Full text: Der internationale Herold (1. Jahrg. 1922)

22 
Der Internationale Herold. 
leider und Rohstoffquellen zu erschließen und, wo es nottut, 
neue Unternehmungen zu organisieren und zu finanzieren. Seine 
Tätigkeit erstreckt sich auf alle Gebiete des Handels und der 
Industrie, soll aber wohl mehr in der Organisation und in der 
Vermittlung zwischen großen Unternehmergruppen, als in der 
Gründung und Leitung einzelner Unternehmungen bestehen. 
Immerhin sieht das Programm auch letztere Betätigungsweise 
vor, und zwar ohne dem Konsortium eine Monopolstellung oder 
Konzessionen einzuräumen. Seine eigentliche Leitung soll denn 
auch in Händen des privaten, großkapitalistischen Untcrnehmer- 
tumes liegen, obwohl die Regierungen, deren finanzielle Betei 
ligung in irgendeiner Form, wahrscheinlich als Bürgen für das 
Kapital, vorgesehen ist, auch in der Oberleitung und den Di 
rektionen der einzelnen Länder vertreten sind. 
Hier haben wir also die erste offizielle internationale Exe 
kutive des Großkapitals, in Verbindung mit den Landesregie 
rungen, zur künftigen Weltherrschaft, die erste, aber sie wird 
gewiß nicht lange die einzige bleiben. Wie alle wirklichen Macht 
haber in unserm Zeitalter der geheimen Diplomatie trifft auch 
dieses Weltkonsortium seine folgenschweren Entscheidungen und 
Vorbereitungen in der Stille; so hat ein geschäftiges Hin und 
Her der großen Magnaten begonnen, von Deutschland haben 
Hugo Stinnes und Walter Rathenau, letzterer vor seiner Er 
nennung zum Minister, die Verhandlungen mit der Londoner 
Zentrale persönlich eingeleitet, aber über die Pläne und Einzel 
heiten der Organisation verlautet vorläufig nichts in der Öffent 
lichkeit. 
Man muß scharf beobachten, um mehr zu erfahren, aber 
man darf mit aller Bestimmtheit annehmen, daß das Konsortium 
wie die Regierungen sich Osteuropa und vor allem Rußland zum 
Hauptgebiete ihrer künftigen wirtschaftlichen Betätigung erlesen 
haben. Wie weit die Pläne und Vorbereitungen gediehen sind, 
kann man der Erklärung des deutschen Reichskanzlers ent
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.