13
Martha: Ihr habt schon recht. Wenn ich das wär', ich ließe
mir keine grauen Haare wachsen, ist's nicht dieser, ist's
ein andrer, heute scheid' ich, morgen wand'r ich!
Line: Schlechtes Ding! So ist die Liesbeth aber nicht! Die
vergißt ihren Friedrich so schnell nicht. Wer weiß, ob
sie's überhaupt ganz verwindet!
(Sie steht auf und will abgehen, Martha folgt ihr.)
Martha: Dafür laßt mich nur sorgen. Die feinen Herrchen
in der Stadt sind doch auch nicht blind. Und die Lies
beth? Na, ihr wißt doch, wie's in dem Liede heißt:
„Sie war das allerschönste Kind, das man in Hessen
findt." „Aber nein, aber nein", sprach sie, „das bin
ich nicht!"
(Trällert die Worte, sieh« Noten!)
Aus: In einem Hessenstädtchen . . ..
Aus der Sammlung: Alte deutsche Volkslied, r, Worte und Weisen aus dem Volks
munde Hessens. Aufgezeichnet und in 2stimmigem Notensatz he»ausgegeben von Agnes
Gewecke-Berg. Verlag I. Beltz, Langensalza.
- f r, r ß—f-
Sie war das al-ler-schänste Kind, das man in Hes - sen findt.
A - der nein, a - der nein sprach sie: „Das bin ich nicht."
Line: Verderbt sie nur nicht da draußen. Und nun marsch
an dein Spinnrad, ich will den Kaffee machen.
(Martha macht eine verächtliche Bewegung nach dem
Spinnrade hin und läuft hinter Line hinaus.)
Liesbeth: Martha, wo steckst du denn? Komm her, stimm'
an, wir wollen noch eins singen.
Martha: Was denn?
(Zurückkommend)
Philipp: Müde kehrt ein Wanderer zurück . . .
Alle: Ach ja, ach ja, Ruhe! Ruhe!
(Die Spinnräder surren, alle singen)