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Der Internationale Herold.
lismus bezeichnen kann, und deren Gegenüberstellung Gelegen
heit zu interessanten Betrachtungen und Vergleichen bietet.
Wir wollen uns indessen darauf beschränken, sie als konse
quente Entwicklungsphasen des alten Gegensatzes zwischen diesen
beiden Mächten zu bezeichnen. In dem zweiten hundertjährigen
Kriege zwischen ihnen, — der die Frage ihrer Vormachtstellung
als Kolonialstaaten entschied, ebenso wie der erste ihre Macht
begrenzung in Europa geregelt hatte, und besonders in den
spanischen Erbfolgekrieg, den österreichischen Erbfolgekricg und
den Siebenjährigen Krieg hineinspielte, — in diesem zweiten
großen Ringen zwischen ihnen prägte sich der charakteristische
Gegensatz in ihrer Entwicklung deutlich aus. In Frankreich war
der Staat die treibende Kraft, die den Ausdehnungsbestrebungen
ihren vorwiegend politischen Charakter aufprägte und den Handel
und die Entdeckungs- und Abenteuerlust als Mittel gebrauchte;
in England entwickelte sich aus den mehr oder weniger pri
vaten Unternehmungen des Handels, der Spekulation und der
Abenteuerlust allmählich ein Kolonialreich, mit dem die Politik
sich wohl oder übel befassen mußte. In Frankreich trieb die
Sucht nach Ruhm und Macht den Staat zu enormen Ausgaben,
in England beteiligte sich der Staat an den einträglichen Ge
schäften der Privatunternehmer und unterstützte diese erst dann
kräftig, als er die errungenen Vorteile gegen andere Staaten
verteidigen mußte, falls er sie nicht verlieren wollte. Dieser
Gegensatz wurde verdeckt, als Frankreich nach den napoleoni-
schen Kriegen aus dem Rennen schied und später Deutschland
seine Stelle übernahm, heute tritt er wieder scharf hervor.
Betrachtet man die Bemühungen Frankreichs, seinen Geist
und seinen Machteinfluß von Polen bis zum Balkan fühlbar und
maßgebend zu machen, um einmal Deutschland zu umfassen
und für die Zukunft lahmzulcgen, dann auch Rußland von
Deutschland zu trennen und von Frankreich abhängig zu machen
in seinem politischen und wirtschaftlichen Verkehre mit West-