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mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet sind. Wieviele SA.-Männer
zu Offizieren, Unteroffizieren und anderen Dienstgraden vom
Führer befördert wurden.
Liebe Kameraden, das, was Ihr vor der Machtübernahme
begonnen hattet, vollendet Ihr nun bei der Wehrmacht. Für
uns SA-Männer gab es ja schon vor der Machtübernahme nur
ein Siegen oder Untergehen. Genau so wie der Führer um seine
Macht gekämpft hat, so wird er diesen Krieg so lange führen,
bis unsere Feinde völlig vernichtet sind. Unser Führer hat
immer zur rechten Zeit zugeschlagen und wird es auch in Zu
kunft tun. Wir können deshalb mit voller Zuversicht in die
Zukunft schauen.
Folgende SA.-Kameraden waren auf Erholungsurlaub:
Hauptmann Bosse, Schütze Wagner, Schütze Freudenstein, Gefr.
Griesel und unser Sturmführer Emil Hunold. Sämtliche Kame
raden grüßen alle Männer vom Trupp All und wünschen
allen viel Soldatenglück. Besonders grüßt Euch Sturmführer
Emil Hunold.
Euer Kamerad Scharf. R o h l e d e r.
Ortsgruppe liemeback M Rätsel au fi
Liebe Kameraden des Kreises Melsungen! Euch allen sende
ijrh einen herzlichen Gruß aus Räuden, Gau Danzig. Run wer
det ihr fragen, wie kommt denn dieser Kerl dort hin? Dies
will ich euch kurz erzählen. Rach dem Polenkriege wurde meine
jüngste Tochter Hedwig als Landdienstführerin aus dem Kreise
Melsungen nach Räuden, Gau Danzig, versetzt. Dort hatte sich
so ein stürmischer Bauernjunge in sie verschossen und dann
auch gleich mit ihr verlobt. Allerdings war diese Geschichte nicht
ron langer Dauer, denn nach kurzer Zeit löste der Bauernjunge
die Verlobung wieder auf, indem er meine Tochter heiratete.
Fm Sinne des Nationalsozialismus hatte sich zuerst ein kleiner
Zunge eingestellt und vor ein paar Wochen hat auch ein klei
nes Mädchen seinen Anmeldeschein abgegeben. Da der junge
Pater als ^-Mann inzwischen an die Front abgerückt ist, will
ich eben mal für ein paar Wochen die Betreuung der kleinen
Enkelchen in die Hand nehmen. Auch gestattet es mir die
Zeit, euch lieben Soldaten, eine schöne Aufgabe zu stellen.
Wer hat sie nicht gekannt, die schwarze Annemarthe von Alt-
morschen? Verheiratet war sie mit dem Meister Martin. Vieles
ließe sich von diesem guten und harmlosen Ehepaar erzählen.
Doch wegen Platzmangel muß dies leider unterbleiben. Meister
Marlin hatte als Schneider einen großen Kundenkreis. 'Zn der
Länge erstreckte sich seine Kundschaft von Atzelrode bis zur
Knallhütte und in der Breite ging die Kundschaft von dem
Stölzingergebirge bis rüber an den Knüll. Zn früherer Zeit
war es Sitte, daß die Schneider bei den Leuten im Hause nähten.
So hatte Meister Martin mal wieder in Eubach bei dem Herrn
Bürgermeister gearbeitet. Als Abendessen hatte es Mustenbrot
und Heringe gegeben. Meister Martin tat dies nicht gern essen
und hatte daher den ganzen Bauch voll Wut. Die 'Annemarthe
hatte schon lange auf ihren lieben Martin gelauert. Mit einigen
Stunden Verspätung kam dann der gute Martin in ganz auf
geregtem Zustande an. Pflegte Vater Martin des Abends mit
seinen lieben kleinen Kindern zu spielen, so schaute er an diesem
Abend seine Lieblinge nicht an. Auf all ihre bangen Fragen
bekam Annemarthe keine Antwort. Schluchzend lag er den gan
zen Abend in der Stube auf dem Erdboden. Als Mutter Anne
marthe die Kinderchen zu Bette gebracht hatte, da ließ sie ihrem
lieben Martin keine Ruhe mehr, er solle ihr doch sprechen, was
denn eigentlich los fei. „Liebe, gute Annemarthe", sprach der
Martin, „riegel doch vor allen Dingen erst einmal die Türe
zu." Schnell wurde dies getan. Dann sprach Meister Martin:
„Meine liebe, gute Annemarthe, zu gerne täte ich dir erzählen,
was mir wiederfahren ist, aber ich kann und darf es nicht tun,
denn es könnte mir den Kopf kosten." „Aber mein lieber, guter
Martin," entgegnete die weinende Annemarthe, „bis jetzt haben
wir uns immer alles gegenseitig anvertraut und nun willst du
mich auf einmal verkennen, diesen Schmerz werde ich nicht über
stehen. Du weißt doch, daß ich in allem immer so ganz ver
schwiegen war und da kannst du mir doch auch sagen, was du
heute auf dem Herzen hast." „Liebe Annemarthe, dann schraub
mal die Lampe ein bißchen kleiner und gib mir das Versprechen,
daß du so verschwiegen sein willst wie ein Grab, dann will ich
dir sagen, was an mir frißt." Schnell schraubte Annemarthe
die Lampe klein und reichte ihrem Martin die Hand zum Rütli
schwur. „Nachdem ich nun aufs neue von deiner Treue über
zeugt bin", sagte Martin zu seiner Annemarthe. „sollst du nun
wissen, was lös ist. Als ich heute abend von Eubach kam, da
kommt mir einer so ganz dumm entgegen, und ich in meiner Auf-
reaung nehme das Bügelholz und schlage ihn tot." „Um Gottes
willen, Martin, ivas hast du denn gemacht, da müssen wir aber
ganz verschwiegen sein, sonst kommt über uns alle zwei ein
arokes Unglück." Schnell holt Annemartlie eine Schüssel mit
Wasser, um die Blutspuren von dem Bügelholz abzuwischen.
Die Nacht verlief schlaflos und sehr unruhig. Am anderen Mor
gen stand Annemarthe früh auf, ging auf den Hinterhof, um
Holz zu holen zum Kasfeekochen. Auf dem Hinterhofe traf sie
mit ihrer Nachbarsfrau, der Grete, zusammen. „Aber Anne
marthe," sagte die Grete, „was ist denn nur los mit dir? Du
siehst ja ganz verstört aus." „Ach Gott, Grete, was haben wir
ein Leid im Hause, aber sagen darf ich dir nichts." „Das ist aber
doch für mich eine Beleidigung, Annemarthe, daß du nun auf
einmal heimlich gegen mich sein willst", sprach Grete. „Ganz
gerne würde ich es dir ja sagen. Grete, was geschehen ist, aber
es könnte rauskommen und dann wäre das Unglück da." „Anne
marthe, laß aber doch bitte dein Mißtrauen gegen mich fallen
und sage mir, was los ist." „Grete, dann reiche mir die Hand
durch den Zaun, daß du nie in deinem Leben was davon er
zählen willst, was wir zwei heute morgen hier im Vertrauen
besprechen." „Hier meine Hand, Annemarthe," und der Schwur
wurde vollzogen." „Nun. liebes Grete, denke dir doch mal an.
unser Martin hat einen tot geschlagen." Dies erzählte Anne
marthe ihrer Nachbarin, weil sie ganz genau wußte, daß diese
nichts weiter erzählte. „Nun wollen wir aber alle gut ver
schwiegen sein, daß nur nichts raus kommt," sagten die zwei
untereinander. Wie gesagt, so getan. Die Annemarthe ging nun
ins Haus und kochte den Kaffee. 'Martin wollte sich gerade an
den Kaffeetisch setzen, da ging die Türe auf und der Schandarme
kam rein. „Guten morgen, Meister Martin." „Guten morgen,
Herr Schandarme," war die Antwort. „Hören Sie mal, Meister
Martin", sprach der Schandarme weiter, „Sie müssen mal mit
auf das Bürgermeisteramt gehen." Auf dem Bürgermeisteramte
angekommen wurde Meister Martin von dem Herrn Gendarm
gefragt: „Hören Sic mal, Meister Martin, im Dorfe geht das
Gerücht, daß Sie einen totgeschlagen hätten, wie verhält sich
dies?" „Fawohl, Herr Schandarme, das stimmt", sagte Meister
Martin. Dann erzählte er weiter: „Als ich gestern abend von
Eubach runter kam, da kroch ein Maulwurt über die Straße.
Da ich etwas in Aufregung war. nahm ich mein Bügelholz
und schlug den Maulwurf tot. Nun wollte ich mal sehen, ob
meine Annemarthe den Mund halten konnte; aber trotzdem,
daß wir schon 28 Fahre verheiratet sind, sehe ich ein, daß ich
meiner Annemarthe nicht alles sagen darf."
Vor längerer Zeit ging ich mal von Heinebach nach Alt
morschen. Unterwegs begegnete mir die schwarze Annemarthe,
diese hatte eine Kötze auf dem Buckel, auf welcher sie eine
große Pappschachtel trug. An der rechten Hand hatte sie ein
kleines Enkelmädchen, welches zwei kleine Kätzchen in einem
Körbchen trug. An der linken Hand hatte sie einen Enkel
jungen, welcher einen kleinen Hund am Seile hatte. „Wase
Annemarthe, Zhr habt aber schwer aufgeladen." „Ach, so schwer
ist die Sache nicht, denn in der Schachtel habe ich kleine Willer-
chen drinnen." Wie viele Stück habt Fhr denn in der Schachtel?"
„Fa, das weiß ich nicht," sagte die Annemarthe. denn ich habe
sie aufs Gewicht gekauft, das Stück wiegt 125 Gramm. Ohne
Schachtel wogen die Willerchen 6 Pfd.
Nun, liebe Soldaten, rechnet mal aus, wieviele Lebewesen
gingen nach Altmorschen? Schickt mir die Lösung nach Heine
bach ein. Die Namen werden dann bekannt gegeben.
*
Der Meister Martin hat dann später ein ganz trauriges
Ende genommen. Das Fahrholz war abgegeben worden. Der
Meister Martin hatte sein Holz hoch oben am Geidelberge be
kommen. Nach dem Aufsuchen des Holzes stellte Meister Martin
fest, daß dieses geschleift werden mußte. Eines Tages schlang
er lange Stricke um sich, nahm noch eine Tasche voll Bindfaden
sowie ein schönes Frühstück, dazu ein Fläschchen Schnaps mit
und ging zum Walde, um das Holz zu schleifen. Unterwegs
kam er an einem großen Mohnfelde vorbei. Der Mohn war schon
schön reif. Allerlei Vögel hatten sich eingestellt, um sichs gut
schmecken zu lassen. Plötzlich machte Meister Martin die Fest
stellung, daß eine große Anzahl wilder Tauben auf der Erde
lagen, welche durch den vielen Mohngenuß betäubt waren. So
flink wie jetzt war Meister Martin in seinem Leben noch nicht
gewesen. Schnell sammelte er die bewußtlosen Tauben, band ihnen
ein Bindfädchen an die Beine und dann schnürte er sie alle
an die langen Stricke, welche er zum Holzschleifen mitgenommen
hatte. Alsdann schlang er die Stricke mit den Tauben um sich
und machte sich auf den Weg nach Hause. Doch kaum war er
5tt Meter mit seiner schweren Last gegangen, da auf einmal be
kamen die Tauben wieder Leben. Zuerst schlugen nur einige
mit den Flügeln, doch auf einmal sinn die ganze Gesellsckaft au
zu flattcheu und ehe sich Meister Martin von den Strickern
laswlnden konnte, stiea die ganze Bande fit die Luft un'd nahmen
ibn mit in die Höbe. Der Straßeuarbcitcr und die Frau aus dem
Bahnwärterbäuschen haben noch gesehen, wie ein Klemer Klumpen
Tauben durch die Luft oben über den Geidelberg flog und an dem
Klumpen Tauben einen Mann erkannt, der mit den Beinen
strampelte und aus voller Brust um Hilfe schrie. So ist und
bleibt Meister Martin bis auf den heutigen Tag verschollen.
Heil Hitler! Euer Ortsgruppenleiter Steinbach.