Full text: Unser ist der Sieg (Nr. 35, Mai/Juni 1943)

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mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet sind. Wieviele SA.-Männer 
zu Offizieren, Unteroffizieren und anderen Dienstgraden vom 
Führer befördert wurden. 
Liebe Kameraden, das, was Ihr vor der Machtübernahme 
begonnen hattet, vollendet Ihr nun bei der Wehrmacht. Für 
uns SA-Männer gab es ja schon vor der Machtübernahme nur 
ein Siegen oder Untergehen. Genau so wie der Führer um seine 
Macht gekämpft hat, so wird er diesen Krieg so lange führen, 
bis unsere Feinde völlig vernichtet sind. Unser Führer hat 
immer zur rechten Zeit zugeschlagen und wird es auch in Zu 
kunft tun. Wir können deshalb mit voller Zuversicht in die 
Zukunft schauen. 
Folgende SA.-Kameraden waren auf Erholungsurlaub: 
Hauptmann Bosse, Schütze Wagner, Schütze Freudenstein, Gefr. 
Griesel und unser Sturmführer Emil Hunold. Sämtliche Kame 
raden grüßen alle Männer vom Trupp All und wünschen 
allen viel Soldatenglück. Besonders grüßt Euch Sturmführer 
Emil Hunold. 
Euer Kamerad Scharf. R o h l e d e r. 
Ortsgruppe liemeback M Rätsel au fi 
Liebe Kameraden des Kreises Melsungen! Euch allen sende 
ijrh einen herzlichen Gruß aus Räuden, Gau Danzig. Run wer 
det ihr fragen, wie kommt denn dieser Kerl dort hin? Dies 
will ich euch kurz erzählen. Rach dem Polenkriege wurde meine 
jüngste Tochter Hedwig als Landdienstführerin aus dem Kreise 
Melsungen nach Räuden, Gau Danzig, versetzt. Dort hatte sich 
so ein stürmischer Bauernjunge in sie verschossen und dann 
auch gleich mit ihr verlobt. Allerdings war diese Geschichte nicht 
ron langer Dauer, denn nach kurzer Zeit löste der Bauernjunge 
die Verlobung wieder auf, indem er meine Tochter heiratete. 
Fm Sinne des Nationalsozialismus hatte sich zuerst ein kleiner 
Zunge eingestellt und vor ein paar Wochen hat auch ein klei 
nes Mädchen seinen Anmeldeschein abgegeben. Da der junge 
Pater als ^-Mann inzwischen an die Front abgerückt ist, will 
ich eben mal für ein paar Wochen die Betreuung der kleinen 
Enkelchen in die Hand nehmen. Auch gestattet es mir die 
Zeit, euch lieben Soldaten, eine schöne Aufgabe zu stellen. 
Wer hat sie nicht gekannt, die schwarze Annemarthe von Alt- 
morschen? Verheiratet war sie mit dem Meister Martin. Vieles 
ließe sich von diesem guten und harmlosen Ehepaar erzählen. 
Doch wegen Platzmangel muß dies leider unterbleiben. Meister 
Marlin hatte als Schneider einen großen Kundenkreis. 'Zn der 
Länge erstreckte sich seine Kundschaft von Atzelrode bis zur 
Knallhütte und in der Breite ging die Kundschaft von dem 
Stölzingergebirge bis rüber an den Knüll. Zn früherer Zeit 
war es Sitte, daß die Schneider bei den Leuten im Hause nähten. 
So hatte Meister Martin mal wieder in Eubach bei dem Herrn 
Bürgermeister gearbeitet. Als Abendessen hatte es Mustenbrot 
und Heringe gegeben. Meister Martin tat dies nicht gern essen 
und hatte daher den ganzen Bauch voll Wut. Die 'Annemarthe 
hatte schon lange auf ihren lieben Martin gelauert. Mit einigen 
Stunden Verspätung kam dann der gute Martin in ganz auf 
geregtem Zustande an. Pflegte Vater Martin des Abends mit 
seinen lieben kleinen Kindern zu spielen, so schaute er an diesem 
Abend seine Lieblinge nicht an. Auf all ihre bangen Fragen 
bekam Annemarthe keine Antwort. Schluchzend lag er den gan 
zen Abend in der Stube auf dem Erdboden. Als Mutter Anne 
marthe die Kinderchen zu Bette gebracht hatte, da ließ sie ihrem 
lieben Martin keine Ruhe mehr, er solle ihr doch sprechen, was 
denn eigentlich los fei. „Liebe, gute Annemarthe", sprach der 
Martin, „riegel doch vor allen Dingen erst einmal die Türe 
zu." Schnell wurde dies getan. Dann sprach Meister Martin: 
„Meine liebe, gute Annemarthe, zu gerne täte ich dir erzählen, 
was mir wiederfahren ist, aber ich kann und darf es nicht tun, 
denn es könnte mir den Kopf kosten." „Aber mein lieber, guter 
Martin," entgegnete die weinende Annemarthe, „bis jetzt haben 
wir uns immer alles gegenseitig anvertraut und nun willst du 
mich auf einmal verkennen, diesen Schmerz werde ich nicht über 
stehen. Du weißt doch, daß ich in allem immer so ganz ver 
schwiegen war und da kannst du mir doch auch sagen, was du 
heute auf dem Herzen hast." „Liebe Annemarthe, dann schraub 
mal die Lampe ein bißchen kleiner und gib mir das Versprechen, 
daß du so verschwiegen sein willst wie ein Grab, dann will ich 
dir sagen, was an mir frißt." Schnell schraubte Annemarthe 
die Lampe klein und reichte ihrem Martin die Hand zum Rütli 
schwur. „Nachdem ich nun aufs neue von deiner Treue über 
zeugt bin", sagte Martin zu seiner Annemarthe. „sollst du nun 
wissen, was lös ist. Als ich heute abend von Eubach kam, da 
kommt mir einer so ganz dumm entgegen, und ich in meiner Auf- 
reaung nehme das Bügelholz und schlage ihn tot." „Um Gottes 
willen, Martin, ivas hast du denn gemacht, da müssen wir aber 
ganz verschwiegen sein, sonst kommt über uns alle zwei ein 
arokes Unglück." Schnell holt Annemartlie eine Schüssel mit 
Wasser, um die Blutspuren von dem Bügelholz abzuwischen. 
Die Nacht verlief schlaflos und sehr unruhig. Am anderen Mor 
gen stand Annemarthe früh auf, ging auf den Hinterhof, um 
Holz zu holen zum Kasfeekochen. Auf dem Hinterhofe traf sie 
mit ihrer Nachbarsfrau, der Grete, zusammen. „Aber Anne 
marthe," sagte die Grete, „was ist denn nur los mit dir? Du 
siehst ja ganz verstört aus." „Ach Gott, Grete, was haben wir 
ein Leid im Hause, aber sagen darf ich dir nichts." „Das ist aber 
doch für mich eine Beleidigung, Annemarthe, daß du nun auf 
einmal heimlich gegen mich sein willst", sprach Grete. „Ganz 
gerne würde ich es dir ja sagen. Grete, was geschehen ist, aber 
es könnte rauskommen und dann wäre das Unglück da." „Anne 
marthe, laß aber doch bitte dein Mißtrauen gegen mich fallen 
und sage mir, was los ist." „Grete, dann reiche mir die Hand 
durch den Zaun, daß du nie in deinem Leben was davon er 
zählen willst, was wir zwei heute morgen hier im Vertrauen 
besprechen." „Hier meine Hand, Annemarthe," und der Schwur 
wurde vollzogen." „Nun. liebes Grete, denke dir doch mal an. 
unser Martin hat einen tot geschlagen." Dies erzählte Anne 
marthe ihrer Nachbarin, weil sie ganz genau wußte, daß diese 
nichts weiter erzählte. „Nun wollen wir aber alle gut ver 
schwiegen sein, daß nur nichts raus kommt," sagten die zwei 
untereinander. Wie gesagt, so getan. Die Annemarthe ging nun 
ins Haus und kochte den Kaffee. 'Martin wollte sich gerade an 
den Kaffeetisch setzen, da ging die Türe auf und der Schandarme 
kam rein. „Guten morgen, Meister Martin." „Guten morgen, 
Herr Schandarme," war die Antwort. „Hören Sie mal, Meister 
Martin", sprach der Schandarme weiter, „Sie müssen mal mit 
auf das Bürgermeisteramt gehen." Auf dem Bürgermeisteramte 
angekommen wurde Meister Martin von dem Herrn Gendarm 
gefragt: „Hören Sic mal, Meister Martin, im Dorfe geht das 
Gerücht, daß Sie einen totgeschlagen hätten, wie verhält sich 
dies?" „Fawohl, Herr Schandarme, das stimmt", sagte Meister 
Martin. Dann erzählte er weiter: „Als ich gestern abend von 
Eubach runter kam, da kroch ein Maulwurt über die Straße. 
Da ich etwas in Aufregung war. nahm ich mein Bügelholz 
und schlug den Maulwurf tot. Nun wollte ich mal sehen, ob 
meine Annemarthe den Mund halten konnte; aber trotzdem, 
daß wir schon 28 Fahre verheiratet sind, sehe ich ein, daß ich 
meiner Annemarthe nicht alles sagen darf." 
Vor längerer Zeit ging ich mal von Heinebach nach Alt 
morschen. Unterwegs begegnete mir die schwarze Annemarthe, 
diese hatte eine Kötze auf dem Buckel, auf welcher sie eine 
große Pappschachtel trug. An der rechten Hand hatte sie ein 
kleines Enkelmädchen, welches zwei kleine Kätzchen in einem 
Körbchen trug. An der linken Hand hatte sie einen Enkel 
jungen, welcher einen kleinen Hund am Seile hatte. „Wase 
Annemarthe, Zhr habt aber schwer aufgeladen." „Ach, so schwer 
ist die Sache nicht, denn in der Schachtel habe ich kleine Willer- 
chen drinnen." Wie viele Stück habt Fhr denn in der Schachtel?" 
„Fa, das weiß ich nicht," sagte die Annemarthe. denn ich habe 
sie aufs Gewicht gekauft, das Stück wiegt 125 Gramm. Ohne 
Schachtel wogen die Willerchen 6 Pfd. 
Nun, liebe Soldaten, rechnet mal aus, wieviele Lebewesen 
gingen nach Altmorschen? Schickt mir die Lösung nach Heine 
bach ein. Die Namen werden dann bekannt gegeben. 
* 
Der Meister Martin hat dann später ein ganz trauriges 
Ende genommen. Das Fahrholz war abgegeben worden. Der 
Meister Martin hatte sein Holz hoch oben am Geidelberge be 
kommen. Nach dem Aufsuchen des Holzes stellte Meister Martin 
fest, daß dieses geschleift werden mußte. Eines Tages schlang 
er lange Stricke um sich, nahm noch eine Tasche voll Bindfaden 
sowie ein schönes Frühstück, dazu ein Fläschchen Schnaps mit 
und ging zum Walde, um das Holz zu schleifen. Unterwegs 
kam er an einem großen Mohnfelde vorbei. Der Mohn war schon 
schön reif. Allerlei Vögel hatten sich eingestellt, um sichs gut 
schmecken zu lassen. Plötzlich machte Meister Martin die Fest 
stellung, daß eine große Anzahl wilder Tauben auf der Erde 
lagen, welche durch den vielen Mohngenuß betäubt waren. So 
flink wie jetzt war Meister Martin in seinem Leben noch nicht 
gewesen. Schnell sammelte er die bewußtlosen Tauben, band ihnen 
ein Bindfädchen an die Beine und dann schnürte er sie alle 
an die langen Stricke, welche er zum Holzschleifen mitgenommen 
hatte. Alsdann schlang er die Stricke mit den Tauben um sich 
und machte sich auf den Weg nach Hause. Doch kaum war er 
5tt Meter mit seiner schweren Last gegangen, da auf einmal be 
kamen die Tauben wieder Leben. Zuerst schlugen nur einige 
mit den Flügeln, doch auf einmal sinn die ganze Gesellsckaft au 
zu flattcheu und ehe sich Meister Martin von den Strickern 
laswlnden konnte, stiea die ganze Bande fit die Luft un'd nahmen 
ibn mit in die Höbe. Der Straßeuarbcitcr und die Frau aus dem 
Bahnwärterbäuschen haben noch gesehen, wie ein Klemer Klumpen 
Tauben durch die Luft oben über den Geidelberg flog und an dem 
Klumpen Tauben einen Mann erkannt, der mit den Beinen 
strampelte und aus voller Brust um Hilfe schrie. So ist und 
bleibt Meister Martin bis auf den heutigen Tag verschollen. 
Heil Hitler! Euer Ortsgruppenleiter Steinbach.
	        
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