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Von Werner Gute soll ich Euch allen beste Grüße ausrichten.
Er bleibt seinem alten Handwerk treu. Wie er mir sagte, will
er die „Meldestelle" schließen und zwar aus dem einfachen
Grunde, weil z. Zt. Urlauber selten sind. Verdenken kann ich
es ihm nicht, denn mit seiner jungen Frau hat er genug Unter
haltung. Das Amt des Dorfdieners versieht er nebenamtlich prompt.
Erich Schabacker und Fohs. Rothämel III haben den feld
grauen Rock wieder angezogen.
Fn letzter Zeit waren in Urlaub: Hch. Wambach und Hch.
Siegner II.
Euch allen, meine lieben Kirchhöfer, wünsche ich ein frohes
Weihnachtsfest. Fn Dankbarkeit grüßt Euch die Heimat.
Heil Hitler! Euer Gg. S ch o m b e r g.
Ortsgruppe Spangenberg
Liebe Kameraden!
Sonntag im November, e'n schöner Tag nach langen Regen-
wochen — Totensonntag. Nebel lag am Morgen über dem Talej.
noch alles regennaß, die Pfieffe überflutet, alles herbstlich düster.,
nur die Straßenbänder glitzern glatt gespült in der Morgen-
frische herauf. Unwillkürlich denke ich an die Novembertage vor
30 Jahren, in denen ich auch draußen in polnischen Einöden
stand, wie heute Ihr, Kameraden, an allen Fronten rings um
unser deutsches Heimatland. Fm Auf und Ab der letzten Monate
wird Euch die Post nicht immer so erreicht haben, wie Ihr
dies Euch wünschtet und in der Heimat hat manches Mutterherz
und manches Frauenherz gebangt um die Nachricht vom Liebsten
an ferner, fremder Front. Fch freue mich. Euch berichten zu kön
nen. daß es uns in der Heimat, in unserem lieben Pfieffetal.
noch ganz gut geht. Wir haben manchmal Alarm, dann ist
Bewegung in der Luft und auch schon einmal etwas herunterge
fallen, aber wir sind mit dem Schrecken davongekommen. Eines
Morgens im September kam dem jungen Marth von Medebach
sogar ein waschechter Herr Swarz aus USA entgegen, dessen
Vorfahren sicher einmal den guten deutschen Namen Schwarz ge
tragen haben. Auch vom Hummel gefallen. Marth sprang vom
Rade. schnappte sich den Kerl und lieferte ihn an der richtigen
Stelle ab.
Daß die Luftgangster noch zu wiederholten Malen sich unsere
Gauhauptstadt vorgenommen haben, werdet Ihr durch den Rund
funk erfahren haben. Wir halfen mit Hacken und Schippen und
vor allem hat die Frauenschast vielmal warmes Essen gekocht
und den Volksgenossen geschickt. Mit manchen von ihnen wohnen
wir nun zusammen und nahmen vor allem ihre Kinder gern bei
uns auf. Außerdem regen sich fleißige Hände, um im Wege der
Selbsthilfe neuen Wohnraum zu schaffen. Nahezu ein Dutzend Be
helfsheime ist schon fertig und bezogen. Ihr werdets ja sehen,
wenn Ihr wieder einmal auf Urlaub zu Hause sein könnt. Aus
dem Erleben der Heimat möchte ich noch besonders erwähnen die
große Ortsgruppenversammlung im Schützcnhaus am 27. Au
gust. Kreisleiter Dr. R e i n h ä r d t sprach ernst begeisternd und
mitreißend über den totalen Krieqseinsatz, den wir ja nun beson
ders durch den Einsatz unserer Männer und Jungen zum Schip
pen am Westwall und Ostwall und im Volkssturm erleben. Die
ersten 23 Männer fuhren am 6. September zum Westen. Den
ersten feierlichen Volkssturmappell hatten wir im Lichtspielhaus
Stöhr am 22. Oktober.
Während wir am 1. Oktober für die gesamte Ortsgruppe
das Erntedankfest in Weidelbach begingen, begrüßten wir
auch am 22. Oktober annähernd 100 Kameraden eines Re>-
ferve-Lazaretts in unseren Mauern. Im Schützenhaus waren die
Tafeln gedeckt, blütenweiß und mit den schönsten Blumen ge
schmückt, mit Bergen von Kuchen und großbauchigen Kannen
mit Kassie besetzt. Unsere schmucken Mädel in der „Dienstklei
dung" vom RADwI. Beieröde und BDM. holten die Gäste
ein und boten die reichhaltige Unterhaltung des Nachmittages,
die immer wieder freudige Begeisterung auslöste. Am Abend
waren die Kameraden Gäste der einzelnen Familien in der
Stadt. Leider konnte nicht jede bedacht werden. Ein besonderes
Erlebnis war für alle Mütter und Frauen, die daran teilnehmen
konnten, am 25. 9. der Abend im Bürgersaal des Rathauses
mit dem spannenden Erlebnisbericht eines jungen Feldunter-
arztes über Deutsche Leistung im Kampf und in Gesangenschaft
in den Sandwllsten Nordasrikas. Daß nach den Sommerserlen un
sere neue Hauptschule wieder eine Klasse aufbauen konnte,
wird Euch besonders interessieren. Der Aepfelv rkauf in Span
genberg und Elbersdorf war in diesem Jahre mehr eine Birnen-
als eine Aepfelkirmes. Es gab außerordentlich viel Birnen.
Bor allem die Kinder bekamen ihr Teil davon ab. Ueberhaupt hat
uns die Ernte durchweg befriedigt. Infolge des günstigen Wetters
kam alles gut und schnell unter Dach. Das Holz macht manchem
Sorgen. Aber es gibt sogar schon Großstadtfrauen, die sich
selbst zu helfen wissen. Eines Morgens begegne en mir dreie. jung
und alt, zum Teil im Trainingsanzug. Axt und Säge geschulter^
auf dem Wege in den Wald. Und richtig, acht Tage später sah
f5ohe flacht der klaren Sterne
Rohe Pacht der klaren Sterne,
die wie weite Drücken stehn
über einer tiefen ferne
drüber unsre fielen gehn.
hohe Pacht mit großen feuern,
die auf allen Sergen find
heut muß sich die krd erneuern
wie ein Junggeboren fiinö.
Mütter, euch find alle feuer,
alle Sterne aufgestellt,
Mütter, tief in euren Perzen
schlägt das Perz der weiten Welt.
Nus: fiane Vaumann, fiorch auf fiatneraö.
Luöroig Voggenreiter Verlag, Potsdam.
ich zwei große Fuhren Holz vor ihrer Türe. Also: es geht,
wenn man nur will. Im nächsten Frühjahr wird deshalb auch
bestimmt die Zahl der Frauen, die sich auf einem selbstbewirsi
schafteten Gartenstückchen mit Gemüse versorgen, wieder größer
geworden sein. Des 9. November 1923 und all unserer Ge
fallenen haben wir in einer Feier im Schützenhaus wiederum
gedacht. Anschließend nahm ich die feierliche Vereidigung der
angetretenen Bolkssturmmänner aus den Führer vor.'
Die Namen der Kameraden, die in den letzten Monaten für
Deutschlands Freiheit. Größe und ewigen Bestand ihr junges Leben
gaben, nenne ich Euch hier. Es find aus Spangenberg: Karl
Dietrich, Wilhelm Pfaar, Georg L ich au, Herbert Waß-
m a n n. Willi Reichhardt, Karl Möller, Karl Mell
und Heinrich Ellrich. Es sind erst 8 Wochen her, daß letzterer
Hochzeit hielt und seinen Eltern die junge Frau ins Haus
führte. Auch der Ritterkreuzträger Sturmbannführer Major
Günther Sitter ist im Osten den Soldatentod gestorben, kurz
nachdem er in seiner neuen Heimat Spangenberg sich Haus
stand und Eheglück gegründet hatte. Die toten Helden der letzten
Zeit find in den Dörfern der Ortsgruppe: Wilhelm Kupfer
und Otto Deist in Bischofferode, Georg Hofmeister,
Herbert W i e d e r e cht und August Peter in Landefeld,
Hans Bartel, Heinrich K u h l e b e r und Hans Wink
in Pfieffe, Friedrich B a ch m a n n und Christoph Wern-
Hardt in Elbersdorf, Karl Werkmeister und Adolf Köb -
berling in Mörshausen, Wilhelm Fink in Schnellrode,
schließlich noch Heinrich L i ch a u aus Bergheim.
Die standesamtlichen Nachrichten geben Euch über das Leben
und Sterben in den Familien der Stadt und von Elbersdorf
und Schneltrode näheren Bericht. Goldene Hochzeit konnten hal
ten: Die Eheleute Georg Gund.'ach. Konrad Sinning und gerade
gestern noch Peter Theune. Von den 13 Kindern des Ehepaares
Theune leben heute noch 11, dazu 21 Enkel. Frau Theune kann
mit besonderem Stolz das goldene Mutterkreuz tragen, das ihr
der Führer verliehen hat. Auch die Eltern Sinning hatten das
Glück an ihrem Ehrentag 6 Kinder bei sich zu sehen, eine Tochter
feierte am gleichen Tag die Silberne Hochzeit. Vater Sinning
versieht noch immer treu und brav seinen Dienst als Postaushelfer
und Briefträger in Halbersdorf, Kaltenbach und Elbersdorf.
Treue Männer im Dienst unserer Gemeinden sind die Bürger?
meister Heinrich Stracke in Weidelbach, Kaspar Pfaffenbach
in Herlefeld und Karl Seling in Landefeld. Sie alle konnten
in diesen Tagen auf eine 25jährige Zeit ehrenamtlichen Scbasi
fens für Volk und Heimat zurückblicken. In seltener geistiger
Frische beging Frau Minna Strohmei:r am 17. 9. als älteste
Frau in unserer Stadt die Feier der Vollendung ihres 90. Le
bensjahres und unser Altbürger Werner Möller, Küfermeister,
hielt am 13. November seinen 92. Geburtstag. Beide wollen be
stimmt noch das Ende des Krieges erleben. Sie haben manches
Geschehen im Geschick unseres deutschen Vaterlandes miterlebt
und das eigene Leben i'ft auch nicht immer leicht gewesen, aber
wie wir alle hoffen auch sie auf den deutschen Sieg, auf die