennen schied und später Deutschland 
seine Stelle übernahm, heute tritt er wieder scharf hervor. 
Betrachtet man die Bemühungen Frankreichs, seinen Geist 
und seinen Machteinfluß von Polen bis zum Balkan fühlbar und 
maßgebend zu machen, um einmal Deutschland zu umfassen 
und für die Zukunft lahmzulcgen, dann auch Rußland von 
Deutschland zu trennen und von Frankreich abhängig zu machen 
in seinem politischen und wirtschaftlichen Verkehre mit West-
	        
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