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zeitigten und den deutschen Namen, insbesondere durch die Tätig
keit der Hanse und der deutschen Ordensritter, angesehen machten.
So wurde ein überaus reiches Kulturleben entwickelt und
Deutschland gleichzeitig in den Mittelpunkt des gesamten Welt
verkehrs gestellt. Freilich zeitigte der immer mehr empor
wuchernde Feudalismus, die Selbstsucht der Herrscher in den
kleinen Territorien und der Widerstreit kirchlicher Interessen
schwere Gegensätze, die nach und nach eine Stärke erreichten,
daß die Macht des Königtums und die Grundlagen der Reichs
einheit und die Wirksamkeit der Reichsverfassung immer proble
matischer wurden.
Nur zu bald erhoben sich gegen die deutsche Kultur
herrschaft die unterworfenen kleinen Völker, und im Osten und
Westen bildeten sich neue Kriegsmächte. Da versuchte noch
einmal der Habsburger Karl V. dank der starken Hausmacht,
die die Habsburger inzwischen sich angegliedert hatten, eine
Universalmonarchie nach modernen Grundsätzen zu errichten,
aber auch er erlitt, da die habsburgische Politik immer nur eine
Familienpolitik war, die nie nach innerer Nützlichkeit fragte
und Deutschland nur für seine Zwecke gebrauchte, mit seinen
stolzen Plänen Schiffbruch. Und so trieb das Reich seinem
Schicksal entgegen. Der Dreißigjährige Krieg brachte es an den
Rand des Abgrundes, und zwar nicht nur Deutschland, sondern
das Deutschtum überhaupt. Seine alte Waffenherrlichkeit war
in diesem Kriege dahingesunken, und der Franzosen Kriegs
erfahrung und Waffenruhm, von dem bis dahin die Welt nicht
viel gewußt hatte, hatte sich in jenem Kriege glänzend ent
wickelt; Frankreich hatte auf dem Festlande Europas die un
bestrittene Vorherrschaft, und von ihm hing es jetzt ab, ob dies
ein dauernder Zustand, ob Europa eine Einheit unter Frankreichs
Leitung und Einfluß werden, ob das in den Händen der Sachsen,
der Hohenstaufen, der Habsburger gescheiterte Werk in den
Händen der Bourbonen gelingen sollte. Dreierlei war hierzu
nötig, es mußte Frankreich an Macht allen anderen Staaten so
weit überlegen sein, daß es unbedingt Frieden gebieten konnte;
es mußte aber dann auch mit dieser Macht sich begnügen, sie