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Der Internationale Herold.
erkennt die sich ihm bietenden Möglichkeiten, ist sich seiner
wachsenden Macht bewußt und arbeitet zielbewußt und konse
quent an der Konsolidierung und Erweiterung seines Einflusses.
Die Zukunft wird lehren, ob die Angelsachsen die Mitarbeit
Frankreichs durch Konzessionen erlangen können und um
welchen Preis, oder ob sie seinen Widerstand werden brechen
können, falls sie nicht lieber auf das ganze Projekt verzichten
wollen.
In Deutschland hat man den Blick allzustarr auf die Re
parationsfrage gerichtet und scheint nun alles andere als neben
sächlich betrachten zu wollen. Als ob der Wert der Konferenz
von Genua davon abhinge, ob die Reparationsfrage dort eine
direkte Lösung finde oder nicht! Jeder Schritt zur Lösung
jener großen gemeinsamen Aufgabe bringt auch die Reparations
frage ihrer Lösung näher, ja, man darf wohl sagen, daß diese
Lösung ohne die Durchführung jenes Hauptprojektes überhaupt
nicht gefunden werden kann, es sei denn, daß die Entente ihre
Reparationsforderungen fast sämtlich fallen lasse. Man ist sich
doch darüber klar, daß selbst die fieberhafte Beschäftigung der
deutschen Industrie nur gerade ausreicht, eine Katastrophe zu
verzögern, nicht aber das Wirtschaftsleben auf eine feste und
gesunde Grundlage zu bringen, geschweige denn eine Erfüllung
der Reparationsforderungen zu ermöglichen. Das Heil Deutsch
lands liegt nicht in einem Anschlüsse nach oben an die durch
die valutastarken Länder bestimmten Weltmarktpreise, sondern
in einem Ausgleich von unten, durch die Schaffung billigerer
Nahrungsmittel und Rohstoffe in den brachliegenden Gefilden
des völlig verarmten Ostens. Erst wenn die deutsche Industrie
dorten festen Boden gefunden hat, wird sic auch die ihr zuge
dachte Last zu tragen vermögen. Ohne die Mitarbeit Deutsch
lands ist die Erschließung Osteuropas und Westasiens gar nicht
denkbar; durch seine Mitarbeit kann und wird es sich für die
Zukunft eine Stellung sichern, die ihm Ersatz für seine Kriegs-