Schmerzen empfinden, wenn dies oder jenes Glied verletzt wird. Auch
der Volksgeist muß in gleicher Weise empfindlich sein für jedes Glied
des Volke«. Heute kann man aber wahr nehmen, daß der Volksgeist nur
auf gewisse Organe reagiert, während die arbeitenden Glieder lahm
geworden sind. Ein lahmer Mann muß sich von anderen ernähren lassen.
Er muß von seiner Umgebung Lebensmittel beziehen. Das geht aber nur
so lange, bis sein Besitz aufgebraucht ist. Danach wird er aus seinem
Hause vertrieben.
Schützen wir uns recht bald vor dem sicheren Untergange, indem
wir uns selbst ernähren. Wenn erst unsere Nahrungsquellen ruiniert
sind, dann ist auch unsere Familie und unser Volk vernichtet. Hunger
tut weh und Not lehrt beten, sagen die Priester. Dieser symbolische
Ausdruck sagt in Wirklichkeit: „Du wirst dich schon fügen, wenn der
Magen knurrt und dein Auge nur Mündungen von Kanonen und Ma
schinengewehre ringsum auf dich gerichtet sieht/ 4
Es ist leicht gesagt, aber woher Arbeit nehmen, damit wir uns
selbst ernähren können.
Hier trifft dasselbe zu, was wir bei unserer körperlichen Funktion
als feststehend betrachten. Will ich irgend eine Arbeit beginnen, so
muß mein Wille den Arbeitsplan schon ausgearbeitet haben. Genau so
verhält es sich mit dem Wollen und Arbeiten des Volks willen; des
Volksgeiste«. Jeder Einzelne muß das gleiche Ziel verfolgen. Dazu
gehört aber eine absolute gerechte Belehrung, die kein Atom von
Eigennutz enthalten darf wie das verwerfliche Kastensystem. Die un
geschminkte Belehrung über die Kulturepochen muß in den kleinsten
Zellen des Staatskörpers beginnen, damit jedes einzelne Glied seine
Kraft für das*Ganze hergeben kann aus der Überzeugung, letzten Endes
doch nur für sich gearbeitet zu haben. Denn verfällt der ganze Organis
mus, dann verfällt auch die einzelne Zelle. Arbeiten aber alle Zellen
für den Organismus, dann ist die Existenz des Ganzen sowie die des
Einzelnen gesichert. Die kleinste Zelle im Staate, die sich immer wieder
erneuern muß, ist die Familie. So wie sich die Zellen durch Teilung
erneuern und nach außen abdrängen lassen müssen, bis sie schließlich
absterben, so geschieht es in der Familie ebenfalls. Die Familie ist die
Urzelle des Staates. Das hier entstehende neue Leben kann nur von
gleichem Zellstoff genährt und gepflegt werden. Alles andere ist art
fremd und unnatürlich.
Will ich aber im Gegenteil einen Organismus vernichten, ohne
äußere Gewaltspuren zu hinterlassen, dann setze ich in das Blut dieser
Organismen Parasiten, die diese gesunden Zellen zerstören, oder in
erster Linie die neue Zellenbildung verhindern. Stillstand bedeutet
immer Rückgang. Diese Parasiten im Volkskörper sind Huren und
Ehebrecher ohne Unterschied des Standes.
Die jüdische Geschichte im alten Testamente ist an solchen Bei
spielen sehr lehrreich. Die Eroberung von Jericho Josua 6 V. 17 lehrt
uns, daß die Hure Rahab die Stadt verraten hatte, denn sie hatte die
Spione versteckt. Vers 23 und 24 sagt uns, daß sie für diesen Volks
verrat am Leben blieb, aber außerhalb des Lagers gebracht wurde. Zu
hälter sind eben minderwertig. Auch die Jüdin Judith gab sich den
Schein, eine Hure zu sein, aber nur mit dem Ziele, den Feldherrn
Holofernes zu vernichten. Siehe das Buch „Judith' 4 in den Apokryphen.
Im dritten Kapitel lesen wir, daß dieser Feldherr rücksichtslos seine
Feinde vernichtete. Kein Volk wagte es mehr, ihm zu trotzen. Alle
Götzen wollte er vernichten, damit er allein als Gott gehalten würde.
Aber er hatte nicht damit gerechnet, daß er eine sehr schwache Stelle
besaß, die einem Angriff nicht standhielt, ln den Nibelungen liegt die
Stelle, durch die Siegfried den Todesstoß erhielt, zwischen den Schulter-
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