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Der Internationale Herold.
leider und Rohstoffquellen zu erschließen und, wo es nottut,
neue Unternehmungen zu organisieren und zu finanzieren. Seine
Tätigkeit erstreckt sich auf alle Gebiete des Handels und der
Industrie, soll aber wohl mehr in der Organisation und in der
Vermittlung zwischen großen Unternehmergruppen, als in der
Gründung und Leitung einzelner Unternehmungen bestehen.
Immerhin sieht das Programm auch letztere Betätigungsweise
vor, und zwar ohne dem Konsortium eine Monopolstellung oder
Konzessionen einzuräumen. Seine eigentliche Leitung soll denn
auch in Händen des privaten, großkapitalistischen Untcrnehmer-
tumes liegen, obwohl die Regierungen, deren finanzielle Betei
ligung in irgendeiner Form, wahrscheinlich als Bürgen für das
Kapital, vorgesehen ist, auch in der Oberleitung und den Di
rektionen der einzelnen Länder vertreten sind.
Hier haben wir also die erste offizielle internationale Exe
kutive des Großkapitals, in Verbindung mit den Landesregie
rungen, zur künftigen Weltherrschaft, die erste, aber sie wird
gewiß nicht lange die einzige bleiben. Wie alle wirklichen Macht
haber in unserm Zeitalter der geheimen Diplomatie trifft auch
dieses Weltkonsortium seine folgenschweren Entscheidungen und
Vorbereitungen in der Stille; so hat ein geschäftiges Hin und
Her der großen Magnaten begonnen, von Deutschland haben
Hugo Stinnes und Walter Rathenau, letzterer vor seiner Er
nennung zum Minister, die Verhandlungen mit der Londoner
Zentrale persönlich eingeleitet, aber über die Pläne und Einzel
heiten der Organisation verlautet vorläufig nichts in der Öffent
lichkeit.
Man muß scharf beobachten, um mehr zu erfahren, aber
man darf mit aller Bestimmtheit annehmen, daß das Konsortium
wie die Regierungen sich Osteuropa und vor allem Rußland zum
Hauptgebiete ihrer künftigen wirtschaftlichen Betätigung erlesen
haben. Wie weit die Pläne und Vorbereitungen gediehen sind,
kann man der Erklärung des deutschen Reichskanzlers ent