Full text: Unser ist der Sieg (Nr. 41, Mai/Juni 1944)

Ortsgruppe Spangenberg 
Liebe Kameraden! 
Heute kommen unsere Dörfer mit langen Berichten. Ich fasse 
mich deshalb kurz. Die Heimat prangt im Maienkleid, grün ist 
die Flur, die Kirschen stehen in voller Blüte. Der 1. Mai war 
für die Heimat ein Ruhetag. Wir haben ihn bei herrlichstem 
Wetter genossen. Aus dem Stadtgeschehen melde ich Euch: 
Bäckermeister Blockleiter Heinrich K erste und Frau Mina 
haben Silberne Hochzeit gefeiert. Die Goldene feierte am 2. 
April das Ehepaar Mehlhorn bei bester Gesundheit. Die 
Söhne konnten nicht alle an diesem Tage zu Hause sein, denn es 
find nicht weniger als fünf Söhne, ein Schwiegersohn und drei 
Enkel des Jubelpaars im Fronteinsatz. Auch das Ehepaar^ 
LiMmer auf der Eigenen Scholle hat vor kurzem die Goldene 
Hochzeit gehalten. Ein Veteran der Arbeit, Georg Lösch am 
Eulenturm, hat am 21. März den 70. Geburtstag gefeiert. Ueber 
40 Jahre steht er bei der Firma G. W. Salzmann in Arbeit. 
Ebenso beging ein Veteran der Arbeit, unser Ortsbauernführer 
Gg. Appell, am 28.April seinen70.Geburtstag. Seit35Jahren 
ist er als Stadtverordneter und Ratsherr und seit über 10 
Jahren als Ortsbauqrnführer im Dienste der Allgemeinheit 
tätig und ist darüber hinaus seinen beiden Söhnen noch heute 
ein treuer, tätiger Helfer. 
Am 19. April erfolgte die Aufnahme von nahezu 100 
Jungen und Mädel in Jungvolk und Iungmädelbund. Am folgen 
den Tage, dem Geburtstag des Führers, wurden im Rahmen 
einer Feierstunde im Lichtspielhaus Stöhr die neubeauftragten 
Politischen Leiter, Walter und Warte der Partei und ihrer 
Gliederungen feierlich auf den Führer verpflichtet. Am Abend 
trafen wir uns zur Führergeburtstagsfeier in einer kamerdd- 
fchaftlichen Veranstaltung am Liebenbach. Den Abschluß des 
Monats machten wir am letzten Sonntag mit dem deutsches 
Wehrschießen. Leider war dabei fürchterliches Wetter. Acht 
Tage vorher, Sonnabend, den 22. 4., bei großer Trockenheit, 
stand plötzlich ein Stück Buchenwald am Nordhang des Wild- 
berges in Flammen. Aber unsere Feuerwehr und viele Männer 
und Frauen aus der Bevölkerung waren zur Hand. In ganz' 
kurzer Zeit war der Brand gelöscht. Ich meldete Euch das letzte 
Mal den Heldentod von Wilhelm Siebert aus der Liebenbach 
straße und kann heute von einem Beispiel hervorragender 
Kameradschaft berichten. Die Kameraden des Gefallenen haben 
für feine Kinder über 5 500 RM. gesammelt und den Betrag 
seiner Frau überreichen lassen. Leider hat der Tod in der Heimat 
da zugegriffen, wo wir nicht daran gedacht hätten. Der Maurer 
August Schüler aus Elbersdorf ist am 1. 4. einem Unglücks 
fall erlegen. Er starb im Einsatz der Heimat. Zu Ostern 
schrieb ich Euch von Eichenlaubträger Hauptmann M i x. Er ist 
26 Jahre alt und erfuhr vor kurzem für seine hervorragenden 
Leistungen als Bataillonskommandeur die Beförderung zum 
Major. 
Es kommen nun die Dörfer zum Wort: 
Blockleiter Holl hat eine neue Mitarbeiterin gewonnen. Sie 
schreibt Euch: 
Liebe Bergheimer Kameraden! 
Wenn ich diesmal als Ortsfremde, als Evakuierte aus 
unserer Gauhauptstadt, die Neuigkeiten aus Eurem Dorf berichte, 
so mögt Ihr daraus ersehen, daß ich so langsam in Bergheim 
beheimatet bin und, daß ich mich hier auch wohl fühle. 
Wir, die wir hierher gekommen find, als uns der Tommy 
unser Heim zertrümmerte, freuen uns jeden Tag mehr über den 
Frieden im Dörfchen und über die Schönheit Eurer Heimat. 
Jetzt im Frühling ist es einfach herrlich hier. 
Nun wollt Ihr etwas vom Dorfgcschehen hören. Da wäre 
als erstes zu berichten, daß Sieberts A u g u st das E. K. 
2. Kl. bekommen hat und nach 12 Feindflügen über England, 
gesund und munter seinen Hochzeitsurlaub zu Haus verleben 
konnte. Er ist nun auch wieder im Einsatz zum Schutze unserer 
schönen deutschen Heimat und hilft mit, den Engländer zu 
treffen. Bergen-Hans war in Urlaub hier, er ging leider zu schnell 
zu Ende. Seinen Schwager Martin hat er hier noch zurück 
lassen müssen. Die zwei Landser hatten sich in der Heimat 
getroffen. Aber der Hans mußte früher wieder fort. Im April 
kam Eckhard Winter. Er traf gerade richtig ein, um fein 
zweites Söhnchen zu begrüßen und seinen Acker selber zu be 
stellen. Dann erschien Schierwigs Lorenz und Schierhenners 
Willi. Steinbachs Kurt war auch ein paar Tage hier. So kommt 
einer nach dem andern und sieht zu Haus mal nach dem 
Rechten und holt sich in der Heimat neue Kraft, um seine 
schwere Pflicht draußen bei den Kameraden neu zu erfüllen. 
Von Riemenschneiders Kurt und Schorschen Willi kam die 
Kunde, daß beide verwundet liegen. 
Wißt Ihr, daß die Störche wieder im Land sind, merken wir 
in Bergheim auch. Sie haben unser Dorf überflogen und bei 
der Gelegenheit nicht nur Winters kleinen Jungen, sondern 
auch Rüppels Aenne ein kleines Mädchen dagelassen. Schier 
wigs Annemarie fährt stolz mit ihrem kleinen Mädchen spazieren,, 
das dürfte Euch doch auch interessieren. Und Fetts Erna führt 
ebenso stolz ihren Urlauber aus. 
Es ist so der Welt Lauf, daß die Kinder kommen und die 
Alten gehen: denn inzwischen hat das Totenglöcklein auch mal 
wieder geläutet, und zwar uysereM alten 78jährigen Bürgerl- 
meister Lorenz Kellner zum letzten Gang. 
An einem der letzten Sonntage trafen sich unsere Männer, 
um sich bei Mörshausen im Wehrschießen zu üben. Alt und jung 
nahm regen Anteil. Der Beste von Bergheim wurde Knierims 
Henner. Aber auch der alte Ellers-Vater und Kellners-Onkel 
wollten den jungen Männern nicht nachstehen und nahmen auch 
noch die Flinte in die Hand, während die Schuljugend eifrig 
zusah und natürlich kritisierte. 
Wir wünschen Euch nun alle, daß Ihr auch bald Euren 
Heimaturlaub antreten und gesund in der schönen Heimat ver 
leben könnt. Bis es nun so weit ist, müßt Ihr noch auf treuer 
Wacht stehen und den Feinden den Weg sperren, wo Ihr auch 
seid, während wir unermüdlich an unserem Teil dazu bei 
tragen und arbeiten, damit Ihr stets die nötigen Waffen zur 
Verfügung habt. 
Mit den besten Pfingstgrüßen Heil Hitler! 
Ria Fenner Euer Blockleiter 
(im Quartier bei Eckh. Winter) H. Holl. 
Liebe Schnellröder draußen! 
Alle Schnellröder senden Euch auf diesem Wege herzliche 
Grüße und viele gute Wünsche. Die Frühjahrsarbeit hat ein 
gesetzt und alle find fleißig bei der Arbeit. Die Frucht steht zum 
größten Teil gut und läßt eine gute Ernte erwarten. Das 
Wild, das nach den ersten drei schweren Kriegswintern stark 
zurückgegangen war, hat sich wieder gut erholt und zu unserer 
Freude ist es wieder hier und da im ansehnlichen Rudel sichtbar. 
Sauen besuchen uns hin und wieder auch und werden eifrig 
gejagt. Im vorigen Monat hat Herr Friedrich gleich zwei auf 
einmal auf dem Rottland geschossen. Nun etwas von Euch selbst. 
In Urlaub waren in den letzten Wochen Barthels Johann, 
dessen Verwundung noch nicht völlig geheilt ist, Jungs Wiegand, 
Hämpens Christ ist gerade jetzt zu Hause und als Schnellrodes 
ältester Soldat immer voll Lebensmut. Er ist übrigens der zweit- 
älteste, der älteste Soldat, Heinrich Mell, ist noch an seinem 
alten Platz. Kathersch Johann liegt krank im Lazarett, ebenso 
Peter Klobes. Georg Klobes ist von seiner zweiten Verwundung 
wieder hergestellt und ebenso Fink's Wilhelm. 
Sterbefälle hatten wir in der letzten Zeit wenig hier. Vor 
etwa vier Wochen starb Niklobes alte Frau. Vorige Woche 
haben wir einen Schnellröder begraben hier auf unserem Fried- 
bof, der in den letzten Jahren nicht mehr hier ansässig war: 
nämlich den Gastwirt Heinrich Meurer. Er wohnte zuletzt in 
Zwesten, nachdem er sein Grundstück an Leimeroth verkauft hatte, 
wollte aber doch gern hier begraben sein. Die Beisetzung erfolgte 
von seinem ehemaligen Besitz aus. Heute wurde in Kirchhof die 
Frau von Almirsch Trinchcns Bruder beerdigt. Sie war mit 
ihrem Rad in ein Auto gefahren. Viele Schnellröder nahmen 
an der Beerdigung teil. 
Es grüßen Euch alle die Schnellröder zu Haus. 
Liebe Kameraden aus Pfieffe! 
Nun hat der letzte der drei Frühlingsmonate, König Mai, 
seinen Einzug gehalten. Die Frühjahrsbestellung ging rasch von 
statten, d. h. der Hafer kam rechtzeitig zur Aussaat und die Kar 
toffeln sind gepflanzt. Wo es an Arbeitsvieh fehlte, sprang 
Heiner mit seinem Schimmelgespann bereitwilligst ein. 
Am 23. April fand für unsere Gemeinde das Wehrschießen 
im Labach statt. Alle Jahrgänge von 1878 bis 1925. insgesamt 60 
Mann, waren angetreten. So haben auch noch der alte Wilh. 
Kupfer und ich selbst mitgemacht. Zum Ehrenpreis hat es für uns 
beide Alten nicht gereicht. Anders war's natürlich bei Bergen 
Heinrich. Ihr hättet ihn sehen sollen, mit welcher Ruhe und 
Todesverachtung er mit den Handgranaten den „Feind" ansprang, 
bzw. seine 5 Schuß abfeuerte. Es war wirklich gut, daß die Ha 
sen und sonstiges vierfllßiges Getier sich rechtzeitig in der 
Bischofferöder Gemarkung in Sicherheit bringen konnte. 
Auf Urlaub befinden sich z. Zt. Waller Wacker und Karl 
Pfetzing. Letzterer gehört zum Ausbildungspersonal, während 
unser lieber Walter in der Bäckerei tätig ist. So ist seine 
jetzige Parole: „Weiß muß das Brot und schwarz das Mädel 
sein!" Dazu gesellten sich noch Heinrich Deist, der von der 
Ostfront kam. Seit dem Geburtstag des Führers ist er zum 
Uffz. befördert worden. Ihr glaubt nicht, wie er von allen 
Mädchen umschwärmt wurde. 
Als Verlobte stellen sich vor: Engelhard Kehl und Lisbeth 
Steinbach. Ja, ja? Alte Liebe rostet nicht. 
Das Standesamt meldet: Geburten: Am 31. 3. wurde 
Karl Schmidt als 4. Kind ein Junge geboren. Trauungen: 
Am 15. 2. haben Jakob Heinz Schönenborn und Anna Martha 
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