Qandhi’s passiver Widerstand in Indien.
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belebung der alten indischen Kultur mit Ausschaltung aller
Einflüsse des Abendlandes. Mit der Herrschaft und Regierung
der Europäer sollen auch ihre sogenannten Errungenschaften
aus dem Lande verschwinden, Eisenbahn, mechanischer Web
stuhl, Elektromotor nicht weniger als europäische Kleidung,
Sprache und Gesittung, um das Leben Indiens da wieder an
zuknüpfen, wo die Entdeckung des Vasco da Gama cs einst
unterbrach. Gandhi hat die rein materialistische Tendenz unserer
Entwicklung erkannt, fühlt sich abgestoßen von den lediglich
auf das Außere wirkenden Triumphen unseres Fortschrittes,
verspricht sich nichts, fürchtet alles von den Wundern unserer
Technik für das Seelenleben, das wirkliche Leben der Völker
Asiens.
Soweit seine Anhänger im Banne dieser merkwürdigen
Persönlichkeit stehen, befolgen sie die Lehren des Meisters
blindlings, enthalten sie sich jeder Gewalttat, leiden sie ergeben
die über sie verhängten Strafen. Aber nicht alle Vertreter
„Jung Indiens“ sind solche Anhänger Gandhis, und selbst seine
Jünger, die dem Volke den Willen des Meisters verkünden und er
läutern, sind nicht immer solch überzeugte Apostel des Friedens
wie er. So fehlt es denn auch nicht an Drohungen, Einschüch
terungen und selbst rohen Gewaltakten und es stellt sich immer
deutlicher heraus, daß Gandhi die Kontrolle über die in Be
wegung geratenen Massen schnell verliert, trotz seiner öffent
lichen und schweren Busen, mit denen er solche Fehler seiner
Anhänger zu sühnen sucht. Als bei der Ankunft des englischen
Thronfolgers in Bombay ein Aufruhr entstand und 53 Personen
getötet nebst mehreren hunderten verwundet wurden, kündete
er an, er habe sich zur Sühne für diese Sünden seines Volkes
ein achttägiges Fasten auferlegt, was einen großen Eindruck
auf alle die machte, die in ihm den „mahatma“ erblicken,
leider aber nicht vor immer häufigeren Wiederholungen ähnlicher
Szenen schützen konnte. Darum haben die englischen Behörden